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Niederlage von Borussia Mönchengladbach schmerzt

Zu viele individuelle Fehler : Wenn es bei Borussia im Abwehrkonstrukt menschelt

Eine Niederlage, wenn sie verdient war, kann ein Bundesliga-Trainer akzeptieren. Eine Niederlage hinzunehmen, die zwar letztlich verdient, aber völlig unnötig war, fällt da schon schwerer. Marco Rose erlebte dies am Sonntagabend.

Und dass das 3:4 bei Bayer Leverkusen von allen Seiten als Spektakel goutiert wurde, machte diesen Rückschlag für den Coach von Borussia Mönchengladbach nicht einfacher.

Zwei, drei Momente mit etwas mehr Konzentration – und die Borussen hätten ein weiteres Ausrufezeichen in der Liga setzen können, mit einem zusätzlichen Akzent: Wir können sogar Spiele gegen hochklassige Gegner gewinnen, wenn es bei uns nicht optimal läuft! Ein Sieg hätte das i-Pünktchen bedeutet nach den Achtungserfolgen gegen Inter Mailand und Real Madrid sowie den Siegen gegen Schatjor Donezk und RB Leipzig.

Gladbach besaß in Leverkusen zu viele zweibeinige Fehlerquellen auf dem Platz; darunter Spieler, von denen man das kaum gewohnt ist. Ausgerechnet Roses Außenverteidiger zeigten am Sonntag einen nicht unerklärlichen (beide überstrapaziert) Leistungsabfall. Ausgerechnet auf den Positionen, die für das Gladbacher Spiel von grundsätzlicher Bedeutung sind. Der ansonsten fast unmenschlich dauerhaft gute Leistungen abliefernde Stephan Lainer zeigte ebenso Schwächen wie sein Pendant auf der linken Abwehrseite, Ramy Bensebaini. Natürlich auch ein Verdienst ihrer Gegenspieler Leon Bailey und Moussa Diaby. Mit deren Höchstgeschwindigkeiten kann das Gladbacher Außenverteidiger-Paar per se nicht mithalten. Aber gutes Zweikampfverhalten und Antizipation sind an normalen Tagen immer noch geeignete Mittel, diese Sprinter in Schach zu halten. An diesem Abend aber hatten der Österreicher und der Algerier kein Werkzeug parat. Der Plan von Bayer-Coach Peter Bosz, die Viererkette der Borussia so weit wie möglich auseinanderzuziehen, um dann die Räume zu nutzen, ging auf – auch weil Lainer und Bensebaini nicht genügend Hilfe erhielten. „Es waren zu viele Fehler gegen eine sehr gute Mannschaft“, fasste Kapitän Lars Stindl zusammen.

Wenn sich zu den Fehlerquellen auf den Außenpositionen auch noch der Torhüter gesellt, ist der Wunsch, hinten zu Null zu spielen, eh eine Illusion. Yann Sommer leistete sich einen Fehlgriff, als die Gladbacher zum zweiten Mal führten –beim Kopfball von Lucas Alario. „Beim 2:2 war die Flanke ehrlich gesagt schwieriger, als sie aussah“, verteidigte sich Sommer und meinte, dass der Ball sich vorzeitig gesenkt habe. Dabei war Nico Elvedi vor Alario platziert, blieb aber am Boden, um seinen Keeper nicht zu stören. „Ich rufe – und er verlässt sich auf mich“, bestätigte Sommer dessen Alibi. Auch beim vorentscheidenden 3:2 der Werkself hatte Gladbachs Vizekapitän seine Füße im Spiel. Nachdem der eingewechselte Hannes Wolf die Riesenchance zur Führung vergeben hatte, kratzte im Gegenzug Bailey einen Steilpass kurz vor der Torauslinie noch durch Sommers Beine. „Das 3:2 darf aus dem spitzen Winkel vielleicht nicht fallen“, sinnierte der 31-Jährige. Noch leichter wäre das 1:1 zu verhindern gewesen. Aber bei einem gescheiterten Vorstoß von Lainer vergaßen sowohl Christoph Kramer als auch Florian Neuhaus ihre vorrangige Aufgabe als Sechser: Beide verweigerten die Konterabsicherung.

Bei so vielen individuellen Klöpsen nutzen weder die schönste Strategie noch drei Treffer, unter denen sich der von Valentino Lazaro zum 3:4 das Prädikat „Traumtor“ verdiente. „Mit ein bisschen Abstand von ein paar Tagen und Wochen kann ich mich vielleicht auch ein bisschen über diesen Treffer freuen“, sagte der Leihspieler. Dann aber wird immer noch gelten, was Rose anmahnte: „Das Spiel hat gezeigt, dass wir keinen Deut nachlassen dürfen.“

Hier geht es zur Bilderstrecke: Borussia Mönchengladbach verliert mitreißende Partie