Mönchengladbach : „Ehrabschneidende“ Fragen an Schubert zur Verunsicherung
Mönchengladbach In diesen Tagen stehen für die Profis von Borussia Mönchengladbach festliche Termine an: Adventskaffee mit 770 Kindern aus Kinderheimen und Jugendhäusern sowie zahlreiche Besuche in Kinderkliniken. Leuchtende Augen garantiert.
Die scheint André Schubert für die Pressekonferenz zum Spiel am Samstag beim FC Augsburg wohl auch erwartet zu haben. Und wurde bitter enttäuscht: Trotz des Sieges am Sonntag gegen Mainz 05 lagen sich die Journalisten nicht in den Armen und sangen „Oh du fröhliche“.
Stattdessen kamen fast „ehrabschneidende“ Fragen etwa nach der Verunsicherung der Mannschaft, die viele, nicht alle — wie zum Beispiel André Schubert — gesehen hatten. In dieser Wahrnehmung aber entdeckte der 45-Jährige eine Generalkritik an der Spielweise und versuchte sich im blitzschnellen verbalen Umschaltspiel, früher Konter genannt. Zynische Höhepunkte: „Ich entschuldige mich für den Sieg!“ Und: „Jetzt machen wir schon, was man vorschlägt und dann ist es auch nicht gut.“
Gemeint ist damit die vorsichtigere und defensivere Grundhaltung und auch Aufstellung beim glücklichen Dreier gegen Mainz. Und die birgt in der Tat eine große und objektive Schwierigkeit. Für diese Spielweise ist der Kader nicht besonders gut ausgestattet, und eingeübt ist sie natürlich auch nicht. Auch das war zu sehen am vergangenen Sonntag, wenn man es sehen wollte.
Dabei ist dieses Manko nicht zu kritisieren. Die momentane Situation verlangt eine Modifizierung des eigentlichen Borussen-Fußballs. Doch wenn dabei nicht schnell Fortschritte gemacht werden, wird’s eng. So viel Glück wie gegen die 05er wird Gladbach nicht so schnell wieder haben. Vorsorgen sollten sie deshalb mit einer Verbesserung vor allem der reduzierten Angriffsversuche.
Inwieweit der FC Augsburg das zulassen oder sogar mit einer offensiven Gangart fördern könnte, ist die große Frage nach der Entlassung von Dirk Schuster. Der geschasste Coach hatte angesichts großer Verletzungsprobleme speziell in der Offensive eine defensivere Grundhaltung verordnet. Ob in Spiel 1 nach Schuster vergleichbar mit Gladbachs erstem Match nach Lucien Favre gleich alle Augsburger Fesseln gelöst sind, ist auch für Schubert schwer einzuordnen. „Eine Wundertüte“, formulierte er.
Keine Wundertüte wird der neue Spieler sein, der Dominguez-Nachfolger, den Sportdirektor Max Eberl für die Winterpause avisiert hat — vom Namen her wohl, aber nicht, was die Ausschreibung angeht. Er muss erfahren sein, ein Abwehrspieler, nicht zu alt, nicht zu jung. Der Manager sieht ihn als Gesamtkunstwerk: Er muss kein Rastelli sein, aber dennoch Fußball spielen können, vor allem aber Führungsqualitäten besitzen. Weniger in der Außendarstellung, mehr auf dem Platz, wie Eberl am Beispiel Juan Arangos verdeutlicht. „Der hat keine drei Worte in seinen fünf Jahren bei Borussia gesagt, aber seine Mitspieler wussten, sie konnten ihn in jeder Situation anspielen.“
Derartige Vorlagen ziehen schon mal lustige Ratespiele auf fachlich hohem Niveau nach sich. Auf dieser Pressekonferenz etwa mit dem gleichermaßen verblüffenden wie schockierenden Ergebnis — Mister X ist nicht Bastian Schweinsteiger! Keine leuchtenden Augen. Aber erstaunlicherweise brachen die versammelten Journalisten auch nicht in Tränen aus.
Voraussichtliche Aufstellung: Sommer - Jantschke, Christensen, Vestergaard, Elvedi - Hazard, Strobl, Kramer, Wendt - Raffael, Hahn