Mönchengladbach : Die „Hand Olivers” ebnet den Weg zum Gladbacher Sieg
Mönchengladbach Joachim Schwerin hatte eine klare Meinung. Sein Tipp zum Spiel ließ an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig.
„Ich habe keine Lust zur Zurückhaltung, wenn solche Wurstvereine wie der FCK die Ehre eines Besuches in Mönchengladbach beanspruchen, die ihnen nicht zusteht. Borussia gewinnt 6:0 weil man sich ab der 55.Minute für Hannover schont...”, hatte der glühende Verehrer der Borussia vorhergesagt.
Dass es am Ende „nur” 2:0 (0:0) für die Gladbacher nach einem sehr durchschnittlichen Auftritt hieß, wird Joachim Schwerin wie alle anderen Fans verkraften. Wofür gibt es den schönen Leitsatz, „nach dem Wie fragt morgen keiner mehr”.
Erzählen wir es Ihnen also schnell heute: Der Sieg hat einen „Macher”, Oliver Neuville. Eine Halbzeit lang agierte der Stürmer wie alle anderen Kollegen jenseits von Gut und Böse. Doch in den entscheidenden Momenten war der 31-jährige Ex- (und bald vielleicht Wieder)-Nationalspieler zur Stelle.
So in der 53. Minute: Marek Heinz setzte Ivo Ulich in Szene, dessen Flanke ließ der nicht immer sichere Tim Wiese im FCK-Tor abprallen. Neuville war zur Stelle, kämpfte mit Ingo Hertzsch um den Ball und drückte ihn über die Linie - mit der Hand!
„Es war keine Absicht”, sagte der Torschütze mit Überzeugung, selbst als die Fernsehbilder seinen Vorsatz entlarvten. Gut für die Borussen, dass Schiedsrichter Uwe Kemmling, der so schlecht pfiff wie die Mannschaften spielten, die Proteste der Lauterer ignorierte und den Borussen nicht befragte.
Dafür gelang Oliver Neuville beim 2:0 ein blitzsauberes Tor. Einen langen Pass aus der Gladbacher Abwehr wollte Herve Lembi zu Wiese verlängern, was gründlich mißlang. Neuville übernahm die Kugel und lupfte sie über Wiese ins Tor (78.).
Der Sieg war verdient, keine Frage, aber wenn Peer Kluge behauptet, Trainer Holger Fach hätte der Mannschaft zur Halbzeit gesagt, sie solle so weiter spielen, ist es kaum zu glauben. Denn Part 1 des Spiels stand unter dem Motto: Zu allem bereit, zu nichts in der Lage.
Die Gastgeber mussten aktiv sein - konnten es aber nicht. „Nervosität hat die erste Halbzeit geprägt”, fand Fach. Ideenreich war jedenfalls nicht das Wort der Wahl für die Aktionen der Gastgeber. Anzahl der Torchancen bis zum Pausenpfiff: null.
Kaiserslautern, nur darauf bedacht die Borussen nichts ins Spiel kommen zu lassen, hatte bei den wenigen eigenen Offensivaktionen die Möglichkeiten. Doch Darius Kampa reagierte bei Zandis Schuss und Janckers Kopfball vortrefflich (8. und 15.). „Da braucht man auch Glück”, lehnte der bescheidene Keeper alle Lobeshymnen ab.
Das große Manko der Borussen: der Spielaufbau. Kluge, Gaede, Ulich und Broich im Mittelfeld wurden zugestellt, so dass Jeff Strasser und Marcelo Pletsch die Aufgabe der Spieleröffnung meist ausfüllen mussten. Eine Rolle, die sie in diesem Fußball-Leben nicht mehr lernen werden.
FCK-Trainer Kurt Jara, über dem nun wieder verstärkt das „Gespenst” Klaus Toppmöller kreisen dürfte, war dennoch angetan, von der Kompaktheit seines Teams in den ersten 45 Minuten und sah die Niederlage allein im Handspiel begründet. Eine fatale Sichtweise, denn bundesligawürdig war der Auftritt des FCK nicht.
Wie der des Herrn Kemmling, der seinen unsinnigsten in der 56. Minute hatte, als er nach einem rüden Foul von Ioannis Amanatidis an Thomas Broich den Übeltäter ungestraft ließ, aber die Schubser von Bernd Korzynietz und Dimitrios Grammozis beim anschließenden Rudel mit überflüssigen Roten Karten bestrafte.