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Rostock: Borussias „Rebounds” und Realitäten

Rostock : Borussias „Rebounds” und Realitäten

„Das war Basketball” - Gladbachs Craig Moore versuchte erst gar nicht seinen „Rebound” im eigenen Strafraum schön zu reden: „Ich kann verstehen, dass die Rostocker jetzt sehr enttäuscht sind - ja, ich habe den Ball mit der Hand gespielt.”

Es sei halt irgendwie passiert, „als ich zum Zweikampf hoch gesprungen bin”, erklärt Moore. Gesehen hatten das in der 28. Minute Hansas Trainer Jörg Berger („Von der Bank aus, und der Schiri war näher dran”), Gladbachs Coach Dick Advocaat und die nur 15.000 Zuschauer im Ostseestadion, nur Referee Hermann Albrecht eben nicht. Elfmeter hätte es geben müssen.

Glück für die Borussia, tragisch für Hansa. Denn wenn eine Mannschaft den Sieg in diesem fürchterlichen Fußballspiel verdient gehabt hätte, dann am ehesten noch der Tabellenletzte aus dem hohen Norden.

„Wenn dir jede Woche so etwas passiert, hinterfragst du schon, was da los ist. Solche Dinge tun weh, sie können über Abstieg oder Klassenerhalt entscheiden”, brodelte Jörg Berger und rang dabei sichtlich mit sich selbst, um nicht zu explodieren: „Ich lasse es jetzt lieber mit den anderen Gedanken, die ich da habe!”

„Kurios und komisch”, fand das auch Rostocks Keeper Matthias Schober, die zweite Wahrheit ließ er aber nicht unter den Tisch fallen: „Es reicht einfach nicht - dem müssen wir so ins Auge sehen.”

Von derartigen Realitäten wollten die Gladbacher nach dem traurigen 0:0 nichts wissen. Dick Advocaat hatte „gar keine Probleme” mit dem Unentschieden und wies die Kritiker in die Schranken, bevor sie überhaupt ausholen konnten: „Ich habe das Gefühl, dass verschiedene Leute keine Ahnung davon haben, wie schwer es ist, hier Fußball zu spielen.”

Er muss die selben Leute gemeint haben, die er schon am Freitag bezichtigte, „keine Ahnung von Fußball zu haben”, weil sie der Borussia nach den schlechten Spielen gegen Bremen und Schalke eine „Krise” angedichtet hätten.

Fakt ist allerdings: Gladbach hat sich, wie schon im Weserstadion und gegen Schalke auch an der Ostsee wieder einmal kaum Torchancen erspielt. Genau genommen war es gegen Hansa keine einzige „echte”.

In Bremen verzeihen das die Kritiker, die Fans in der „eigenen Festung” gegen Schalke vielleicht noch mit ein wenig „good will”, aber beim von Auflösungserscheinungen begleiteten Tabellenletzten?

„Es war für beide Seiten schwer”, sagt Advocaat. Und damit hat er nicht unrecht. Als in der zweiten Halbzeit der Schneesturm über das Ostseestadion hereinbrach, war der „Polar-Express” abgefahren. Aber vor dem Pausentee? Nein, diesen Schuh muss sich Frau Holle nicht alleine anziehen.

Das Kuriose: Durch die Ergebnisse auf den anderen Plätzen hat Gladbach einen Punkt auf die Abstiegsplätze gewonnen und als einzige Mannschaft im Keller sogar einen kleinen Sprung in der Tabelle gemacht. Einen Schritt nach vorne also. Kann Advocaat deshalb mit diesem Remis leben?

Die Lage des Tabellenletzten Hansa ist nach dem zwölften Heimspiel ohne Sieg hingegen hoffnungslos - aber das war sie wohl auch schon vorher. Ob Berger noch an den Klassenerhalt glaubt?

„Eine gute Frage”, antwortet der glücklose „Feuerwehrmann” und überlegt ein paar Sekunden, bis er mit der Antwort rüberrückt. „Wenn ich nicht daran glauben würde, würde ich nicht hier sitzen. Man muss ja eigentlich noch dankbar sein, dass alle anderen da unten verloren haben.”

Da haben Gladbach und Rostock etwas gemeinsam. „Jetzt müssen wir Wolfsburg schlagen”, sagt VfL-Stürmer Wesley Sonck - und da hat er Recht. Denn groß ist der Vorsprung nicht, und so nett wie an diesem Wochenende werden die Nachbarn im Tabellenkeller und das Schiedsrichtergespann wohl nicht ewig sein.