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Borussia Mönchengladbach: Der nächste Kampf gegen den Wankelmut

Borussia Mönchengladbach : Der nächste Kampf gegen den Wankelmut

Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach kann nach dem Pünktchen gegen den VfL Wolfsburg mit einem Sieg beim VfB Stuttgart für noch stärkeren Aufwind sorgen.

 Adi Hütter ist kein Trainer, der mit englischen Ausdrücken um sich wirft. Zwar hat er wie viele andere Kollegen auch eine Vergangenheit bei RB Salzburg, der Österreicher steht vermeintlichen Fachvokabeln aber so skeptisch gegenüber wie Erkenntnissen über Fußball allgemein, die so gerne als Neuerscheinungen dargestellt und entsprechend hochtrabend benannt werden. Sicherlich hilft ihm bei dieser Distanz auch ein in Nagelsmann-Zeiten bereits hohes Alter von 52 Jahren.

Und dennoch nutzte Borussia Mönchengladbachs Trainer vor dem 25. Spieltag der Fußball-Bundesliga einen Begriff von der Insel: Hütter sprach vom „best case“, vom besten Fall, und meinte damit zwei Siege: einen am Samstag beim VfB Stuttgart (18.30 Uhr) und einen sieben Tage später gegen Hertha BSC. Sechs Punkte – und der Alptraum eines Abstiegs in die 2. Liga wäre wohl endgültig Geschichte. Und beide Clubs wären keine Konkurrenten der Borussia mehr. Der VfB ist derzeit Tabellen-17., die Hertha -16. Ein Sieg an diesem Wochenende bei den Schwaben würde Gladbachs Vorsprung auf einen direkten Abstiegsplatz von acht auf elf Punkte erhöhen.

Nun ist das so eine Sache mit den Plätzen in der Tabelle der Bundesliga. Eine Mannschaft von Rang 13 versprüht qua Tabellenplatz nicht unbedingt Angst und Schrecken bei den Gegnern. Doch der Traditionsclub vom Niederrhein hat – neben vielen Pleiten – in dieser Saison schon mehrmals bewiesen, auch für positive Überraschungen gut zu sein. Also so zu spielen, wie es die meisten, vor allem auch die Gladbacher Verantwortlichen, zu Saisonbeginn erwartet hatten. Berechtigterweise warnte Hütter aber auch vor den Qualitäten des Tabellen-Vorletzten Stuttgart, die vor einer Woche bei der unglücklichen Niederlage gegen die TSG Hoffenheim erneut überdeutlich wurden.

Zwischen Debakeln wie gegen den SC Freiburg und bei Borussia Dortmund und Feiertagen wie gegen den FC Bayern im Pokal sowie in der Liga: Dieser Gladbacher Zwiespalt und Wankelmut spricht auch aus der Einschätzung von Pellegrino Matarazzo. Der VfB-Trainer erwartet „eine sehr starke Mannschaft, vor allem offensiv“. Doch natürlich ist dem 44-Jährigen nicht entgangen, dass die Gäste unter ähnlichen Problemen leiden wie sein VfB. „Sie haben auch die eine oder andere Anfälligkeit defensiv, die wir wahrnehmen und angehen wollen.“

Dieser Drohung bedarf es nicht, um seinen Trainerkollegen auf die Defizite seines Teams aufmerksam zu machen. Die große Überschrift für diese Saison lautet: der Kampf um defensive Stabilität. Hütter hatte geglaubt, diesen bereits gewonnen zu haben. Doch etliche Rückschläge haben ihn eines Schlechteren belehrt. Den „worst case“, den schlechtesten Fall, zu verhindern, scheint extrem schwierig zu sein.

Diese englische Wortverbindung benutzt der Österreicher aber nicht. Doch seine Analyse, in der er ohne Ausritte in Fach- oder Fremdsprachen auskommt, belegt, dass das Problem komplex ist – pardon: vielschichtig. „Wir sind gerade am Scheideweg zwischen hohem Anlaufen und sich in der Mittelfeldzone aufhalten“, führte der Fußballlehrer vor der Reise ins Schwaben-Ländle aus. „In vielen Spielen haben wir es mit dem hohen Anlaufen richtig gut gemacht, aber auch schon ganz schlecht. Wir müssen grundsätzlich schauen: Haben wir Druck auf den Ballführenden, dann können wir auch in der Kette höher stehen. Wenn kein Druck auf den Ball ist, müssen wir die Tiefe besser im Griff haben. Das wird der springende Punkt sein – wo und wie wir anlaufen, um uns nicht reindrängen, aber auch nicht rauslocken zu lassen.“

Angenehm, wenn in diesen Tagen das Thema rund um den Borussia-Park mal wieder ein rein sportliches ist. Hütters Ausführungen stehen eine Hoffnung seines Kollegen gegenüber. „Wir haben zuletzt gezeigt, dass unsere Grundordnung und unsere Art zu verteidigen greifen können und unser Konterspiel von Spiel zu Spiel effektiver wird“, sagte Matarazzo. Möglich macht dies auch die enorme Schnelligkeit, die seine Mannschaft zu einem großen Teil besitzt.

Nur wenige im Gladbacher Kader können da mithalten. Womöglich zieht Hütter deshalb auch aus einer Einschränkung Vorteil: Marvin Friedrich fällt weiter mit einem grippalen Infekt aus, Jordan Beyer ist gelbgesperrt. Will Gladbachs Trainer erneut mit einer Dreierkette auflaufen, was mehr als wahrscheinlich ist, könnte Ramy Bensebaini den linken Part übernehmen. Vor ihm wäre dann Luca Netz eine Option.

Der VfB besitzt mit Sasa Kalajdzic auch einen Spieler ohne hohes Tempo, aber mit Körperlichkeit (zwei Meter groß, 90 Kilogramm schwer), entsprechender Kopfballstärke und Wandspieler-Qualität. Friedrich wäre der ideale Gegenspieler gewesen. Aber so muss es wohl Nico Elvedi mit dem Riesen aufnehmen. Wie man es besser nicht macht, kann er von Bensebaini erfahren, der schon schlechte Erfahrungen mit Kalajdzic machen musste.

Voraussichtliche Aufstellung: Sommer - Ginter, Elvedi, Bensebaini - Lainer, Neuhaus, Koné, Netz - Hofmann, Pléa - Thuram