Gladbacher Ultras werden auffällig : Ein seltsamer Nachmittag im Borussia-Park
Mönchengladbach „Eine komische Stimmung“: Etwa 50 Gladbacher Ultras werden in der Nordkurve beim 1:1 gegen Hoffenheim auffällig. Sie hielten ein Plakat mit Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp im Fadenkreuz hoch.
„Fußballspiele entwickeln sich manchmal von selbst“, hatte Marco Rose vor dem Bundesligaspiel seiner Mönchengladbacher gegen Hoffenheim formuliert. Da wusste Borussias Trainer noch nicht, was die mehr als anderthalb Stunden am Samstagnachmittag den Zuschauern und Beteiligten im Borussia-Park liefern und letztlich zumuten würden. Auf manche Entwicklungen könnte man auch gut verzichten.
„Es war irgendwie ein ganz komisches Spiel und auch eine komische Stimmung im Stadion“, kommentierte Max Eberl nach dem 1:1. Das hätte Gladbachs Sportdirektor auch mit aller Berechtigung so sagen können, wenn es nur um den Fußball gegangen wäre. Aber es ging – leider – um viel mehr. Und anschließend hätten wohl die meisten lieber nur über den Sport geredet, auch wenn das ebenfalls recht kompliziert geworden wäre.
Ein kleiner Teil der Ultras in der Nordkurve hatte zu Beginn der zweiten Halbzeit ein Plakat mit Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp im Fadenkreuz hochgehalten, kommentiert mit einem ebenso menschenverachtenden Text auf einem Banner, der Bezug nahm auf die Bestrafung der Dortmunder Fans und ihre Hopp-Beleidigungen (zweijährige Sperre der BVB-Fans in Sinsheim und Geldstrafe für den Verein). Schiedsrichter Felix Brych unterbrach die Partie und pfiff sie erst wieder an, nachdem Max Eberl und Kapitän Lars Stindl in die Kurve liefen, dort auf die Entfernung des Plakats drangen und dies nach einigen Minuten dann auch geschah.
„Wir haben Werte, sind gegen Rassismus und Ausgrenzung – und dann halten 50 Hornochsen ein solches Plakat hoch. Dafür schäme ich mich“, ereiferte sich Gladbachs Sportdirektor. Ein Großteil der Zuschauer reagierte mit gellenden Pfiffen auf die Schmäh-Aktion und viele skandierten „Ultras raus!“ Das freute Eberl und auch die Hoffenheimer Gäste, die sich ausdrücklich für den Einsatz Eberls, Stindls und des Publikums bedankten. Der DFB ermittelt inzwischen, Borussia versucht, die Täter zu finden. Eberl ermunterte andere Fans, diese namentlich zu machen, „da der Plebs sich feige maskiert und unter einer Flagge versteckt hat“.
Eine zerrissene Partie, denn auch zwei Videobeweisunterbrechungen zerstörten zusätzlich den Spielfluss. Beim ersten VAR-Einsatz wurde Gladbach ein roter Teppich ausgerollt, um das Spiel nach der Führung durch Matthias Ginter (11.) zu entscheiden. Brych hatte nachträglich ein Handspiel von Hoffenheims Benjamin Hübner geahndet. Doch Alassane Pléa scheiterte an Gäste-Keeper Oliver Baumann (74.). Pléa bleib der Pechvogel: Sein 2:0 wurde wegen eines Handspiels von Oscar Wendt zuvor im Mittelfeld annulliert (83.).
„Das darf alles keine Ausrede sein“, analysierte Ginter die permanenten Unterbrechungen speziell in der zweiten Halbzeit. Der Torschütze richtete die Lupe lieber auf das fehlerhafte Verhalten der Gladbacher beim 1:1 durch den eingewechselten Lucas Ribero (90.+2). „Wir müssen unsere Sinne schärfen“, monierte er die Unkonzentriertheit bei Standards. Nicht zum ersten Mal kassierte Borussia in den Schlussminuten einen Tiefschlag. „Das kann man bezüglich des Zeitpunkts natürlich nicht trainieren. Das geht nur über Erfahrung.“
Oder über eine verbesserte Chancenverwertung (Pléa, Thuram, Neuhaus). Ginter ordnete den Verlust von zwei Punkten als Rückschlag ein. Dem widersprach sein Sportdirektor: „Es war kein Rückschlag, aber wir haben aber heute natürlich auch Fehler gemacht, die wir in der Vergangenheit nicht gemacht haben, und so ist der Punkt für Hoffenheim auch nicht unverdient.“
Die Kraischgauer hatten über das ganze Spiel hinweg ihre fußballerischen und technischen Qualitäten gezeigt, ohne aber torgefährlich zu werden. Gladbach dagegen hatte etliche Hochkaräter, da die Rose-Elf öfter die Tiefe fand. Aber ein Spielfluss wollte sich daraus an diesem Nachmittag nicht ergeben. Zu viel blieb Stückwerk, was Marco Rose auch mit der Ähnlichkeit beider Mannschaften begründete: „Es gab viele Pattsituationen.“
Für den Gladbacher Trainer war das Remis „ärgerlich, wirft uns aber nicht um“. Hoffenheims Trainer Afred Schreuder hatte gar „ein tolles Spiel“ gesehen. Das hätte es werden können. Am wahrscheinlichsten nach der Pause, als Borussia auf die Nordkurve spielte, ihre bevorzugte Spielrichtung, die schon so oft eine Siegrichtung geworden ist. Doch dort hatten einige an diesem Nachmittag anderes vor.