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Köln: Die „FC-Ikone” will an die Macht - mit aller Macht

Köln : Die „FC-Ikone” will an die Macht - mit aller Macht

Die Szenerie mutete zunächst wie ein gemütlicher Kaffeeklatsch an. Ein prominentes Quartett saß lässig in der Sitzgruppe im Foyer des Kölner Dorint-Hotels an der Messe und plauderte mit ein paar Journalisten.

Das Quartett: Wolfgang Overath, Jürgen Glowacz und Stephan Engels, die beim Tabellenletzten die Club-Führung anstreben, und der sie unterstützende Verwaltungsrat Friedrich Neukirch. Das Thema: alles andere als gemütlich. Wolfgang Overath, die Ikone des 1. FC Köln, sah sich von FC-Präsident Albert Caspers in seinem Wollen, dem arg lahmenden Geißbock ohne Honorar wieder auf die Sprünge zu helfen, falsch wiedergegeben.

Mehr noch. Der Alt-Internationale will nach wie vor die Macht in „seinem” Club übernehmen. Er stellte Caspers nicht gerade ein gutes Zeugnis aus: „Ich schätze ihn als Menschen sehr, aber er ist in dieser Position überfordert und kann nicht das bewegen, was man bewegen könnte. Und bewegen kann man nur in dieser Position etwas. Der Posten des Präsidenten ist der stärkste im Club. Aber er muss mit Charisma und Leben erfüllt werden.” Die klare Aussage: „Ja, wenn Albert Caspers zurücktritt, stehe ich mit Sicherheit bereit. Aber nur in alleiniger Verantwortung”

Overaths Weggefährte Stephan Engels formulierte das im kleinen Kreis - und offenbar mit Overath abgestimmt - dann so: „Es wäre ein guter Zeitpunkt für einen Rücktritt. Für alle Beteiligten. Caspers würde nicht zum dritten Mal absteigen und sicher von den Fans bejubelt, weil er Overath, nach dem das Volk seit zehn Jahren immer in Krisenzeiten schreit, den Weg frei gemacht hätte. Abwarten, was passiert, wenn auch die nächsten Spiele verloren gehen.”

Das Trio, unterstützt von Teilen des Verwaltungsrates, nicht aber von dessen Vorsitzendem Helmut Haumann (strebt offenbar selbst die Nachfolge Caspers im November 2005 an) und der Gesellschafterversammlung des Clubs, setzt auf die Fans. Caspers hatte einen Rücktritt kategorisch ausgeschlossen, Overath dies aber zur Bedingung seines Engagements gemacht. „Keiner der drei Posten, die mir angeboten worden sind, hätte eine uneingeschränkte Führungsposition sichergestellt. Das habe ich von Juristen prüfen lassen”, sagte Overath.

Wolfgang Overath stellte außerdem klar, dass er Caspers, der sich - wie die gesamte Vereinsführung - am Mittwoch zurückhielt, bereits vor zwei Jahren ein Ultimatum gestellt habe: Einen Tag vor der Verpflichtung von Trainer Friedhelm Funkel habe ihn der Präsident gefragt, wie er dem Verein helfen könne. Overaths klare Antwort schon damals: „Weder neben, noch unter oder mit Ihnen kann ich arbeiten. Das geht nicht. Wenn, dann muss es einen Verantwortlichen geben.”

Leicht auszumalen, was nach weiteren sportlichen Pleiten passiert: Das Volk wird Caspers Kopf fordern, und Overath mit Hilfe seiner Freunde vom Boulevard auf den Thron hieven. Versinkt der FC im völligen Chaos? Im Moment deutet alles darauf hin. Wie will der 1. Fußball-Club Köln angesichts dieses Machtkampfes, der zur Schlammschlacht mutiert ist, sportlich einen Ausweg finden?