Mönchengladbach : Ein Geschenk für „Zu-Null-Horschtl” und seine Fans
Mönchengladbach Am Dienstag stellt Horst Köppel dem Präsidium von Borussia Mönchengladbach sein Konzept vor. Es geht um die Position des Cheftrainers für die kommende Saison - und womöglich länger.
Deshalb wird er die Rede diesmal wohl selbst erledigen. Anders als vor einigen Tagen, als er flugs Co-Trainer Michael Oenning zum Referenten delegierte: Der Westfale weihte bei einem Besuch die Kollegen vom Bund Deutscher Fußballlehrer in die Geheimnisse des Trainingsalltags ein.
„Wir wollten taktisch eigentlich anders spielen”, entschuldigte sich Köppel am Samstag nach dem 0:0 gegen Hertha BSC. Das Forum war diesmal weder das Präsidium noch die Vereinigung der Fußballlehrer. Es war die Öffentlichkeit, und die feierte - allen voran die 53.466 Fans im Borussia-Park - den „Zu-Null-Horschtl”.
2:0 gegen die Bayern, 0:0 in Nürnberg, 2:0 gegen Stuttgart, 0:0 in Hamburg und jetzt eben das torlose Remis gegen die Hauptstädter, das Tüpfelchen auf dem Klassenerhalt. Doch vielleicht beschlich den Schwaben ein ungutes Gefühl. Immerhin stand die Null nicht nur durchweg hinten, sondern auch drei Mal vorn. Und diese Form der Sicherheit lässt sich womöglich nur in den speziellen Tagen des sportlichen Existenzkampfes entschuldigen, kaum aber als Vision eines Vereins, der einst das Offensivspiel mit entsprechend vielen Toren auf seine Vereinsfahne geheftet hatte.
Beim letzten Heimspiel der Saison konnte man - wenn man wollte - dem untauglichen Versuch beiwohnen, einen Sieg einzufahren, wenn man in der Abwehr permanent in Überzahl, vorne dagegen notorisch in Unterzahl sich befindet. „Als ehemaliger Stürmer bin ich kein Anhänger eines Defensiv-Konzepts”, beeilt sich denn auch Horst Köppel zu betonen.
Das werden Sportdirektor Peter Pander und Präsident sicherlich auch gerne hören. Und dem ehemaligen Borussen-Profi gratulieren. Nicht unbedingt zu diesem offensiven Glaubens-Bekenntnis. Eher zu seinem 57. Geburtstag. Dieser persönliche Feiertag ist ein weiteres Indiz dafür, dass am Dienstag ganz im Sinne der Fans und der übrigen Öffentlichkeit, Borussias ehemaliger Amateurtrainer dauerhaft (!) als Chefcoach der Profis installiert wird. Auch der smarte Peter Pander wird sich nicht trauen, dem Borussia-Retter ausgerechnet an seinem Geburtstag eine Absage zu kredenzen.
Und so liefert der neue Sportdirektor lieber weitere Hinweise auf ein wahres Geschenk. „Wenn zwei wollen, kommt in der Regel auch ein Ergebnis heraus”, prophezeit Pander. „Es sieht ganz danach aus, als wenn Horst Köppel Trainer sein wird. Aber schließlich geht es ja immer noch um Inhalte.” Sprich Konzepte, Laufzeiten, Geld. Das werden keine Stolpersteine sein.
Und so kann Horst Köppel schon im vorhinein vermelden, dass er gerne mit Michael Oenning und Uwe Kamps an seiner Seite weiterarbeiten möchte. „Gerade in dieser Mischung aus Dynamik und Erfahrung sehe ich einen großen Vorteil”, schwört auch Thomas Broich, vor Wochen mental fast schon auf dem Absprung zu einem anderen Verein, auf das Trio.
Kontinuität passt gut zu Panders Ruhe-Konzept. Und auch in der Mannschaft wird es nicht mehr soviel Bewegung wie in den letzten Monaten geben. In der Offensive ist Borussia neben Oliver Neuville und Vaclav Sverkos mit einem fast gesunden Giovane Elber und Wesley Sonck gut bestückt. Letzterer dementierte am Samstag alle kolportierten Absetz-Pläne. „Klar bleibe ich. Ich bin froh, dass wir es geschafft haben, sonst hätte ich wieder gehen müssen”, sagte der nun ehemalige Leih-Stürmer, der nun für zwei Millionen Euro von Ajax gekauft werden wird.
Dafür aber bricht die Innenverteidigung weg. Craig Moores Vertrag wurde aufgelöst, Nico van Kerckhoven wechselt zu Westerloo. „Ohne Advocaat wäre ich sicherlich noch hier. Aber ich stehe zu meinem Wort”, bedauert der Belgier, der gegen Hertha erneut seine Klasse demonstrierte. Zwei Innenverteidiger und noch einen Ersatz für den zu Bielefeld wechselnden Rechtsverteidiger Bernd Korzynietz fehlen noch. Ein torgefährlicher Mittelfeldspieler ist überfällig.
Ein Torhüter mit Perspektive muss auch noch her, selbst wenn Kasey Keller seinen Vertrag erfüllt, was nach seinen zuletzt guten Leistungen nicht mehr so unwahrscheinlich ist wie in der Advocaat-Ära.