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Mönchengladbach: Derbysieg: Nico Elvedi lässt die Gladbacher hüpfen

Mönchengladbach : Derbysieg: Nico Elvedi lässt die Gladbacher hüpfen

Das wäre auch zu kitschig gewesen: In der Nachspielzeit des rheinischen Derbys steuerte der gerade eingewechselte Raúl Bobadilla auf Timo Horn zu. Statt auf den mitgelaufenen und ebenfalls eingewechselten Jonas Hofmann querzulegen, versuchte sich der zurückgekehrte bullige Stürmer an einem anderen Drehbuch und probierte den Chip — Lukas Klünter verdarb im letzten Moment das Happy End à la Bobadilla.

Borussia Mönchengladbach gewann nur 1:0 und nicht 2:0 gegen den Erzrivalen. Und der ehemalige Augsburger verlor wohl die Zuneigung von Hofmann.

Doch der Zwist war Sekunden später vergessen, als die Gladbacher geschlossen vor der Nordkurve hüpften. Und immerhin ließ sich Bobadilla zuvor beim Zeitschinden an der Eckfahne nicht provozieren. Ein ebenfalls leichtes Indiz dafür, dass die temperamentvolle Wuchtbrumme vernünftiger geworden sein könnte.

Gehüpft wurde auch während des Spiels. Nicht aus Begeisterung. Ibrahima Traoré verarbeitete körperlich, dass seine Kollegen ihn auf dem Flügel zu häufig übersahen. Und das gerade dann, wenn Gladbachs Flügel-Floh endlich dachte, einmal Raum zu haben.

Denn der war Mangelware gegen eine bis auf die Anfangsphase ebenso organisiert wie diszipliniert verteidigende Kölner Mannschaft. Leichter Unmut also tief in der ersten Halbzeit beim Spaßvogel aus Guinea, der wohl wie die anderen Gladbacher langsam genervt davon war, dass es mit der Ernte an diesem August-Abend partout nicht klappen wollte.

Denn trotz aller FC-Abwehrkünste erspielten sich die Hecking-Schüler überraschend viele Torchancen. Die hochkarätigsten, eine zumindest „99-prozentige“, vergab Lars Stindl. Der Kapitän wurde sowohl von Thorgan Hazard (9.) als auch von Oscar Wendt (16.) perfekt in Schussposition gebracht.

Doch beide Male ließ der Nationalspieler seine sonstige Abgezocktheit vermissen und zwang Timo Horn noch nicht einmal zu Glanzparaden. Auch Hazard selbst (7.) sowie Raffael per Kopf und mit einem feinen Schlenzer zitierten die nicht wirklich neue Abschlussschwäche der Gladbacher.

Das Vorgehen der Kölner sah zwangsweise dynamischer aus — sie hatten mit ihren Kontern die Schnelligkeit, die den Hausherren immer wieder wegen leichter technischer Probleme im Kombinationsspiel abging. Jhon Cordoba hätte als Bestrafer auftreten können. Doch den ersten — noch leicht abgefälschten — Schuss parierte Yann Sommer (19.), nach einem Sololauf wuchtete der Modeste-Nachfolger den Ball am Tor vorbei (32.).

Traoré schnell und präzise

Was Schnelligkeit und Präzision bewirken können, demonstrierte Traoré nach der Pause. Und jetzt ließ der Sprinter die Herzen der Gladbach-Fans hüpfen: Auf der linken Seite nahm er fast gierig die Tiefe an, die der FC den Gladbachern plötzlich bot. „Ein Konter — das war nicht so besprochen“, grantelte FC-Trainer Peter Stöger.

Traoré genoss die Überraschung und servierte den Ball zentimetergenau in den Lauf des aufgerückten Rechtsverteidigers Nico Elvedi, der nur noch einschieben musste (49.). Das erste Bundesligator des jungen Schweizers — und dann gleich die Entscheidung im „Hinspiel des Jahres“.

Für seinen Trainer aber war eine zweite Aktion Elvedis direkt nach seinem 1:0 noch bemerkenswerter. „Das war für mich die Szene des Spieltags“, beurteilte Hecking die Grätsche, mit der Elvedi Cordoba in letzter Sekunde am Ausgleich hinderte. „Wir haben gekämpft von der ersten bis zur letzten Minute“, übertrug der Torschütze das Lob aufs Kollektiv.

Die Stöger-Elf bewies nun ihr offensives Potenzial. Doch bis auf Halbchancen blieb die Ausbeute ertraglos. Gladbach hatte weiterhin die Hoheit über die großen Gelegenheiten. Aber auch bis zum Schluss die darüber, diese zu vergeben. „Erstes Saisonspiel gewonnen, zugleich das Derby — was will man mehr?“, freute sich Hecking dennoch. Seinem Kollegen blieb bis auf seinen Humor immerhin noch die Erkenntnis: „Die Mannschaft hat eine gute Reaktion gezeigt.“ Aber halt eine torlose...