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Rottach-Egern: Borussias Schweizer Tüftler ist in seinem Element

Rottach-Egern : Borussias Schweizer Tüftler ist in seinem Element

Es ist eine schweißtreibende Angelegenheit für die Profis von Borussia Mönchengladbach. „Heute war es besonders fies”, sagte der sichtlich geschaffte Kapitän Filip Daems (33) nach der zweiten Trainingseinheit am Dienstag.

Die Sonne brannte unnachgiebig im idyllischen Rottach-Egern, und Trainer Lucien Favre ließ seine Spieler kurz vor Feierabend nochmals richtig laufen. Wobei selbst bei diesen intensiven Läufen der Ball mit eingebunden wurde.

Das Spielgerät steht bei Favres Training ohnehin im Vordergrund. Zweimal täglich bittet er die Akteure auf den Platz, die Einheiten dauern jeweils über zwei Stunden. Immer wieder gibt der Schweizer Anweisungen in Richtung der Spieler, fordert saubere Pässe und konzentrierte Aktionen. Auf dem Platz ist Lucien Favre in seinem Element, manchmal auch in seiner eigenen Welt.

Die Profis folgen dem 54-Jährigen aufmerksam, und auch die Neuzugänge finden sich immer besser zurecht. Luuk de Jong, den die Borussen in der vergangenen Woche von Twente Enschede loseisen konnten, schaute in den ersten Tagen manchmal etwas irritiert drein, wenn er die oft kompliziert wirkenden Übungsformen sah. Mittlerweile ist der 21-jährige Niederländer voll dabei, selbst wenn er einen gewissen Trainingsrückstand nicht verhehlen kann. Dafür ragt er in den Übungsformen mit seinem Torabschluss heraus. Ob per Kopf, mit links oder rechts - Luuk de Jong vollstreckt eiskalt.

Die anderen neuen Spieler sind von Anfang an dabei, ihnen ist die Anpassung schon komplett gelungen. Stürmer Peniel Mlapa (21) wirkt hier und da noch etwas zu zurückhaltend, während der 19-jährige Schwede Branimir Hrgota überraschend präsent ist. Ohnehin keine Diskussionen gibt es bei Granit Xhaka (19), den die Borussen aus Basel als Nachfolger für den nach Schalke abgewanderten Roman Neustädter verpflichten konnten. Der Schweizer Nationalspieler zeigt sich als kompletter Fußballer mit guter Technik, äußerst exaktem Passspiel, einem starken Schuss und körperlicher Präsenz. Er dürfte künftig im defensiven Mittelfeld eine tragende Rolle spielen.

Und das will offensichtlich auch Håvard Nordtveit, der in der vergangenen Spielzeit als zweiter Sechser gesetzt war, nun aber den Atem von Tolga Cigerci (20) im Nacken spürt. Der im Winter aus Wolfsburg gekommene Deutsch-Türke meldet nicht nur verbal Ansprüche an, sondern zeigt das ebenso im Training. Derweil legt auch Nordtveit richtig los und wirkt stark wie nie. Die chronisch torungefährliche Doppel-Sechs der Vorsaison sollte bald der Vergangenheit angehören, hier darf man einiges erwarten.

Noch ist Trainer Lucien Favre dabei, die richtige Mischung aus dem vorhandenen Spielerkader zu finden. Besonders der Verlust von Marco Reus zwingt den Coach in Sachen Ausrichtung und möglicherweise auch beim Spielsystem zu Anpassungen. Reus ist nicht gleichwertig zu ersetzen, und Luuk de Jong ist ein ganz anderer Spielertyp als Reus.

Es hat durchaus seine Berechtigung, dass Lucien Favre immer wieder betont, dass der Verlust von drei wichtigen Basisspielern trotz der Investitionen in neue Spieler nicht einfach zu kompensieren ist.

Doch selbst wenn der spanische Innenverteidiger Alvaro Dominguez wegen seiner Olympiateilnahme noch fehlt und daher nicht beurteilt werden kann, hat Borussia Mönchengladbach mit den Neuzugängen Qualität dazugeholt. Und für den Tüftler Lucien Favre sind die Tage in Rottach-Egern eine gute Gelegenheit, sich eine Mannschaft zu basteln, die schon in wenigen Wochen auf Europas Bühne zurückkehrt.

4:2 gegen 1860: De Jong debütiert, de Camargo trifft

Nach einem starken Schlussspurt hat Borussia Mönchengladbach ein Testspiel gegen 1860 München doch noch mit 4:2 (0:1) gewonnen. Der Champions-League-Qualifikant verwandelte einen 0:2-Rückstand durch Tore von Amin Younes (53. Minute), dem zweimal erfolgreichen Angreifer Igor de Camargo (66./80.) sowie Alexander Bieler (88.) doch noch in einen Sieg.

De Camargo war für den neuen Torjäger Luuk de Jong eingewechselt worden (61.). „Ich habe gezeigt, dass ich noch da bin”, sagte der Belgier mit brasilianischen Wurzeln. „Ich kämpfe um meinen Stammplatz.”

Für die „Löwen” waren vor rund 3000 Zuschauern in Rottach-Egern Kai Bülow (23.) sowie Neuzugang Ismael Blanco (49.) erfolgreich.