Bremen : Der „Übermann” rettet Gladbach den Punkt
Bremen Die Partie zwischen Werder Bremen und Borussia Mönchengladbach im eiskalten Weserstadion konnte man am Samstag auch getrost umbenennen. In Werder Bremen gegen Logan Bailly. Es war der Belgier zwischen den Pfosten der Gladbacher, der seiner Mannschaft beim 1:1 einen schmeichelhaften Punkt sicherte.
„Wir hatten einen Übermann im Tor”, zollte Borussias Sportdirektor Max Eberl dem 23-Jährigen Torwart höchstes Lob. Auch die Mitspieler wussten, bei wem sie sich zu bedanken hatten. „Logan war heute überragend”, schwärmte Paul Stalteri, und Abwehrorganisator Tomás Galásek ergänzte, dass Bailly „sensationell” gehalten habe.
„Noch ein weiter Weg”
Der aus Genk an den Niederrhein gewechselte Torhüter wollte seine eigene Leistung nicht zu hoch bewerten. „Wir haben auch nur einen Punkt geholt. Der Weg zum Klassenerhalt ist noch weit.” Und bis dahin werden wohl noch einige Glanztaten von Logan Bailly folgen müssen.
Bremen war das hoch überlegene Team, was nicht nur die 68 Prozent Ballbesitz ausdrücken. Allein 35 Torschüsse gaben die Werderaner in 92 unterhaltsamen Minuten ab, Logan Bailly hielt alles. Fast alles. In der 76. Minute konnte auch der Winter-Neuzugang nicht mehr retten. Claudio Pizarro wuchtete einen Eckstoß von Mesut Özil in den Winkel. Bremen führte verdient mit 1:0 und durch das mit 42332 Zuschauern ausverkaufte Weserstadion ging ein kollektiver Seufzer der Erleichterung.
Die Gladbacher dagegen ließen kurzzeitig die Köpfe hängen. Es war wie immer: Irgendwann fangen sie sich den Gegentreffer und damit ist üblicherweise die Messe gelesen. Doch an diesem Samstag kamen sie nochmal zurück. Äußerst überraschend, weil zuvor alle Offensivbemühungen schon im Ansatz verpufften. Drei Minuten nach dem Bremer Führungstreffer zirkelte der kurz zuvor eingewechselte Marko Marin aus dem Halbfeld einen Freistoß in den Strafraum, den Michael Bradley aus kurzer Distanz mit der Brust zum Ausgleich verwandelte.
Der Jubel bei den Borussen war riesig, doch sie mussten noch zehn brandheiße Minuten überstehen, was ihnen mit viel Glück und Teufelskerl Logan Bailly gelang. Und sie hätten das Ganze sogar noch völlig auf den Kopf stellen können. „Das ist das Perverse am Fußball”, gestand Max Eberl. „Wenn wir die zwei, drei Konter in der Schlussphase besser ausspielen, gewinnen wir hier sogar noch.”
Das wäre wohl wirklich etwas zuviel des Guten gewesen, schließlich war der Auftritt in Bremen trotz des Punktgewinns fußballerisch eher ein Rückschritt. „Gegen Stuttgart und Hoffenheim haben wir es von der Organisation her viel besser gemacht”, sagte Trainer Hans Meyer. „Wir haben Bremen viel zu wenig entgegengesetzt und überhaupt keinen Fußball gespielt.”
Vor zwei Wochen in Stuttgart und am vergangenen Wochenende gegen Hoffenheim konnte Meyers Formation mit einer funktionierenden Ordnung gefallen. In Bremen passte - trotz ähnlicher Ausrichtung - kaum etwas zusammen. „Wir sind nur hinterher gelaufen”, sagte Meyer, der schon nach 40 Minuten Youngster Toni Jantschke „erlöste” und Routinier Oliver Neuville brachte. Der 18-Jährige hatte Probleme mit der Bewachung von Özil und war vor allem bei eigenem Ballbesitz einfach überfordert.
Doch das galt eigentlich für den Großteil der Mannschaft. „Wir waren nicht so scharf an den Gegenspielern”, monierte Michael Bradley. „Aber gerade in unserer Situation ist es sehr wichtig auch dann zu punkten, wenn man nicht gut spielt.”
Ein Teufelskerl im Tor und die breite Brust des Michael Bradley halten die Gladbacher Hoffnung im Abstiegskampf aufrecht. Nach den Unruhen in den letzten Tagen war es trotz eines insgesamt eher bescheidenen Auftritts in Bremen wichtig, nicht mit leeren Händen nach Hause zu fahren. „Das 1:1 ist, gerade nach dem späten Ausgleichstor gegen Hoffenheim eine gute Sache”, zog Trainer Hans Meyer ein positives Fazit nach einer weiteren turbulenten Woche in Mönchengladbach.