Mönchengladbach : Der Gladbacher Weg: Gegen die Bayern weder demütig noch naiv
Mönchengladbach Um 13.30 Uhr war einem Bieter auf der Bayern-Homepage das lebensgroße Abbild von Trainer Pep Guardiola inklusive Unterschrift 401,50 Euro wert. Wenige Minuten später war klar, dass André Schubert nicht diese Person war.
Nicht, dass Borussia Mönchengladbachs neuer Coach sich das nicht leisten könnte angesichts eines angehobenen Gehalts nun als Cheftrainer der Bundesliga-Mannschaft. Aber auf der Pressekonferenz zum Spiel gegen die Münchner Bayern kam seine Wertschätzung des Spaniers, pardon Katalanen, auf Nachfrage eher gedämpft rüber.
„Er ist ein Trainerkollege“, war die erste Antwort nach einiger Bedenkzeit. Kein Schwärmer wie Favre Über einen anderen Fußballlehrer zu schwärmen, fällt einem 44-jährigen Bundesliga-Novizen nachvollziehbar schwerer als einem 58-Jährigen, der schon länger im Geschäft ist und eine Art von fußballerischer Wahlverwandtschaft mit Guardiola verbindet: Schuberts Vorgänger Lucien Favre.
Womöglich wollte Schubert eine Gefahr verhindern, die er auch für seine Spieler vor dem Duell mit dem Branchenführer gesehen hat: die Bayern zu überhöhen und sich selbst zu klein zu machen. Darin war Favre groß, dessen Ehrfurcht sich aber nicht nur auf die Münchner beschränkte, sondern demokratisch über alle Gegner verstreut wurde. Da kommt André Schubert wesentlich selbstbewusster rüber, was fußballerisch seinen Niederschlag auch in der modifizierten Spielweise von Xhaka & Co. findet.
Nach einigem Warmreden entsprang dem aktuellen Gladbacher Trainer dann doch noch eine gebremste Art von Hommage. Er bewundere Guardiola dafür, dass er „immer neue Ideen habe und seine Philosophie weiterentwickelt. Das schätze ich sehr und lasse mich sehr gerne davon anregen.“ Um allen Missverständnissen aber vorzubeugen, schob Schubert noch schnell nach: „Ohne kopieren zu wollen.“
Der ehemalige DFB-Jugendtrainer hat seine eigenen Ideen. Und die taten der zuvor so verunsicherten Mannschaft extrem gut. Das Vorrücken der Mannschaftsteile hin zu mehr Aktivität, Aggressivität und Torgefahr könnte allerdings gegen die Super-Dominatoren von der Isar gefährlich werden. Auch wenn Schubert betont: „Aus dem Spiel heraus haben wir nur wenig Tore zugelassen.“
Die perfekte Lösung, um gegen die Bayern bestehen zu können, gibt es nicht. Der Anschauungsunterricht, was die bisherigen Gegner ausheckten für die schier unlösbare Aufgabe, gibt auch nicht viel her. „Spielst du zu offensiv, heißt es: naiv. Spielst du extrem defensiv, wird dir Unterwürfigkeit unterstellt“, sagt Schubert. München als Nimbus-Knacker? Was also ist der Gladbacher Weg?
„Wir werden versuchen, das einzubringen, was uns ausmacht.“ Das hört sich nicht nach Catenaccio an. Risiko, um mehr Torchancen zu kreieren, gehört zum Input des neuen Trainers. Gegen die Bayern wird dies nicht anders, allerdings kontrollierter sein als sonst.
Schuberts erste Liga-Niederlage ist dennoch möglich — die Bayern wären ein würdiger Nimbus-Knacker. Eine Klatsche ist auch nicht jenseits jeder Vorstellungskraft. Denn sogar die Bayern müssen der Charity-Versteigerung ihrer Trainer-Ikone und seiner Spieler in Aluform quasi Kleingedrucktes auf der Klub-Webseite anhängen: „Nach einiger Zeit können die Unterschriften verblassen.“