Mönchengladbach : Die Borussia und das besondere Ziel
Mönchengladbach Die Wutrede hat im deutschen Fußball eine lange Tradition, und André Schubert, Mönchengladbachs Trainer, ist es während der Pressekonferenz zum Spiel seiner Mannschaft bei Hannover 96 nicht gelungen, sich in diese einzureihen, viel gefehlt hatte aber nicht.
Giovanni Trapattoni („Ein Trainer ist nicht ein Idiot.“), Rudi Völler („Die Schärfe bringt ihr doch rein.“, 2003. „Was haben Sie eigentlich mit dem Roger Schmidt?“, 2016), Uli Hoeneß („Wer ist schuld dafür?“), Bruno Labbadia („Das Fass ist absolut voll!“), Claus-Dieter Wollitz („Wir haben kein Cent Geld.“)
Schubert hat das Potenzial, eines Tages an dieser Stelle genannt zu werden, in der Pressekonferenz vor dem Hannover-Spiel klappte das mit der direkten Ansprache der Medienmenschen bereits ganz gut, er fragte sie: „Wer von euch hat Dahoud, Christensen oder Elvedi im Sommer überhaupt gekannt?“ Eine leichte Schärfe war da auch schon drin.
Dass Schubert ein wenig wütend war, kam insofern überraschend, als dass die Ausgangslage vor dem 30. Spieltag ziemlich gut ist, die Mannschaft kann die Saison noch auf Platz drei beenden, was zum zweiten Mal in Folge die direkte Qualifikation für die Champions League bedeuten würde.
Die Ausgangslage ist aber irgendwie auch das Problem, denn solange der dritte Platz möglich ist, solange wird auch erwartet, dass Gladbach ihn am Ende der Saison belegt, und genau das stört Schubert. Deswegen sprach er über den Verlauf dieser Bundesligasaison, die unter seinem Vorgänger mit fünf Niederlagen in Folge begonnen hatte, auf die dann sechs Siege nach seiner Amtsübernahme folgten, Schubert fand dafür ein Bild.
Er sagte: „Wenn du bei einem Marathon die ersten zwölf Kilometer verschläfst, dann zehn Kilometer sprintest, kannst du den Rest nicht bewältigen, indem du wieder zwei Mal zehn Kilometer sprintest.“
Wer möchte, kann in diesem Satz auch die Antwort darauf finden, warum Mönchengladbach von den vergangenen acht Auswärtsspielen keins gewonnen hat. Schubert präzisierte das aber noch, er verwies eben auf Mahmoud Dahoud, Andreas Christensen und Nico Elvedi, aktuell Leistungsträger, was aber nichts daran ändere, dass ihre Namen bis vor kurzem nur wenigen ein Begriff gewesen seien. „Die machen mal gute Spiele, mal schlechte“, sagte Schubert. Normal sei das und gerade jungen Spielern zuzugestehen.
Max Eberl, Mönchengladbachs Sportdirektor, findet es schade, dass aktuell alle immer über die Auswärtsschwäche der Mannschaft sprechen möchten, er sagte: „Was dabei ein bisschen untergeht, ist, dass wir eine herausragende Heimserie haben.“
Sonst stünde das Team ja gar nicht dort oben, auf Platz fünf. Auch Eberl mag die hohen Erwartungen nicht, die die Mannschaft derzeit begleiten, er sagte, dass der Europapokal für Mönchengladbach nichts Selbstverständliches sei, sondern etwas Besonderes bleiben solle, die Champions League sowieso, und empfahl: „Bleibt demütig, bleibt realistisch, und seid sicher, dass wir Vollgas geben für den Klub.“
Womit auch die Herangehensweise für die Begegnung in Hannover umrissen wäre, klar ist, dass die Reise anders enden soll als die jüngst nach Ingolstadt, über die Schubert sagte: „Unser Spiel war nicht gut.“ Aber Ingolstadt sei Ingolstadt, eine Mannschaft, gegen die sich alle Gegner schwer täten, weil ihrem Fußball ein spezieller Ansatz zu Grunde liege, den Schubert gar nicht bewerten möchte. Er sagte stattdessen: „Wir spielen einfach gerne Fußball.“
Hannover ist nicht Ingolstadt
Inwieweit Hannover das zulassen wird, ist fraglich, genau wie Ingolstadt läuft die Mannschaft den Gegner gerne hoch an, attackiert früh, aber für Schubert ist auch klar: Hannover ist nicht Ingolstadt. Was eine ganz gute Nachricht ist.
Noch besser ist vielleicht die, dass Raffael nach seiner Verletzungspause wieder spielen kann. „Ein wichtiger Spieler, unser Topscorer“, sagte Schubert. Auf Granit Xhaka muss er dagegen verzichten, weil der in Ingolstadt seine fünfte gelbe Karte gesehen hatte, wobei Sperren für Xhaka beinah so viel Tradition haben wie Wutreden im Fußball.
Voraussichtliche Aufstellung: Sommer - Elvedi, Christensen, Nordtveit - Johnson, Dahoud, Jantschke, Wendt - Hazard, Stindl, Raffael