Aachen/Dresden : Das Geschäft mit dem DFB-Urteil
Aachen/Dresden Am Freitagabend kann der DFB besichtigen, wie die Entscheidung seines Sportgerichts ad absurdum geführt wird.
Die Verbands-Exekutive hatte sich in dieser Woche für eine butterweiche Lösung entschieden. Statt der geforderten doppelten Platzsperre kam Richter Rainer Koch auf die schöne Idee, nur das halbe Stadion - sprich die Stehplatzränge - zu sperren.
Dort vermutet der Jurist die Chaoten, die zuletzt in Karlsruhe aufgefallen waren, als sie Feuerwerkskörper abschossen und Spieler und Fans massiv gefährdeten. Zudem verfügte das Gericht eine Strafe von 40.000 Euro.
Begeistert bedankte sich Dynamos Geschäftsführung und stellte gleich ein paar Strategien vor, die dazu führen, dass der Klub trotz Strafe noch einen satten Erlös einfahren könnte.
Aus dem DFB-Urteil wird ein nettes Zusatzgeschäft. Bisher verfolgten im Schnitt etwa 3000 Besucher Dynamos Bestrebungen von der Sitzplatz-Tribüne aus. Nun wird die Tribüne - Kapazität 8000 Sitze - komplett gefüllt.
Der Verein erhöht die Preise um zwei Euro, und die gefürchteten Dauerkartenbesitzer vom Stehrang haben nun ein Vorkaufsrecht fürs Sitzmobilar. Für Aachen-Fans stellt Dynamo exakt 55 Karten zur Verfügung.
Das merkwürdige Urteil empfindet nicht nur Dieter Hecking als „sehr, sehr großzügig”. Aachens Trainer hätte eine Platzsperre „für angebracht” gehalten. Nun muss die Gastelf darauf hoffen, dass „die Sicherheitsvorkehrungen” entsprechend sind und die Mannschaft problemlos ihrer Arbeit nachgehen kann.
Der DFB wollte kein Geisterspiel, jetzt erwartet die schlechteste Rückrunden-Mannschaft „eine sehr aufgewühlte Atmosphäre”. Und in diesem Hexenkessel will Aachen den freien Fall endlich abstoppen. Das jüngste Debakel gegen Aue irritiert Hecking weniger.
„Das kann man erklären, nachdem die Mannschaft für engagierte Leistungen in den zehn Tagen vorher nicht belohnt wurde. Schwieriger sind aber die ersten vier Spiele nach der Winterpause zu verstehen.”
Die Losung für die Restsaison klingt vergleichsweise unspektakulär: „Wir sind als Team gefordert, uns gegen den Negativtrend aufzulehnen.” Der Aufstieg ist von der Agenda gestrichen. Das aktuelle Saisonziel lautet: Von den ausgelobten 33 Punkten „möglichst viele zu gewinnen”.
Fiel bei den Amateuren
Das Knie von Reiner Plaßhenrich ist wieder dick angeschwollen. Sein Einsatz ist gefährdet. Und Cristian Fiel ist zwar nach einmonatiger Pause ins Training zurückgekehrt, am Wochenende soll er erst einmal Spielpraxis bei Amateuren sammeln.
Vor sechs Wochen, räumt Hecking ein, wäre sein Team noch als Favorit nach Dresden angereist. Die Zeiten haben sich geändert. Aus Aachen ist der Ex-UEFA-Cup-Teilnehmer und der Ex-Aufstiegskandidat geworden.
Jetzt steht die nächste Herausforderung an - und die ist kompliziert. „Wir sind im normalen Leben angekommen.” Und die Tücken des Alltags müssen erst einmal besiegt werden.