Auswärtspunkt auf Schalke : Alemannia, Meister der Schmerzen
Special Gelsenkirchen 2001 wurde der FC Schalke im Parkstadion zum „Meister der Herzen“. Rund 20 Jahre später spielte die Alemannia dort gegen den königsblauen Nachwuchs und sicherte sich den Titel „Meister der Schmerzen“. Ist froh, dass das Jahr 2021 sportlich endlich beendet ist: die Netzschau.
Vor etwas mehr als 20 Jahren fand im Parkstadion auf Schalke die letzte Bundesligapartie statt – es war eine historische. Die Königsblauen gewannen 5:3 gegen Unterhaching und wähnten sich für vier Minuten als Deutscher Meister. Doch dann glichen die Bayern in letzter Sekunde in Hamburg aus und rissen den Gelsenkirchenern die Schale gleich wieder aus den Händen. Im Dezember 2021 fand im mittlerweile zurückgebauten Parkstadion erneut eine historische Partie statt. Die Alemannia musste beim königsblauen Nachwuchs an. Die Regionalliga-Partie endete wenig spektakulär 1:1. Doch sie beendete das sportlich schlimmste, schlechteste und katastrophalste Jahr der Kaiserstädter (hoffentlich für immer und nicht bislang).
Die Schalker wurden anno 2001 „Meister der Herzen“, die Alemannia hat sich 2021 zum „Meister der Schmerzen“ gekürt – ein Titel, auf den alle rund um den Tivoli gerne verzichten können. Aber gut, quälen wir uns noch einmal gemeinsam durch die letzte Netzschau des Jahres und machen dann den Deckel drauf auf dieses grausame Jahr der mittlerweile 121-jährigen schwarz-gelben Historie.

Am 16. Dezember wurde also Geburtstag gefeiert, einen Tag vorher wurde Martin Bader vor die Tür gesetzt. Der erfahrene Fußballmanager wurde erst im Frühjahr als kaufmännischer und sportlicher Geschäftsführer installiert. Er sollte die Lücke schließen, die Thomas Hengen nach seinem Abgang nach Kaiserslautern hinterlassen hatte. Bader sollte und wollte mit seinem Wunschtrainer Patrick Helmes die Alemannia ab dem Sommer wieder sportlich nach vorne bringen, für Highlights sorgen und die Fans begeistern. Nachdem Helmes bereits im Oktober schon wieder gehen musste, da der sportliche Erfolg ausblieb, war auch Bader angezählt. Nun ist das Kapitel „Alemannia Aachen“ für ihn auch nach weniger als einem Jahr beendet.

Damit hat die Alemannia 2021 einen Sportdirektor (Hengen), einen Interims-Geschäftsführer (Hans-Peter Lipka), einen kaufmännischen und sportliche Geschäftsführer (Bader) und drei Trainer und ein Interimstrainer-Duo (Stefan Vollmerhausen, Kristoffer Andersen/Dietmar Bozek, Helmes und Fuat Kilic) in Amt und Würden gehabt. Zudem wurde ein neues Präsidium und alles, was dazugehört, installiert. Ruhe und Konstanz dürften die meisten anders beschreiben. Das Schlimmste: der ausbleibende sportliche Erfolg.
Bereits unter Ex-Ex-Ex-Trainer Vollmerhausen begann vor rund einem Jahr der sportliche Niedergang, Andersen/Bozek konnten die Rückrunde nicht mehr retten, es war am Ende die schlechteste in der gesamten Vereinshistorie, und auch unter Helmes gelang auf dem Platz nicht viel bis gar nichts. Rückkehrer und Alemannia-Rekordtrainer Kilic übernahm vor wenigen Wochen eine sportlich desolate Truppe, entsprechend mau ist auch seine bisherige Ausbeute. Wir wollen es an dieser Stelle nicht mit Zahlen übertreiben, aber im Kalenderjahr 2021 gelangen der Alemannia gerade einmal sieben (als Zahl: 7) Siege in der Regionalliga West – in 43 Partien …
Am vergangenen Samstag nun stand (endlich) das letzte Spiel des Jahres an. Die Aachener mussten ins Ruhrgebiet reisen und wer die vergangenen Jahre aufmerksam verfolgt hat, der konnte das Ende der Partie eigentlich voraussagen: Die drei vorangegangenen Aufeinandertreffen endeten allesamt Unentschieden.
Wo es eben hieß, dass die Alemannia höchstens Konstanz in der Konstanzlosigkeit zeigt: Das stimmt nicht ganz. Denn auf eine Sache ist immer Verlass: die Anhängerschaft. Zwar gab es coronabedingt gerade einmal rund 150 Karten für die Aachener Fans, aber die waren dann auch schnell vergriffen, Gästeblock ausverkauft!

