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Mönchengladbach: Ein neuer „Sechser” und alte Probleme

Mönchengladbach : Ein neuer „Sechser” und alte Probleme

Es gibt Statistiken, die sind so sinnlos wie Franz Beckenbauers legendärer Satz: „Es gibt nur eine Möglichkeit: Sieg, Unentschieden oder Niederlage.”

Die Sinnlos-Statistik aus Mönchengladbach: „Meiste Schüsse N. Rafael (3)”. Drei Mal hat der in der 66. Minute eingewechselte Nando Rafael in 24 Minuten aufs Tor geschossen. Darunter war auch jener Versuch aus Minute 84, der allein die Fans in Block 12 auf der Osttribüne in Gefahr brachte. Aber Hauptsache, der Schuss steht in der Torschuss-Statistik.

Und noch mehr Statistik: Seit drei Spielen ist Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga ungeschlagen, seit drei Spielen ohne Gegentor. Beeindruckend für einen Klub auf einem Abstiegsplatz ...

Und so entschlossen sich die Mönchengladbacher, die positiven Seiten des torlosen Kicks gegen Alemannia Aachen zu thematisieren. Auch, weil sie über den Punktgewinn glücklich sein mussten.

Hätten die Gäste nicht fast sämtliche Angriffsbemühungen in der zweiten Halbzeit eingestellt, wäre Borussias nicht sicher wirkende Abwehr kaum ohne Gegentreffer geblieben. Dazu gesellte sich Glück, als Jan Schlaudraff nach einem kapitalen Patzer des ansonsten souverän agierenden Steve Gohouri an Kasey Keller scheiterte (kurz bevor Rafael Block 12 anvisierte).

„Da hat mir die Erfahrung aus hunderten Spielen geholfen. Jan hatte nur eine Möglichkeit, und da lag ich”, schilderte Borussias Torwart die Szene, als er im Duell Mann gegen Mann den Punkt rettete.

Ein Punkt, mit dem Jos Luhukay gut leben kann. Zum einen „weil er am Ende wichtig sein kann, um in der Bundesliga zu bleiben”. Zum anderen ist die Alemannia als direkter Konkurrent „auch nicht von uns weggelaufen. Wir bleiben in der Tabelle alle beisammen.”

Im Keller. Um den zu verlassen, bedarf es keiner Serien ohne Niederlagen, sondern Siege. Für Siege benötigt man Tore. Und Tore schießen nun mal meistens Stürmer. Aber Stürmer hat Mönchengladbach nicht - im Einsatz. Der an der Leiste operierte Oliver Neuville muss sich noch gedulden, der undisziplinierte Wesley Sonck erst wieder im Training bewähren (sportlich und menschlich). Bleibt Kahê?, den Luhukay massiv in Schutz nahm. Der Brasilianer ist für den Heynckes-Nachfolger „eine echte Nummer neun”.

Für viele Beobachter ist Kah? dagegen kein „echter” Mittelstürmer. Er arbeitet viel (und gut), er schirmt und legt (meistens gut) Bälle ab. Aber er geht kaum einmal steil in die Spitze, denkt zu selten voraus und ist im Strafraum alles andere als ein Schrecken der Gegenspieler. Luhukay umschreibt es so: „Wir haben es nicht geschafft, in der Gefahrenzone zwingende Möglichkeiten zu kreieren.”

Kreativ war Borussias Spiel ohnehin nicht, auch weil die kreativsten Spieler im Team, Federico Insua und Marcell Jansen, gerade in Halbzeit 1, völlig aus dem viel zu rechtslastigen Spiel genommen wurden. Selbiges widerfuhr Eugen Polanski, für den Bo Svensson ab der 53. Minute überraschend als defensiver Mittelfeldspieler agierte.

Luhukay hatte Polanski als Schwachstelle ausgemacht und nahm mit des Dänen Einwechslung den Aachenern, die bis zu diesem Zeitpunkt clever immer wieder durch die Mitte und über Sascha Rösler ihre Chancen gesucht hatten, die Stärke. „Bo hat mehr Präsenz gezeigt, Kopfbälle und Zweikämpfe gewonnen. Von Rösler war nichts mehr zu sehen”, urteilte Luhukay und freut sich über die neu gewonnene Alternative. Denn auch in der Spieleröffnung besitzt der „gelernte” Innenverteidiger Svensson seine Qualitäten.

Und Qualität kann die Borussia gut gebrauchen, auch wenn Peer Kluge vor dem Gastspiel am kommenden Samstag in Dortmund nicht bange ist. „Wir sind jetzt ja auch auswärts ´ne Macht”, findet der Mittelfeldspieler.

Übrigens: Die Statistik gibt Kluge recht: Seit einem Spiel in Serie ist die Borussia auf des Gegners Platz ohne Punktverlust.