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Spiel gegen Madrid: Wenn „Rambo“ auf Gladbach trifft

Spiel gegen Madrid : Wenn „Rambo“ auf Gladbach trifft

Für Borussia Mönchengladbach ist es noch nicht Alltag, in der Champions League aktiv zu sein. Da will der Club erst noch hin. Das merkte man zuletzt auch beim 2:2 bei Inter Mailand.

Der zweite Spieltag verschafft dem Fußball-Bundesligisten am Dienstagabend (21.00 Uhr/Sky) ein weiteres Date mit Niveau. Real Madrid verheißt nicht weniger Attraktivität, Tradition und aktuelle Spielstärke als die Begegnung gut eine Woche zuvor mit La Beneamata (Die Geliebte), wie die Schwarz-Blauen aus Italien auch genannt werden. Es wird ein recht intimes Treffen, zumindest, was das Borussia-Stadion betrifft: Keine Zuschauer sind zu dem Spiel zugelassen. Das kostet die Gladbacher viel Stimmung und rund zwei Millionen Euro.

Der fußballerische Reiz ist ungetrübt, wird womöglich sogar erhöht, weil Real nach einer Minikrise mit dem Sieg im Clásico gegen den FC Barcelona wieder in der Spur zu sein scheint. Parallel erkämpfte sich Borussia in Mainz den zweiten Bundesliga-Sieg der Saison und kann so mit dem Gefühl ins Spiel gehen, endlich wieder den (Erfolgs-)Rhythmus gefunden zu haben. Das ändert nichts daran, dass die Gladbacher als Außenseiter in die Partie gehen, wie zuvor in Mailand, aber mit der Trainer-Hoffnung auf weniger Res-pekt seiner Fohlen vor dem großen Namen. „Wir wollen nicht staunen, sondern gute Spiele machen, uns zeigen, beweisen und positive Ergebnisse holen“, verkündete Gladbachs Fußballlehrer Marco Rose auf der Pressekonferenz am Montag.

Gladbach hofft auf Schwächen

Diese Vorgabe ist bei seinen Spielern bereits angekommen. „Der Trainer hat es angesprochen: Es soll für uns kein lustiges Abenteuer werden, sondern wir wollen – wie schon in Mailand, wo wir ein Ausrufezeichen setzen konnten – zeigen, was wir draufhaben“, erklärte Musterschüler Jonas Hofmann. Dazu gehören Aktivität und Mut, beides untrennbar mit der Rose-Philosophie verbunden. In Mailand haperte es da-ran vor allem in der ersten Halbzeit. Gegen Madrid hofft er auf weniger Respekt-Minuten und mehr „reale“ Schwächen. Auch die Königlichen würden mitunter „menscheln. „Wir müssen sie zu Fehlern provozieren und diese ausnutzen. Es werden nicht so viele sein, und uns wird dafür nicht so viel Zeit bleiben. Aber wir müssen sie so bespielen und bekämpfen, dass wir für eine Überraschung sorgen können.“

Dazu gehört allerdings auch Stabilität in der Defensive. Gladbach ist es selbst in der Bundesliga noch nicht gelungen, zu null zu spielen. Acht Gegentreffer dort, zwei in der Champions League bei Inter: Naheliegend, dass Abwehrchef Matthias „Matze“ Ginter das Ende dieser Freizügigkeit einfordert. Doch die Beseitigung dieser Schwäche ist nicht einfach. „Es gibt nicht das eine Muster“, erklärte der Innenverteidiger. Und offensichtlich auch nicht den einen Schuldigen. „Die gesamte Mannschaft steht in der Pflicht.“ Ein Hinweis darauf, dass für eine gute Defensivleistung nicht nur die Abwehr zuständig ist. Wer und was noch daran beteiligt ist, wollte Ginter nicht verraten. „Alles weitere bleibt intern.“

Ramos’ Siegeswille

Der Nationalspieler und sein Innenverteidiger-Kollege Nico Elvedi stehen dennoch vor einer besonderen Herausforderung – 1,84 Meter groß, 82 Kilo schwer, versehen mit vielen Tattoos, vielen Muskeln und mit allen Wassern gewaschen: Sergio Ramos, Reals Kapitän und fleischgewordener Siegeswille. Marco Rose goutiert die Fähigkeiten des 34-Jährigen. „So einen Gewinnertyp, der obendrein noch ein guter Verteidiger ist, möchte jeder Trainer in seiner Mannschaft haben.“ Nicht verkehrt wäre es aber auch, wenn Gladbachs Trainer einen hätte, der es mit „Sergio Rambo“ (Spitzname) aufnehmen könnte, speziell bei Standards. „Ich bin zufrieden mit Matze und Nico. Sie können durchaus gegen ihn bestehen und dagegenhalten. Speziell Matze Ginter ist auch in der Lage zu leiden. Aber sicherlich könnten beide noch ein bisschen lernen auszuteilen.“

Gladbachs Abwehrchef hat sich bereits einige Kopfverletzungen in seiner Karriere zugezogen, unter anderen einen Augenhöhlenbruch. So übel war es nicht, was Ginter beim Länderspiel Anfang September gegen Spanien abbekam. Doch Ramos langte in der Nachspielzeit bei einem Offensivfoul ordentlich mit dem Ellbogen hin. Am Kopf verletzt musste der Gladbacher behandelt werden, in der wegen der Verletzungsunterbrechung nachgespielten Zeit gelang Spanien noch das 1:1.

„Wenn es im Rahmen bleibt, ist alles gut. Das war nicht unbedingt Absicht“, sagte Ginter artig einen Tag vor dem Wiedersehen. Den Rambo für Arme zu spielen, plant er allerdings nicht. „Man kann auch sportlich versuchen, alles zu geben.“

Beim Clásico holte Ramos
spielentscheidend einen – wie könnte es anders sein – umstrittenen Foulelfmeter heraus. Das komplette Duell zwischen Barça und Real zog sich Marco Rose am Sonntag allerdings nicht rein. Die Zeit ist knapp. Und Gladbachs Trainer ist weder ein Anhänger von Barcelona noch Madrid. „In erster Linie bin ich Fan meiner Mannschaft“, lautet sein Credo. „Und Real kann ich mir ja am Dienstagabend noch über 90 Minuten anschauen ...“

Voraussichtliche Aufstellung: Sommer - Lainer, Ginter, Elvedi, Bensebaini - Kramer, Neuhaus - Hofmann, Stindl, Thuram - Pléa