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Aachen: Euphorie löst die Tristesse am Tivoli ab

Aachen : Euphorie löst die Tristesse am Tivoli ab

Ein Punkt in Bielefeld. Mehr nicht, aber eben auch nicht weniger. Das macht aus Ralf Aussem noch kein Überfallkommando der guten Laune. Auch an diesem Tag trägt er seine Analyse nüchtern wie ein Berater am Bankschalter vor.

Die Bodenständigkeit tut dem in der 3. Liga gestrandeten Verein ziemlich gut. Und so hat Alemannias Trainer mit seinem neuen Sportdirektor Uwe Scherr die Kreditlinie des Klubs in ein paar Wochen gewaltig ausgebaut, ohne dass sich bislang sportlich viel ereignet hat. „Wir haben es geschafft, aus völliger Tristesse eine positive Grundstimmung hinzubekommen”, sagt Geschäftsführer Frithjof Kraemer.

Fast 7000 Dauerkarten (Ligarrekord) hat der Absteiger unters Volk gebracht, wobei ihm dieses schöne Pokallos gegen Mönchengladbach zweifellos behilflich ist. Eine unerwartete Aufbruchstimmung ist am Tivoli entstanden. Abstieg war gestern, heute lockt die neue Herausforderung. Am Samstag wird nun erstmals gegen Wacker Burghausen die 3. Liga ausgerufen in Aachen und erwartet werden mindestens 12.000 Fans.

Dieses sorgsam erarbeitete Remis in Bielefeld hat erste Erkenntnisse über das weitgehend unbekannte Land gebracht. Alemannia scheint wieder eine Mannschaft zu besitzen, die noch auf der Zielgeraden zulegen kann. Für Anhänger, die vor Spielende am Parkplatz sein wollen, ist das keine gute Nachricht. Für Ralf Aussem dagegen wohl. „Unser Trainingsprogramm war darauf ausgerichtet, nicht nach 70 Minuten einzubrechen”, sagt er.

Die Mannschaft kann bei Bedarf hochschalten, was gerade Arminia zu spüren bekam. Zudem hat der 51-Jährige zumindest noch in dieser Phase der Saison ausreichend Munition um nachzuladen, wenn es hier und da noch klemmt. In Bielefeld waren die Außenspieler nicht gut unterwegs, Abschlüsse waren rar - und doch kam Alemannia dem Sieg sehr nahe.

„Natürlich ist bei allen Spielern noch Luft nach oben”, sagt der nüchterne Herr Aussem, aber er widerspricht vehement dem Boulevard, der einen „Holperstart” oder gar ein „Desaster” beobachtet haben wollte. Der Start sei völlig in Ordnung gewesen, Aachen dominierte die Partie. Mehr nicht. „Aber wir sollten die Kirche im Dorf lassen, vor ein paar Wochen standen wir hier ohne einen einzigen Spieler.”

Viel ändern will er vor der Heimpremiere nicht. Sascha Herröder fällt ebenso aus wie Freddy Borg. Thomas Stehle pausiert derzeit mit Magen-Darm-Virus. Michael Mel- ka fehlt weiterhin im Kader, der Trainingsrückstand ist zu groß. So bleibt Tim Krumpen eine „vorläufige” Nummer 1. „Einen richtigen Dreikampf im Tor hat es noch gar nicht gegeben”, sagt Aussem. Routinier Melka war bislang eher ein Fall für den „Medizinball”, vermutlich ist er ab der nächsten Woche beschwerdefrei. „Ich will mich jetzt noch nicht auf eine Nummer 1 festlegen”, sagt Aussem. Tim Krumpen liegt in dem Rennen erst einmal vorne, kann seine Position durch gute Spiele weiter ausbauen.

Die Vorfreude wächst im Kader, das Auftaktprogramm gilt als machbar. „Wir wollen zeigen, was wir auf die Beine gestellt haben”, sagt der Trainer. Die neuen Zugpferde werden erstmals in der 3. Liga in Aachen auf die Weide gelassen. „Wir haben nichts erreicht”, mahnt Aussem, „wir müssen darum kämpfen, die Aufbruchstimmung beizubehalten.” Zuversichtlicher formuliert es Manager Uwe Scherr: „Diejenigen, die gegen Burghausen kommen, werden es nicht bereuen.”