Mönchengladbach : André Schubert und die bekannten Reflexe
Mönchengladbach Vorbereiten auf ein Spiel gegen den 1. FC Köln — das geht so: Mönchengladbachs Trainer reißt die Kabinentür auf, steckt seinen Kopf hinein, schreit „Derby!“ und zieht sich wieder zurück. Doch welcher Fußballlehrer möchte sich, und sei es nur für diese ominösen 90 Minuten, überflüssig machen?
André Schubert auf jeden Fall kaum, er wird auch am Samstag wieder alle taktischen Register ziehen. Auch wenn er zuvor versuchte, bei aller Wertschätzung der emotionalen Gemengelage um dieses Duell, etwas Dampf aus dem Kessel zu lassen. „Es ist ein wichtiges Bundesligaspiel.“ Stimmt, für den Verein, für die Fans und wohl auch für den Trainer. Denn nach der sieg- und torlosen Phase steht der 45-Jährige bei allem Understatement stark unter Druck.
Dass Schubert in der vergangenen Saison Borussia ab dem sechsten Spieltag vom letzten Platz in die Champions League geführt hat, wirkt vergessen. Bei vielen Fans scheint er verblüffenderweise bereits nach gut einem Jahr keinen Kredit mehr zu haben.
Und auch wenn er philosophisch gelassen anmerkt, vor jedem Spiel existiere eine besondere Situation, gibt er zu: „So etwas lässt einen nie richtig kalt. Aber ich kenne die Reflexe, es sind immer die gleichen Dinge, die sich abspielen.“ Damit meint er beispielsweise, dass etwa die Variabilität, für die er in der goldenen Phase gefeiert wurde, nun, da es schlecht läuft, als Grund herhalten muss, die Malaise zu erklären.
„Wir haben nichts anders gemacht als in den letzten Monaten auch“, widerspricht er der These, seine Spieler seien durch permanente Formations- oder Positionswechsel überfordert. „Die Automatismen sind da, und die Umstellungen sind auch automatisiert“, erklärt er.
Das Spiel am Samstag gegen den FC ist eine schöne Bühne, das zu beweisen. Denn Köln „kommt eher aus der Reaktion, ist stark im Konterspiel, hat gute Standards und wenig Ballbesitz“. Hinzu sei der FC noch selbstbewusst, gut organisiert, zweikampfstark, und er werde seine Mannschaft in die Zweikämpfe zwingen. Aber einen kleinen Beitrag zur Entmystifizierung des Edelrivalen liefert er dann doch noch: „Sie haben die meisten Torschüsse zugelassen und trotzdem die zweitwenigsten Tore kassiert.“
Das könnte für die Qualität des am Samstag fehlenden Keepers Timo Horn sprechen. Doch Schubert zielt auf das „Quäntchen Glück“ ab, das oft eine Erfolgswelle krönt und im umgekehrten Fall - seiner Mannschaft bei ihrer Negativserie — fehlt. Dieser 19. November 2016, das 85. Bundesliga-Derby, könnte ein Wendepunkt sein. Und so sagt André Schubert einen Satz, der in bisherigen Spielzeiten Gegnern wie dem FC Bayern München angemessen war. „Wenn alle fit sind und wir an unsere Leistungsgrenze gehen, können wir jeden in der Bundesliga schlagen.“ Was könnte den Aufstieg des FC besser unterstreichen?
Voraussichtliche Aufstellung: Sommer - Elvedi, Christensen, Vestergaard - Korb, Strobl, Dahoud, Wendt - Stindl - Raffael, Hazard