Essen : Aschermittwoch am Sonntag
Essen Welch eine Blamage! Welch eine Schmach! „Eine Demontage!”, wie Trainer Christoph Daum den Auftritt seiner Mannschaft beim Tabellenletzten Rot-Weiß Essen beurteilte. Der 1. FC Köln hat in seiner Vereinsgeschichte - insbesondere der jüngeren - schon für einige Aufsehen erregende Negativ-Schlagzeilen gesorgt.
Der 18. Februar 2007, ein Karnevalssonntag, wird mit Sicherheit einen Platz ganz oben in der Liste der üblen Pleiten des kölschen Fußballklubs einnehmen. 0:5 hieß es, als Schiedsrichter Michael Weiner die Partie abpfiff.
Ein frustrierendes Ergebnis, das Daum nach dem Schlusspfiff überhaupt nicht kommentieren wollte. „Schweigen ist die beste Antwort”, meinte der Fußballlehrer, der sein Statement zögerlich abgab und ratlos wirkte („Ich weiß nicht, was in den Köpfen der Spieler vorgeht”).
Doch Antworten gibt es nach dieser unverschämten Leistung des FC genug. Wer den Klub jetzt noch mit dem Aufstieg in die 1. Liga in Verbindung bringt, war mit Sicherheit nicht Augenzeuge der Partie. „Manch einer sollte seinen Beruf einmal ernsthaft hinterfragen. Wir haben heute die Minimal-Anforderungen eines Fußballprofis nicht erfüllt”, sagt Daum - und das gegen eine biedere und zu nächst ängstlich agierende Essener Elf. Die FC-Defensive lud die Rot-Weißen förmlich zum Toreschießen ein, weil nur der Raum gedeckt, nicht aber Gegner gestellt wurde.
Unverständlich bei einer Viererkette mit vier aktuellen oder ehemaligen Nationalspielern. Beim 1:0 durch den ehemaligen Kölner U23-Spieler Ferhat Kiskanc patzte Bernt Haas (16.). Beim 2:0 und 5:0 durch Danko Boskovic (39./70.) hielten jeweils mindestens sechs FC-Profis Tiefschlaf. Beim 3:0 (41) düpierte „Kopfball-Ungeheuer” Serkan Calik (Körper größe 1,67 m) die hoch gewachsene Kölner Abwehr um Fabio Luciano (1,90 m). Vor dem 4:0 (54.) durch Barut wurde Alpay von Calik dermaßen vorgeführt, dass der Türke danach ausgewechselt wurde.
Und wie war es um die Offensivbemühungen des Traditionsklubs während der 90 Minuten bestellt?
Zwei Mal, durch Lukas Sinkiewicz (27.) und Matthias Scherz (74.), flog der Ball tatsächlich Richtung Tor - ohne RW-Keeper Karim Zaza vor größere Probleme zu stellen. Von den Kreativkräften Thomas Broich und Andr? war übrigens während der Spielzeit nichts zu sehen.
Dafür von den rund 4000 mitgereisten Kölner Fans, die mit Hohn- und Spottgesängen ihre „Lieblinge” veräppelten („Ole, ole, Deutscher Meister FC”, „Oh, wie ist das schön”). Vor lauter Begeisterung über den Anhang der Gäste - die eigenen Fans hatten in den ersten 15 Minuten aus Protest geschwiegen - lief nach dem Schlusspfiff „Viva Colonia” aus den Stadionlautsprechern. Und das FC-Volk auf den Rängen machte Party. So sind die Kölner halt.
Dagegen waren die Blamierten schleunigst in den Katakomben und dann im Bus verschwunden, um einer Stellungnahme zu entgehen. Sinkiewicz sagte im Vorbeigehen vielsagend: „Wir hätten besser Karneval gefeiert.” Doch der ist jetzt natürlich gestrichen.
Der Tag wird am Geißbockheim verbracht. Daum bittet zum Training, nachdem seine Schützlinge durch ihre Vorstellung „förmlich darum gebettelt haben.” Und bis dahin dürften ihm auch die passenden Worte eingefallen sein.
Wobei: Bislang konnten die Ansprachen des Übungsleiters den Profis noch keine Bei ne machen. Ein gutes Spiel gab es noch nicht unter Daum. Dafür ein Debakel am Karnevalssonntag.