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Aachen/Mönchengladbach: Die Skepsis in Gladbach und das „Auswärtswunder”

Aachen/Mönchengladbach : Die Skepsis in Gladbach und das „Auswärtswunder”

Schauen wir auf Meinungen und Prognosen, die Autoren der „Seitenwahl”, einem Online-Magazin für Fans von Borussia Mönchengladbach, vor den Spielen in der Europa League gegen Marseille und dem Fußball-Bundesliga-Spiel in Hannover von sich gegeben haben.

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„Die langersehnte Europa -League wird für Borussia zur lästigen Nebenveranstaltung, die nicht dazu geeignet ist, neues Selbstvertrauen zu sammeln.” Ein anderer Autor: „Europapokalspiele sind in Zeiten wie diesen eine Strafe und keine Belohnung. Wer Borussen-Fan ist, kann sich auf einen weiteren versauten Abend einstellen.” Weiter gings auch nach dem 2:0-Sieg am Donnerstag mit einer gehörigen Portion Skepsis: „Der Aufwärtstrend hält an: Nach dem 0:5 in Dortmund und dem 0:4 in Bremen gibt es in Hannover nur eine 0:3-Niederlage .” Oder: „Hannover lässt Borussia keine Chance. Nach anfangs hartem Kampf wird es am Ende ein souveränes 2:0 für die Niedersachsen.”

Und bald geht die Welt unter.

Doch im Fußball ist es nun mal ganz anders. Da braucht man noch nicht einmal ein ganzes Spiel, da reichen auch schon mal neun Minuten und die Fußball-Welt strahlt wieder im hellsten, im schönsten Licht.

Neun Minuten braucht man. Und Juan Arango. Ein Schuss des Venezolaners vor dem 1:2 (70.) durch Alvaro Dominguez, eine Freistoßflanke von ihm vor dem 2:2 (77.) durch Roel Brouwers und zur Krönung ein so was von abgezockter Freistoß des 32-Jährigen zum 3:2 (79.) sorgten in Hannover für die Wende. Ganz trocken sagte der Mann mit dem wohl effektivsten linken Fuß der Liga zu seinem finalen Geniestreich: „Ich weiß, was ich kann.”

Es wäre ungerecht, die Wende nur an Arango festzumachen, der zum Beispiel gegen Marseille - ausnahmsweise - nur ein Mitläufer war. Wie schon im Europapokal gab auch die Partie in Hannover viele kleine Hinweise, dass die Borussia sich nicht nur in einem Zwischenhoch befinden könnte. Die Ordnung stimmte überwiegend, das Miteinander funktionierte, aber vor allem: Der nach den ersten Gegentoren bei den Klatschen in Dortmund und Bremen jeweils zurecht attestierte Zusammenbruch der Systeme blieb diesmal nach den beiden Hannoveraner Toren (48. und 53.) gänzlich aus. Die Borussen blieben ruhig, die Borussen blieben im Spiel, die Borussen wurden jetzt erst richtig aktiv. „So ein Auswärtserfolg kann einen richtigen Schub geben”, hofft Sportdirektor Max Eberl, und Trainer Lucien Favre ist sich sicher: „Das gibt uns viel Kraft.”

Noch viel Potenzial

Die wird die Mannschaft benötigen: Morgen im Pokal in Düsseldorf, Samstag gegen Freiburg, Donnerstag darauf in Marseille, dann in Fürth. Vier Spiele in zwölf Tagen, vier Mal die Gelegenheit, nicht nur die angedeutete neue defensive Stabilität nachzuweisen, sondern auch in der Offensive Akzente zu setzen. Da liegt noch immer viel Potenzial brach, wobei es nach den bitteren Auswärtsergebnissen zunächst genau richtig war, sich im hinteren Bereich zu festigen. Sowohl gegen Marseille als auch in Hannover funktionierte das sehr gut, echte Torchancen waren für die Gegner an einer Hand abzuzählen. Und nur einmal hatte die Borussia in Hannover ihre Ordnung komplett verloren. Favre schimpfte: „Das Gegentor zum 0:1, das geht gar nicht. Ein Konter auswärts, kein Mittelfeld war da, um die Abwehr zu schützen.”

Jantschke fällt aus

Ob am Mittwoch in Düsseldorf (20.30/ARD) erneut die Hannover-Formation beginnen wird, bleibt abzuwarten. Ein junger Spieler wie Lukas Rupp, der sich trotz diverser fehlerhafter Abspiele gegen Marseille und in Hannover mehr als ordentlich in die Mannschaft eingefügt hat und enorm viel unterwegs war, könnte sicherlich eine Pause vertragen. Genau wie Thorben Marx, der nach langem Reservistendasein zuletzt als „Arbeitstier” im Mittelfeld fast unersetzlich war. Definitiv nicht dabei sein wird nach seiner Gehirnerschütterung Rechtsverteidiger Tony Jantschke.

Ach ja, die „Seitenwahl”-Redaktion titelte nach dem Erfolg ganz schlicht: „Auswärtswunder”. Hannover-Spezialisten: Erst Reus, jetzt Arango

Zwei der spektakulärsten Fußballer der Bundesliga bilden den Rahmen für eine beeindruckende Heimserie von Hannover 96, die am Sonntag zu Ende ging. 22 Heimspiele hatten die Niedersachsen in der Liga nicht mehr in der Heimat verloren. Dann kam Juan Arango und zeigte mit seinen Vorlagen und seinem genialen Freistoßtreffer 96 die Grenzen auf.

Am 30. April 2011hatte Marco Reus mit einem fulminanten Fernschuss - ebenfalls für Gladbach - den bis dahin letzten Auswärtssieg eines Teams in Hannover besorgt.

Trainer Mirko Slomka war richtig angefressen. „Arango ist doch nun wirklich kein Unbekannter. Vor allem auch als Freistoßschütze nicht”, haderte der 96-Coach. (dpa)