Mönchengladbach : Boateng bestraft ratlose Gladbacher
Mönchengladbach Mit hängenden Köpfen schlichen die Gladbacher Profis nach der 0:1-Pleite gegen Eintracht Frankfurt durch den Spielertunnel. Ratlosigkeit und Enttäuschung standen ihnen ins Gesicht geschrieben. Wie schon zuletzt auswärts beim FC Augsburg hatte die Borussia die Anfangsminuten verschlafen und erneut einen frühen Gegentreffer in der Fußball-Bundesliga kassiert — diesmal durch Kevin-Prince Boateng.
„So darfst du nicht ins Spiel gehen“, nahm Christoph Kramer nach der Begegnung kein Blatt vor den Mund. Und auch sein Teamkollege Jannik Vestergaard pflichtete ihm bei: „Wir sind einfach schlecht reingekommen. Der Gegner war sehr aggressiv, der Treffer zu diesem Zeitpunkt verdient.“
Dabei hätten die Gäste aus Frankfurt in der ersten halben Stunde bereits deutlich höher führen können. Schon nach 46 Sekunden zappelte der Ball im Gladbacher Tornetz. Doch Schiedsrichter Robert Kampka erkannte den Treffer nicht an, denn Boateng hatte den Ball, der ohnehin ins Tor gerollt wäre, noch aus kürzester Distanz über die Linie gedrückt. So vereitelte der erfahrene Neuzugang der Eintracht die Gästeführung, denn der 30-Jährige stand dabei klar im Abseits.
Doch die Hessen ließen nicht locker. Angeführt vom starken Boateng entschieden die Adler in dieser Phase fast alle Zweikämpfe für sich. In ihrem 3-5-2-System, das in der Rückwärtsbewegung zu einem 5-3-2 wurde, hatten die Hausherren kaum Entfaltungsmöglichkeiten. Das Spiel der Fohlen wirkte verkrampft und ideenlos.
Zu allem Überfluss schlichen sich auch noch Fehler bei der Ballannahme und ins Passspiel ein. Der Treffer von Boateng (13. Minute) war die gerechte Strafe für die fahrigen Anfangsminuten der Borussia. Nach einem Einwurf ließ der baumlange Zielspieler der Eintracht, Sébastien Haller, für Boateng abtropfen, der erneut — diesmal aber regulär — unbedrängt flach einschoss.
Viel Aufwand, wenig Ertrag
„Danach war es dann natürlich schwer, gerade gegen Eintracht Frankfurt, die das in der Defensive mit ihrer Fünferkette und der robusten Spielweise sehr gut gemacht haben“, erklärte Kapitän Lars Stindl hinterher und ergänzte: „In der zweiten Halbzeit haben wir viel investiert, sind letztlich aber zu wenig hinter die Ketten gekommen. Für den Aufwand, den wir betrieben haben, war das zu wenig.“
Gladbach-Trainer Dieter Hecking hatte zur Pause das System von einem 4-4-2 auf ein 3-5-2 umgestellt. Thorgan Hazard rückte in der Spitze mehr ins Zentrum, und Oscar Wendt und Patrick Hermann sollten vor der Dreierkette um Matthias Ginter, Nico Elvedi und Jannik Vestergaard für mehr Druck über die Flügel sorgen.
Doch es dauerte bis zur 55. Minute, ehe die Fohlen durch einen Distanzschuss von Stindl eine nennenswerte Gelegenheit vor 51 431 Zuschauern im Borussia-Park verzeichnen konnten. Im Anschluss waren die Gastgeber zwar überlegen, aber nicht zielstrebig genug. Zu zwingenden Torchancen sollte es nicht mehr kommen. Auch die lange Nachspielzeit von sechs Minuten, die Schiedsrichter Kampka sogar noch auf siebeneinhalb Minuten ausdehnte, half der Borussia am Ende nicht mehr.
„Bei viel Ballbesitz haben wir eine Menge versucht, aber uns letztendlich immer festgelaufen in dem Netzwerk, das die Eintracht aufgebaut hat“, analysierte Hecking nach der ersten Pflichtspielniederlage in der noch jungen Saison. „Du brauchst dann auch mal einen Brustlöser.“
Gästetrainer Niko Kovac war nach dem Premierensieg seiner Eintracht in dieser Spielzeit hingegen voll des Lobes für seine Mannschaft: „Das war ein hart erkämpfter Sieg. Hier zu gewinnen ist nicht einfach. Und ich glaube, dass hier auch nicht viele Teams gewinnen werden.“
Am Samstag können die Gladbacher Wiedergutmachung betreiben im Topspiel bei RB Leipzig. „Das wird ein ganz anderes Spiel. Wir dürfen aber jetzt nicht alles schlecht reden“, verdeutlicht Kramer und Thorgan Hazard fügt hinzu: „Wir fahren nach Leipzig, um zu gewinnen“.