Borussias Transferoffensive : Embolo und Thuram stürmen zu Gladbach
Mönchengladbach Es sind spannende Zeiten für Fußballfans und letztlich auch nervenaufreibende: Transferzeit halt. Besonders die der Borussia aus Mönchengladbach Zugeneigten gingen durch eine schwierige Zeit. Bis auf die einigermaßen unerwartete Meldung zur Verpflichtung des Rechtsverteidigers Stefan Lainer von RB Salzburg ließen weitere Transfers auf sich warten.
Mit der Anspannung stieg die Anzahl der Gerüchte und Spekulationen. Höhepunkt der überdrehten Gedankengänge: Selbst vor Arjen Robben machten die überhitzten Fan-Gemüter nicht halt. Fast konnte man den Eindruck gewinnen, es seien nicht nur die Spielerberater, die aus eigennützigen Motiven heraus möglichst viele Namen auf den Markt werfen.
Auch Sportdirektoren, Vereinsmanager oder Sportvorstände, oder welche ehrenvolle Titel sie heutzutage noch alle tragen, könnten diesen Hype füttern – ebenfalls aus eigennützigen Gründen heraus. Bei Fischen bildet der Schwarm einen Schutz vor Fressfeinden, je mehr desto besser. In der Menge geht so manches unter (natürlich keine Fische), es wird immer schwieriger, sich ein geeignetes Opfer rauszupicken. Breel Embolo war in diesem Gemenge kein kleiner Fisch. Aber so richtig ernst nehmen konnte man Gerüchte, Schalkes Stürmer könnte zu Borussia Mönchengladbach wechseln, nicht.
Harte Zeiten bei Königsblau
Der 22-Jährige ist Schalke vor drei Jahren rund 30 Millionen Euro wert gewesen. Und noch immer gilt die ungeschriebene Rechnung, dass Gladbach einem Spieler der Geld-Großklubs nicht das Gehalt anbieten kann und will, was er von Bayern München, Borussia Dortmund oder Schalke 04 gewohnt ist. Das mag auch Max Eberl lange Zeit gedacht haben, der ja auch deshalb das Duell um den Schweizer Nationalspieler im Sommer 2016 gegen die Königsblauen verloren hatte.
Doch die drei Jahre auf Schalke waren für Embolo beklagenswert: Immer wieder wurde der in Yaounde/Kamerun geborene Stürmer durch Verletzungen (Wadenbeinbruch/Fußbruch) ausgebremst. Konnte er spielen, wurde er von seinen Trainern als Rechtsaußen eingesetzt statt als zentraler Angreifer, der aus der Tiefe seine Schnelligkeit und Wucht direkt Richtung Tor ausleben darf. Und obendrein waren es generell für Stürmer harte Zeiten auf Schalke.
Der zu dicke Fisch wird passend
Diese Komponenten machten aus dem zu dicken Fisch einen, der Eberls Angel nicht überfordert: eine für einen 22-Jährigen mit Entwicklungspotenzial überschaubare Transfersumme im unteren zweistelligen Millionenbereich, die Verletzungsmisere, das Unwohlsein des Stürmers mit seiner ihm zugedachten Position. Die Aussicht, im System des neuen Gladbacher Trainers Marco Rose eine Position der Doppelspitze einnehmen zu dürfen, ließ Embolo auch Abstriche bei seinen Gehaltsvorstellungen machen. Sicherheitshalber checkte Borussia noch mal seinen körperlichen Zustand – mit positivem Ergebnis: Dem Deal von Max Eberl stand nichts mehr im Wege. Am Mittwoch unterschrieb der neue Stürmer einen Vertrag bis 2023.
Dem Sportdirektor ist diese offensive Verstärkung noch nicht genug: Auch Marcus Thuram, Stürmer beim französischen Erstligisten EA Guingamp, wird Rose und seinem Aktiv-Fußball zur Verfügung gestellt. Der 21-Jährige ist französischer U 21-Nationalspieler, Sohn des Ex-Profis Lilian Thuram, und sowohl linksaußen als auch zentral-offensiv einsetzbar. Einen echten Linksaußen gibt es in Roses Favoritensystem 4-4-2 mit Raute nicht.
Damit hat Borussias Sportdirektor beinahe seine Hausaufgaben erledigt. Nun gilt es nur noch einen Innenverteidiger (Linksfuß), der auch außen in der Viererkette spielen kann, zum Borussia-Park zu locken. Am Sonntag startet dann das größte Projekt: Marco Rose wird den bereits zum Trainingsauftakt (11 Uhr im Borussia-Park) anwesenden Profis sein neues Pressing-/Gegenpressingsystem näherbringen.
Dazu benötigt er keineswegs eine reine Ansammlung von Edelsprintern. Die besaß er auch in Salzburg nicht. Es geht um schnelles Attackieren nach Ballverlust aus einer erlernten Struktur heraus. Und das können auch Spieler verinnerlichen und beherrschen, die keine Boltschen Qualitäten aufweisen. Nicht alle „Alt-Borussen“ sind lahme Enten, und letztlich ist es einfacher, guten Fußballern das organisierte Anlaufen beizubringen als Leichtathleten ansehnlichen und effektiven Fußball.