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Manchester: Raus mit Applaus und vielen Erfahrungen

Manchester : Raus mit Applaus und vielen Erfahrungen

Ein alter Grundsatz der menschlichen Emotionen besagt, dass Liebe immer dann besonders intensiv empfunden wird, wenn nicht alleine Glück und Euphorie vorhanden sind, sondern auch eine kräftige Dosis Schmerz.

Eine Portion Tragik verstärkt Zuneigung und Hingabe, und genau dieser Mechanismus wirkte, als Yann Sommer nach der 2:4-Niederlage von Borussia Mönchengladbach bei Manchester City seine kleine Liebeserklärung an den Traditionsverein vom Niederrhein formulierte. „Das war eine tolle Mannschaftsleistung in den letzten fünf Champions League-Spielen“, sagte der Torhüter und schwärmte von einem „tollen Klub, der in diesem Wettbewerb auch mal bestehen kann“.

Auf Sommers Gesichtszügen war keine Spur von Enttäuschung zu sehen, vielmehr war der Schweizer offenkundig sehr dankbar, dass das Schicksal ihn mit dieser großartigen Fußballmannschaft zusammengeführt hat. Mit einem Team, das nach dieser Niederlage zwar aus dem Europapokal ausgeschieden ist, das aber doch viele gute Impressionen auf der internationalen Bühne hinterlassen hat. „Die Mannschaft hat den Klub und Deutschland eindrucksvoll vertreten“, schwärmte auch Sportdirektor Max Eberl. „Wir haben in einer sehr schweren Gruppe sehr guten Fußball gezeigt.“ Die Gladbacher Fans feierten den Tabellenletzten nach dem Spiel lange, ausgiebig und hingebungsvoll.

Trotz eines am Ende enttäuschenden Gesamtergebnisses blicken die Gladbacher nicht unzufrieden auf ihre erste Saison in der sagenumwobenen Champions League zurück. Das erste Spiel noch unter dem kurz danach zurückgetretenen Lucien Favre in Sevilla war schwach, aber danach hielt das Team in allen Partien hervorragend mit und scheiterte eher an der unglücklichen Auslosung als an der Tatsache, dass dieser Wettbewerb grundsätzlich zu stark besetzt ist für diese Borussia. Und die erste Halbzeit von Manchester war eine Art Krönung dieser beachtlichen Gesamtperformance.

Der Bundesligist spielte in Manchester lange wie ein echtes Spitzenteam: mutig, technisch wie taktisch äußerst anspruchsvoll, individuell überzeugend und sogar resistent gegen den Schock eines frühen Rückstandes. Auf das 1:0 für die Engländer durch David Silva (16.) antwortete der Wettbewerbsneuling aus Deutschland mit dem schnellen Ausgleich (Julian Korb, 19.), einem noch dominanteren Auftritt und Raffaels Führungstreffer kurz vor der Halbzeit (42.). Beiden Toren waren wunderbare Spielzüge über die linke Angriffsseite vorausgegangen. „In der ersten Halbzeit musste ich mich kneifen. Ich habe selten gesehen, dass eine Mannschaft, die seit Jahren berechtigte Hoffnungen hat, die Champions League zu gewinnen, in einem Heimspiel so an die Wand gespielt wird“, sagte Eberl.

Doch dann folgte das, was City-Trainer Manuel Pellegrini später als „einen der besten Europapokalabende in der Geschichte“ seiner Mannschaft bezeichnen sollte. Nach der Pause spielten die Engländer wie entfesselt, und viele Reporter waren sich am Ende des Abends einig, dass dieses Spiel das Potenzial hat, im Saisonrückblick als Wendepunkt in die Annalen der „Citizens“ einzugehen. „Dann haben die ihre Qualität auf den Rasen gebracht“, sagte Julian Korb. Die Tore von Raheem Sterling (80., 81.), die das Spiel entscheiden, waren leistungsgerecht.

„Wir haben nichts verloren“, sagte Eberl, denn zum einen fließen über 20 Millionen Euro in die Kasse und zum anderen haben das Team und der gesamte Klub sehr, „sehr viel Erfahrung gewonnen“, glaubt der Sportdirektor.