Bonhof zum Büchsenwurfspiel : „Ich habe die Geschehnisse verarbeitet“
Mönchengladbach Vor 49 Jahren gewinnt Borussia Mönchengladbach im Achtelfinal-Hinspiel im Europapokal der Landesmeister 7:1 gegen Inter Mailand. Später wird das Spiel annulliert, wegen einer Limonadendose. Fohlen-Präsident Rainer Bonhof erinnert sich.
Wenn Sie eine Runde durch die virtuelle Fohlenwelt am Borussia Park drehen, lassen Sie die Station Dosenwurf aus?
Rainer Bonhof: Nee. Klar, früher war die Wut da. Wie bei allen Beteiligten, ob Spieler oder Zuschauer. Aber wie meine Eltern mir vermittelt haben: Die Zeit heilt alle Wunden . . .
Das hört sich sehr abgeklärt an.
Bonhof: Ich habe die Geschehnisse verarbeitet. Aber jedes Interview zu diesem Thema ist als Erinnerung wichtig, damit diese Ungerechtigkeit bei der Nachwelt nicht in Vergessenheit gerät. Inzwischen verstehe ich die Mailänder auch etwas besser: Die hatten einen dicken Hals, weil wir sie in einem perfekten Spiel so gedemütigt haben. Ich bin auch eher sauer auf die Offiziellen, weil sie den Zeugenaussagen zum Dosenwurf und der Ohnmacht von Roberto Boninsegna nicht geglaubt haben.
Sieben Jahre nach dem Vorfall sind Sie zu Valencia gewechselt. Wäre zuvor auch ein Transfer zu Inter Mailand möglich gewesen?
Bonhof: Valencia hat sich mehr als zwei Jahre um mich bemüht, so wie das heute auch Max Eberl macht. Außerdem war Spanien damals Mode – Gladbacher wechselten nach Spanien. Und in den Jahren 1972/73 hätte ich sicherlich auch nicht mit den Mailändern gesprochen.
Hatten Sie denn mit Inter in Ihrer Karriere noch mal privaten oder sportlichen Kontakt?
Bonhof: Nein. Für mein Abschiedsspiel 1984 hatte ich Roberto Boninsegna eingeladen, um eine Versöhnung mit Luggi Müller einzufädeln, dem er ja im Wiederholungsspiel das Bein gebrochen hatte. Aber er hat nie geantwortet.