Windischgartsen : FC-Profi Clemens will „nicht der neue Poldi sein”
Windischgartsen Eigentlich ist nur eine lockere Fahrradtour am Vormittag geplant, doch am letzten Anstieg vor dem Hotel packt die FC-Spieler der Ehrgeiz. Kräftig treten sie in die Pedale, manch einer erhebt sich aus dem Sattel. Mit der Spitzengruppe erreicht Christian Clemens den Wellness-Palast, in dem der 1. FC Köln im Trainingslager in Österreich logiert.
Die einstündige Fahrt durch die Alpen-Idylle hat den 20-Jährigen nicht sonderlich angestrengt. Clemens ist fit. Seine Konzentration im Training gilt den spielerischen Umstellungen. Nach den Plänen von Coach Holger Stanislawski ist die Offensive ein Schmelztiegel voller Allrounder - Hauptsache, jede Position ist besetzt. Der Rechtsaußen Clemens ist im neuen System auch Linksaußen. Und hängende Spitze. Und Stürmer. Und Hoffnungsträger.
„Wir wissen um seine Qualitäten. Er lebt von seiner Dynamik, mit seiner Beschleunigung kann er eine Waffe für uns werden”, sagt Stanislawski. Nach dem Abstieg musste Clemens mental aufgebaut werden. „Das Selbstvertrauen fehlte noch ein bisschen. Wir sind abgestiegen, das ist ganz bitter, gerade für mich als Kölner”, sagt er.
Mittlerweile ist der Spaß aber zurückgekehrt: „Die ersten zwei Wochen der Vorbereitung war ich im Kopf noch nicht frei. So langsam habe ich den Abstieg verdaut und freue mich, wenn es wieder losgeht.” Die neue Freiheit auf dem Platz gefällt ihm. „Ich finde es gut, dass wir flexibel spielen. Letztes Jahr war es ein großes Problem, dass wir immer unsere Positionen gehalten haben. Nun sind wir nicht mehr so leicht auszurechnen”, sagt er. Beim 2:0-Sieg gegen Prag funktionierte die Umsetzung aber nur mäßig. „Wir rotieren zu wenig und halten zu lange den Ball”, sagt Stanislawski. Der 42-Jährige hat ein klares Konzept. Die Innenverteidiger müssen den Ball flach nach vorne passen. Das zentrale Mittelfeld muss den offensiven Kreisel versorgen, für Flankenläufe sind die vorgezogenen Außenverteidiger zuständig.
Mit 58 Bundesligaspielen zählt Clemens zu den erfahrenen Profis im Kader. Sieben Tore hat Clemens erzielt, in der Zweiten Liga steht er offensiv noch mehr in der Verantwortung. „Wir müssen Christian noch ein bisschen nötigen und schubsen. Er muss noch mutiger werden, gerade in Eins-gegen-eins-Situationen”, sagt der Coach.
Nach dem Abgang Lukas Podolskis ist auch Clemens Bedeutung außerhalb des Platzes gestiegen. Ob auf Werbeplakaten oder bei der Trikot-Präsentation - Clemens wird als neuer Lokalheld vermarktet. Ansprüche auf die Thronnachfolge hat er nicht: „Ich habe viel von ihm gelernt, aber ich möchte nicht der neue Poldi sein.”