Aachen : Fahndung nach der Lockerheit
Aachen Der Tag ging in seine letzte Stunde, da wurden Fahndungsplakate aufgehängt. Gesucht am Tivoli wurden zwei verlässliche Begleiter aus der überragenden Hinrunde, genannt Lockerheit und Unbekümmertheit. Seit der Winterpause gelten diese beiden munteren Gesellen als (vorübergehend?) verschollen.
Das Ergebnis der Schwächung konnten 13309 Zuschauer am Freitagabend begutachten, als die Mannschaft von Alemannia Aachen nur ein eher glückliches 0:0 gegen die Spielvereinigung Greuther Fürth erreichte.
Nach energischen 30 Auftaktminuten verkrampfte die Gruppe zunehmend, weil sich der Erfolg nicht einstellte. Mit jeder weiterziehenden Spielminute verflüchtigte sich die notwendige Ruhe, auch eine solche Partie gewinnen zu können.
Unruhe beim Spielaufbau, Unruhe im Torabschluss hat auch der Manager Jörg Schmadtke beobachtet: „Da fehlt die Sicherheit.” Im Jahr 2004 wurde im Ligabetrieb noch kein Heimtreffer auf der Videowand angezeigt.
Die fehlende Ruhe wurde gegen die Spielvereinigung auch noch in der Schlussphase bemerkbar, als mit Meijer und Salou zwei kantige Stürmer vergeblich auf Zulieferung warten. „Wir haben es nicht geschafft umzuschalten”, ärgerte sich Trainer Jörg Berger. Das Programm „Brechstange” wurde in der Praxis nicht umgesetzt.
Im Jahr 2004 macht sich bemerkbar, dass in Aachen ein Team zusammengestellt wurde, das „einen guten einstelligen Tabellenplatz” ergattern sollte. Nun lockt unerwartet der ganz große Wurf „und es fehlt an einer LmaA-Stimmung”, zitiert Trainer Jörg Berger den guten alten Götz von Berlichingen. „Mit der neuen Situation, dass sie so viel erreichen können, müssen meine Jungs erst einmal klar kommen.”
Zusätzlich beklagt der Coach in dieser Saisonphase, dass „gefestigte Spieler” wie Meijer, Salou, Lanzaat, Grlic oder auch Pflipsen nach Verletzungen auch die körperliche Frische fehlt. Quido Lanzaat wird nach seiner Verletzung (Muskelfaserriss in den Adduktoren) vermutlich vier Wochen und damit auch beim DFB-Pokalhalbfinale ausfallen.
Für ihn rutschte zuletzt regelmäßig Edwin Bediako ins Team. Der Ghanaer wird nicht nur von einem Teil des Publikums äußerst kritisch beurteilt, auch die Geduld der Verantwortlichen ist inzwischen endlich. „Er steht am Scheideweg seiner eigenen Entwicklung”, sagt Schmadtke. „Er muss aufpassen.” Und auch Berger fordert: „Entweder kommt er jetzt oder das war es dann, und er hat es nicht bei uns geschafft.”
Für andere Spieler verteilt der Cheftrainer dagegen eher Zuckerbrot. „Einige Profis setzten sich selbst enorm unter Druck. Den erzeuge weder ich noch die Medien oder das Umfeld.” Als Beispiele für die Leistungsschwankungen nennt Berger die jungen Frank Paulus oder Emmanuel Krontiris, „die sich plötzlich einen Kopf machen”.
Nun steht für solche Spieler und auch für die Mannschaft unerwartet die nächste Entwicklungsstufe an. „Wenn ich weiter kommen will, muss ich für solche Situationen Lösungen finden”, sagt Berger und sieht sich in der zehntägigen Spielpause zunehmend als „Psychologe” und „Lockermacher” gefordert.
Große Sorgen, dass das Umpolen zu spät kommt oder zu lange dauert, macht sich Schmadtke nicht. „Die Mannschaft hat bisher noch jeden Entwicklungsschritt geschafft.”