Mönchengladbach : Eine blutige Nase gibt‘s nur für Yann Sommer
Mönchengladbach „Wichtig ist, dass wir uns nach dem Spiel in der Kabine in die Augen schauen und sagen können: Wir haben alles gegeben, was drin saß.“ Sagte Borussia Mönchengladbachs Außenverteidiger Oscar Wendt vor dem Champions-League-Spiel gegen den großen Favoriten Manchester City.
Trotz des 1:2 konnten Wendt & Co. das intensiv betreiben, auch wenn die Blicke neben Stolz auch ein wenig durch Trauer über die unglückliche Lastminute-Niederlage getrübt waren. Der Schmerz, den der Schwede in den Augen von Yann Sommer sah, ging allerdings weit über das kollektive Maß an Enttäuschung hinaus: Wenige Minuten zuvor hatte Wendt seinen Torhüter bei einer Abwehraktion unglücklich mit dem Knie getroffen. Diagnose: Nasenbeinbruch. Der Schweizer Goalie hielt zwar bis Spielende durch, wurde am Donnerstag allerdings operiert und fällt auf unbestimmte Zeit aus. Tobias Sippel wird ihn ersetzen.
Davon abgesehen waren die Augenblicke in der Kabine fast ungetrübt. „Es war schön zu sehen, dass wir mit ManCity mithalten konnten“, freute sich nicht nur Patrick Herrmann über die nun erwiesene Königsklasse seiner Mannschaft. Daran hatten viele vor zwei Wochen nach der dürftigen Ouvertüre beim 0:3 in Sevilla gezweifelt. Damals noch unter Lucien Favre. Nun durfte sein Nachfolger André Schubert berechtigt behaupten: „Die Jungs können stolz darauf sein, wie sie sich verkauft haben.“ Und wenn sie nicht so schludrig mit ihren Chancen umgegangen wären — oder Manchesters Keeper Joe Hart nicht so einen Superabend erwischt hätte — und Wendt & Co. im letzten Drittel der Partie nicht ein wenig die Luft ausgegangen wäre, hätten sich zum Stolz auch noch drei Punkte gesellt.
Immerhin aber muss Schubert seine Profis in den zwei verbleibenden Tagen bis zur nächsten Liga-Aufgabe am Samstag gegen den VfL Wolfsburg nicht auf die Couch bitten. „Sorgen macht mir mehr die körperlich Verfassung, weniger die mentale.“ Dafür ist auch der Trainerwechsel verantwortlich. Zwar war die Laufleistung der Mannschaft unter Favre in Kilometern berechnet auch sehr hoch. Das Wie aber hat sich geändert. „Die Intensität in unserem Spiel ist eine andere, wir machen mehr Sprints und intensive Läufe. Daran muss sich die Mannschaft gewöhnen“, beschreibt der Interimstrainer. Trainieren kann er das durch die englischen Wochen nicht. „Die Spiele sind unser Sprint-Training“, schmunzelt der 44-Jährige. Schubert will, dass Herrmann & Co. draufgehen, ob in der Offensive oder Defensive.
Dass dieses Extrempensum zwangsläufig zu einem Kräfteverlust wie in den letzten Minuten gegen City führt, sieht der Fußballlehrer nicht. „Die Jungs sind selbst in den letzten zwei Minuten, nach dem 1:2, nach vorne marschiert.“
Mit diesem Geist hat der eigentliche U 23-Trainer die Mannschaft aus ihrer Lethargie erweckt. Doch auch die Spielweise unter Favre, die von der extrem strukturierten Bewegung im Schwarm lebte, hatte Vorteile. Sie war ökonomischer. Fruchtbar zumindest in den (langen) guten Zeiten. Die Aufgabe des zukünftigen Trainers muss sein, beide Ansätze miteinander zu verknüpfen. Ausschließen, dass dies auf Schubert zukommt, kann man nicht.