So sehr man an der Alemannia hängt, so sehr sehnten dann doch alle dem Jahresende entgegen. Einmal aber hieß es am Samstag noch „Matchday“:

Oder wie man auf der Insel schreibt:

Der Auftrag an die Mannschaft war klar: Kämpfen, wollen, beißen, machen, tun, rackern, ackern und irgendwie irgendwas mitnehmen, um den Anschluss an die Nicht-Abstiegsplätze nicht komplett abreißen zu lassen und mit einem Gefühl in die Winterpause zu gehen, dass die Hoffnung nicht ganz sterben lässt.

Passend dazu: „Whatever you want“ von Status Quo zum Einlaufen der Teams:

Und was alle, die es mit der Alemannia halten, wollten und wollen ist klar: nicht absteigen!
Andere im Parkstadion wollten zum Jahresende zusätzlich noch einen neuen Ground erschließen. Glückwunsch zu diesen beiden Erfolgen hier:

Neben diesen beiden waren 348 weitere Fans im Stadion, aus Aachen offiziell 147.

Und die sahen eine zwar engagierte Leistung der Kilic-Truppe, spielerisch war das aber natürlich nicht viel. So viel Weihnachtswunder war dann doch nicht. Aber immerhin gab es mal wieder Chancen vor dem gegnerischen Kasten zu verzeichnen. Leider blieben sie ungenutzt.
So kam es dann in der zweiten Hälfte, wie es kommen musste: Die Gastgeber gingen in der 70. Minute in Führung. Bleron Krasniqi schoss das 1:0 für die Knappenschmiede. Alemannias Abwehr sah da (wieder einmal) gar nicht gut aus.
Das Spiel schien, wie das gesamte Jahr, gelaufen zu sein. Doch nach fast 440 Minuten ohne eigenen Treffer glichen die Schwarz-Gelben in der 78. Minute tatsächlich doch noch aus! Marcel Damaschek brachte den Ball irgendwie im Schalker Gehäuse unter und sicherte einen Punkt für die Moral.

Für mehr ist dieser Punkt aber auch nicht, in der Tabelle konnte damit kein Boden gutgemacht werden, am Ende des Jahres 2021 steht der 18. Platz zu Buche. Das hatte wohl niemand im Sommer kommen sehen.

Die Gründe dafür sind vielfältig, die Wunschliste für das kommende Jahr ist noch viel länger. Darin wollen wir uns jetzt hier an dieser Stelle gar nicht verlieren.
Stattdessen versuchen wir mal das Positive zu sehen, so wie Ex-Ex-Geschäftsführer Martin vom Hofe:

Wer weiß, wozu dieser eine Punkt auf Schalke noch gut sein wird? Wer weiß, wie Fuat Kilic die Mannschaft ab dem 3. Januar umkrempeln und wer demnächst auflaufen wird? Wer weiß, ob die Alemannia nicht vielleicht mal eine kleine Siegesserie im kommenden Jahr starten kann (vor dem Sommer bitte!)?
Weiß gar nichts, hofft das Beste und wünscht nun vor allem allen, die hier regelmäßig mitlesen, wunderschöne Feiertage, einen guten Rutsch und einen schönen Start in ein hoffentlich besseres 2022: die Netzschau.

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