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Cottbus: Borussia bleiben nur Lichtblicke statt Punkte

Cottbus : Borussia bleiben nur Lichtblicke statt Punkte

Bei Borussia Mönchengladbach sind erfreuliche Entwicklungen zu beobachten: Je trister die allgemeine Lage, desto kreativer wird der Anhang. Das Fanprojekt des Fußball-Bundesligisten hatte vor der Reise nach Cottbus 700 Fans mit Cowboyhüten ausgerüstet. Die Reise in die Lausitz stand unter dem Motto „Alle unter einem Hut - Der Wilde Westen reist in den Osten”.

Wenn die Original-Cowboys jedoch ähnlich harmlos gewesen wären wie die Gladbacher Fußballer, hätte es das Leiden der Indianer vermutlich nie gegeben. Auch in Cottbus vermochten es die Borussen nicht, den Ureinwohnern ein Leid anzutun. Das 1:3 (0:2) beim FC Energie war im zehnten Auswärtsspiel der Saison die achte Niederlage.

Beide Mannschaften hatten in der Winterpause neuen Mut geschöpft, doch nur bei den Cottbusern überdauerte die Zuversicht den ersten echten Praxistest. „Wir waren ja nicht so blauäugig zu glauben, dass wir einen Lauf haben und hier locker gewinnen”, sagte Borussias Mittelfeldspieler Eugen Polanski angesichts der sieben Siege aus sieben Testspielen.

Cottbus, vor dem Spiel nur einen Platz und zwei Punkte voraus, vergrößerte mit dem Erfolg den Abstand zu den Abstiegsplätzen auf fünf Punkte. Borussias Trainer Jupp Heynckes sieht Energie nun „mit einem ganz anderen Panorama” als seine eigene Mannschaft. Die blickt nach dem elften Spiel ohne Sieg weiterhin in den Abgrund.

„Wichtig ist, dass ich positive Lichtblicke gesehen habe”, sagte Heynckes, der am Samstag sein 500. Bundesligaspiel als Trainer erlebte. Allerdings musste er lange auf erfreuliche Erkenntnisse warten.

In der ersten Halbzeit bestimmten fast ausschließlich die Cottbuser das Geschehen. Schon nach 14 Sekunden hätten sie in Führung gehen können, als Vlad Munteanu im Strafraum frei zum Schuss kam und der Ball nur knapp am Tor vorbei flog.

„In der ersten Hälfte haben wir noch Glück gehabt”, sagte Borussias Sportdirektor Peter Pander. Glück, dass die Cottbuser ihrer Chancen nicht nutzten und Borussia nach den beiden Toren von Sergiu Radu nur 0:2 zurücklag. Beide Male hatten die Gladbacher die Entstehung durch täppisches Abwehrverhalten begünstigt.

Vor dem 0:1 ging Thijs im Mittelfeld nicht energisch zur Sache (32.). Vor dem 0:2 hebelte Energies Kapitän McKenna Borussias Abwehr mit einem Kopfball aus der eigenen Hälfte aus. Weil Kasper Bögelund bei seiner rettenden Grätsche ins Leere rutschte, bot sich den Cottbusern Munteanu und Radu unvermittelt eine Überzahlsituation vor dem Gladbacher Tor (39.).

„Wir haben vor allem in der Rückwärtsbewegung zu viele Fehler gemacht”, sagte Heynckes. Neuzugang Steve Gohouri brachte der Defensive nicht die erwünschte Stabilität. Mit dem ebenso wuchtigen Cottbuser Angreifer Francis Kioyo hatte er erstaunlich große körperliche Probleme, zudem leistete er sich einige gefährliche Stellungsfehler.

Mikkel Thygesen, ebenfalls in der Startelf, trieb im Sturm einen hohen Aufwand, seinen Bemühungen fehlte es allerdings an Zielstrebigkeit. Der dritte Wintereinkauf, Alexander Baumjohann, wurde eine Viertelstunde vor Schluss eingewechselt, fiel aber nur durch seinen peinlichen Versuch auf, einen Elfmeter schinden zu wollen.

„Wir waren der Meinung, dass wir weiter sind”, sagte Sportdirektor Pander. Die zweite Halbzeit nährte immerhin einen gewissen Fortschrittsglauben. Die Borussen erspielten sich in 45 Minuten ungefähr so viele Chancen wie in den letzten zehn Spielen vor der Winterpause zusammen, die beste vergab Wesley Sonck, der neun Meter vor dem Cottbuser Tor freistehend nur den Außenpfosten traf. Borussias Anschlusstreffer durch David Degen fiel zu spät (79.), und die letzte Hoffnung starb, als Munteanu einen Konter in der Schlussminute zum 3:1 vollendete.

„Man muss das Gute rausziehen”, sagte Pander. „Und gut war in der zweiten Halbzeit einiges.” Federico Insua zum Beispiel, der den Anschlusstreffer vorbereitete und sein bestes Spiel für Borussia machte. Oder der Auftritt von Marcell Jansen, dessen Rückkehr den erwünschten Effekt brachte.

Kein Borusse schoss häufiger auf Energies Tor als der Nationalspieler, und auch sein energisches Zusammenspiel mit Eugen Polanski, der die Fahrigkeit der Hinrunde abgelegt zu haben scheint, zählte zu den erfreulichen Aspekten.

Am bekannten Ergebnis änderte es trotzdem nichts. Jupp Heynckes wurde später gefragt, ob eine Niederlage im 500. Spiel weniger schlimm sei als am Anfang seiner Karriere. Heynckes lächelte, bevor er antwortete: „Man gewöhnt sich nicht dran.”