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Mönchengladbach: Nur Herrmanns Tor erwärmt Gladbach-Fans

Mönchengladbach : Nur Herrmanns Tor erwärmt Gladbach-Fans

Dem „Schock“ wollte Lucien Favre seinem Africa-Cup-Rückkehrer Ibrahima Traoré nicht aussetzen. Und so bat Borussia Mönchengladbachs Trainer dem Flügelflitzer, der am Dienstag morgens um 8 Uhr in Frankfurt gelandet war, nach seiner Untersuchung am Nachmittag bei Vereins-Doc Heribert Dietzel lieber zu Hause zu bleiben und sich das Spiel seiner Kollegen gegen den SC Freiburg im Fernseher anzuschauen.

Natürlich war der Schweizer Trainer nicht besorgt über die Qualität des Vortrags seiner Schüler, sondern über den Temperaturunterschied zwischen Äquatorialguinea und dem Niederrhein von 30 Grad. Traoré wäre allerdings beim 1:0-Erfolg seiner Gladbacher im Borussia-Park nur 25 Minuten geschützt gewesen. Anschließend zeigten Kruse und Co. wenig Erwärmendes mehr und retteten den Sieg über die Zeit.

Favre mag es, wenn seine Mannschaft unberechenbar ist. Dienstagabend bewies er, dass dies auch für seine eigenen Person gilt. Was war nicht alles spekuliert und gerätselt worden über die mögliche Aufstellung für den Heimspielauftakt der Rückrunde. Die Antwort des 57-Jährigen: Rotationsstopp! Er ließ die Startelf vom 1:0-Sieg beim VfB Stuttgart auflaufen. Bestätigung für die Auserwählten und Ansporn für die möglichen Nachrücker wie Raffael und Thorgan Hazard, die erst mal noch Energie fürs schwierige Spiel am Freitag auf Schalke sammeln konnten.

Branomir Hrgota erhielt gleich zwei beste Möglichkeiten, das Vertrauen seines Trainers zu rechtfertigen. Doch er warf beide spektakulär weg. Beim Blitzstart der Gladbacher versemmelte er eine Hundertprozentige nach Steilpass Granit Xhakas und schlauem Ableger von Max Kruse (6.). 19 Minuten später schickte Kruse den Schweden steil, doch Hrgota zögerte so lange bis die Freiburger Abwehrspieler dazwischenspritzten.

Schrägschuss-Qualität

Eine bessere Entwicklung nahm Patrick Herrmann. Zwar scheiterte er ebenfalls früh mit einem kernigen Schrägschuss an Freiburgs Keeper Roman Bürki (2.), und auch fünf Minuten später drehte der Schweizer Keeper den Schuss des Gladbacher Flügelflitzers um den Pfosten. Doch dann wurde wie bereits in Stuttgart die Metamorphose des Stürmer-Leichtgewichts überdeutlich: Erneut nahm Herrmann Maß — und diesmal saß sein Volley-Schrägschuss: 1:0 für Borussia (23.). Der Jüngling muss die Winterpause für intensives Schuss- und Krafttraining genutzt haben. Seine A-Jugend-Attitude hat er komplett abgelegt.

Nur 1:0 statt bereits 3:0 oder 4:0 nach 25 Minuten: Das Hui vorne wurde aber schnell durch ein Pfui hinten verwässert. Freiburg machte Druck, eigentlich kein Problem für die Favre-Schützlinge und sogar eine perfekte Voraussetzung, das Konterspiel aufzuziehen. Doch das ist unmöglich, wenn jeder zweite oder dritte Ball aus der Abwehr stümperhaft beim weit aufgerückten Gegner landet. Manch geschockter Zuschauer mag noch mal zweifelnd in der Statistik nachgeblättert haben: Ja, Borussia Mönchengladbach besitzt die zweitbeste Abwehr der Liga.

Ein schmerzhaftes Alibi besaß allein Abwehrchef Manuel Stranzl. Der Österreicher bekam einen Schuss von Vladimir Darida ins Gesicht, ging zu Boden und musste behandelt werden (29.). Der 34-Jährige hielt tapfer durch, musste aber zur Pause in der Kabine bleiben.

Alvaro Dominguez kam für Stranzl, die Unsicherheit in der Defensive aber blieb. Ein Schuss von Felix Klaus aus spitzem Winkel zischte am langen Pfosten vorbei (48.). Die frühe Angriffsherrlichkeit war verflogen, fast alle Zweikämpfe gingen an die Freiburger, die handlungsschneller waren. Das anschwellende Gemurre der Tribünengäste musten die Nordkurven-Fans pädagogisch übertönen. Mike Frantz (70.) und Jonathan Schmid (83.) schlossen sich der Aktion zum Ärger von Freiburgs Trainer Christian Streich an und vergaben ihre Chancen. Gladbach kämpfte, zum Spielen reichte es nicht mehr. Traoré konnte zu Hause mit zitternden Fingern den Fernseher ausschalten.