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Mönchengladbach: Granit Xhaka sorgt für „großes Kino“

Mönchengladbach : Granit Xhaka sorgt für „großes Kino“

Ein Torhüter besitzt eine besondere Stellung. Dabei geht es weniger um die Erfahrungswerte, dass auf dieser Position häufig besonders schillernde bis kauzige Persönlichkeiten ihrem Handwerk nachgehen. Neben den Trainern und den Zuschauern hat der Keeper den besten Überblick, auch wenn er — wie bei Yann Sommer durchaus üblich — im Bedarfsfall als Libero mitwirkt.

Gegen den 1. FC Köln hatte der Schweizer viel Muße, das Geschehen vor ihm zu beobachten: Von den Domstädtern wurde er dabei kaum gestört. Und so genoss Sommer, was er schon vor dem Spiel grundsätzlich gesagt hatte: „Granit zu sehen, ist großes Kino.“ Am Samstag spielte sein Landsmann obendrein die Hauptrolle im 82. Bundesliga-Rheinderby: Granit Xhaka köpfte in der Nachspielzeit zum 1:0 für Mönchengladbach ein und bestrafte damit die Beschränkung der Gäste auf ihre Defensive.

„Wenn man vorher ein Buch über dieses Spiel geschrieben hätte, dann hätte die Dramaturgie genau so ausgesehen“, schmunzelte Sommer. Auch den gefeierten Torschützen drängt es, den Moment aus der 1. Minute der Nachspielzeit festzuhalten. „Vielleicht hänge ich mir das Bild dieser Szene auf“, grinste Xhaka und ließ offen, ob er ein Foto oder gleich ein Gemälde meinte. Ein Kunstwerk in Öl würde passen zu dem 22-Jährigen, der der einzige Profi im Kader von Lucien Favre ist, der „etwas“ anders ist als seine Kollegen.

Seine Extrovertiertheit aber lernte er einigermaßen zu kontrollieren, nachdem er lange Monate die Reihenfolge von Leistung und selbstbewusstem Auftreten verwechselte. Mittlerweile ist er eine Führungspersönlichkeit im Fußballgebilde der Borussia. Und wie am Samstag auch schon mal der entscheidende Mann. Dieses Gefühl machte ihm nach seinem Treffer Beine. „Ich weiß gar nicht, wie ich das geschafft habe. Ich war eigentlich viel zu erschöpft dazu.“ Dennoch stürmte er gut 100 Meter zurück aufs eigene Tor, wo er seinem Landsmann glückselig in die Arme sprang.

Im trainerlichen Drehbuch war Xhaka gar nicht vorgesehen als Kopfballungeheuer. „Ich war eigentlich nicht gefragt im 16er, ich sollte eigentlich draußenbleiben.“ Der Ungehorsam lohnte sich. Aber Xhaka wäre nicht Xhaka, wenn er nicht zuvor mal wieder den Tanz auf der Rasierklinge probiert und erneut bestanden hätte. Schiedsrichter Deniz Aytekin hatte dem Schweizer die Gelbe Karte gezeigt, nachdem Marcel Risse für diese Forderung einen 30-Meter-Sprint zum Unparteiischen hingelegt hatte (63.). „Xhaka kein Gelb im Derby wäre ein Wunder“, grinste der Gladbacher.

Der Jubel, der sich kollektiv im ausverkauften Borussia-Park Bahn brach, täuschte ein wenig über die vorherigen 90 Minuten hinweg. Erneut tat sich Gladbach extrem schwer gegen eine extrem defensive Mannschaft. „Ich weiß nicht, ob der Respekt gestiegen ist“, rätselte Xhaka ob der erneuten Verhinderungstaktik eines Gegners. Das Anrennen war gegen den FC zumindest etwas ansehnlicher, wenn auch lange Zeit nicht erfolgreicher. „Wir müssen das Spiel machen. Und dann ist es schwer, die Effizienz zu finden“, erklärte Favre, der diese Problematik allerdings auch als Früchte seiner Arbeit von vier Jahren sieht.

„Meine Spieler wollten unbedingt die drei Punkte, egal gegen welchen Gegner“, erklärte der Gladbach-Coach das nimmermüde Anrennen. Der 57-Jährige war sichtlich zufrieden, 36 Punkte, hochgerutscht auf Platz 3 — ein ideales Vorspiel für die schwierige Aufgabe am Donnerstag in der Europa League in Sevilla. Dann darf Xhaka erneut mitmachen. Anders als im nächsten Liga-Match drei Tage später in Hamburg. Seine „Risse-Karte“ war die fünfte. „Ich muss eh rotieren“, ficht das seinen Trainer nicht an. Und so könnte diesmal Xhaka „großes Kino“ bewundern — in der Sonntagsvorstellung und womöglich mit Yann Sommer als Hauptdarsteller.