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Sevilla/Wolfsburg: Champions-League-Ärger in Gladbach und Wolfsburg

Sevilla/Wolfsburg : Champions-League-Ärger in Gladbach und Wolfsburg

Sportlich könnte der Unterschied zwischen Borussia Mönchengladbach und dem VfL Wolfsburg derzeit kaum größer sein. Dennoch waren beide Bundesligisten am ersten Spieltag der Champions League im Ärger vereint - wenn auch aus ganz verschiedenen Gründen.

Bei Bundesliga-Schlusslicht Gladbach spitzt sich die Krise nach dem 0:3 in Sevilla weiter dramatisch zu. Für Vizemeister Wolfsburg läuft es zwar sportlich gut, doch die Fan-Unterstützung des rheinischen Traditionsclubs hätte Werksclub-Manager Klaus Allofs nur allzu gerne.

„Das ist enttäuschend, das hat die Mannschaft nicht verdient”, schimpfte Allofs nach dem 1:0-Sieg am Dienstag gegen ZSKA Moskau und fügte ironisch hinzu: „Ich habe die Hymne vor dem Spiel gar nicht mitbekommen. Ich musste erstmal gucken, wo die ganzen Zuschauer sind.” Gerade einmal 20 126 Zuschauer sahen das Champions-League-Comeback des VW-Clubs nach sechs Jahren Abstinenz. Das wollte Allofs so gar nicht verstehen. „Vielleicht müssen wir die Leute hier zwangsverpflichten”, meinte der Manager mit beißender Ironie und versprach: „Wir werden das angehen.”

Die, die nicht ins Stadion kamen, verpassten ein perfektes Heimdebüt von 35-Millionen-Euro-Neuzugang Julian Draxler, der keine Wehmut nach Kevin De Bruyne aufkommen ließ. Während der 86-Millionen-Euro-Mann bei Manchesters Citys 1:2 gegen Juventus Turin zunächst nur auf der Bank saß, zeigte Weltmeister Draxler all seine Klasse. „Heute hat er gezeigt, warum wir uns kurzfristig so intensiv um ihn bemüht haben. Heute hat er schon was zurückgegeben”, lobte Trainer Dieter Hecking den Auftritt des Siegtorschützen.

Von dessen Abgeklärtheit am Dienstag hätten die bemitleidenswerten Gladbacher einiges gebrauchen können. Bis zum 0:0 zur Pause hielten die nach ihrem Horrorstart mit vier Bundesligapleiten völlig verunsicherten Borussen noch einigermaßen mit. Doch dann kam es knüppeldick: Gleich drei Elfmeter binnen 20 Minuten verursachten die Gäste selbst und offenbarten dabei ihren derzeit desolaten Zustand.

„Das ist jetzt keine einfache Zeit für uns”, bekannte Keeper Yann Sommer, der allerdings auch auf den Unparteiischen schimpfte. „Der Schiedsrichter hat schlecht entschieden”, meinte der Schweizer. „Was soll ich in dieser Situation machen?” In der Tat war der erste Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Pavel Kralovec aus Tschechien direkt nach der Halbzeitpause doch sehr zweifelhaft.

„Da stehen mittlerweile 700 Schiedsrichter draußen, aber uns war allen klar, dass der erste Elfmeter nach 30 Sekunden in der zweiten Halbzeit nicht korrekt war”, befand auch Gladbachs Kapitän Tony Jantschke zu der Szene, in der Sommer den Spanier Jose Antonio Reyes leicht berührt hatte. Die übrigen beiden Strafstöße waren allerdings berechtigt. „Wenn du drei Elfmeter gegen dich bekommst, kannst du in Sevilla nicht gewinnen. Im Moment wird alles knallhart bestraft”, meinte Jantschke. „Das ist im Moment eine bittere Phase für uns Verteidiger. Vier Jahre lang war die Abwehr unser Prunkstück.”

Ihre Hoffnung auf Besserung setzen die Borussen nun auf das emotionale rheinische Derby beim 1. FC Köln. „Das Derby am Samstag kommt zum richtigen Zeitpunkt”, meinte Sommer. Köln war stets ein gutes Pflaster für die Elf des immer ratloser wirkenden Trainers Lucien Favre: Seit zehn Jahren hat die Borussia beim alten Rivalen nicht mehr verloren. Sollte Gladbach allerdings dort die nächste Niederlage kassieren, dürfte es wohl richtig ungemütlich werden. „Das ist ein ganz besonderes Spiel. Da müssen wir uns zerreißen und den Fans zeigen, dass wir unbedingt gewinnen wollen. Das werden wir auch tun”, versprach Stürmer André Hahn.

(dpa)