Netzschau zur Auswärtsniederlage : RWO Nein!
Oberhausen In bester „A Beautiful Mind“-Manier hatten wir an dieser Stelle eine Spieltheorie aufgestellt, auf die John Forbes Nash Jr. sicher stolz gewesen wäre. Die sah ganz klar einen Sieg der Alemannia in Oberhausen voraus. Doch nichts da… Braucht sich wohl keine Hoffnungen auf den Nobelpreis machen: die Netzschau.
Fast auf den Tag genau vor einem Jahr, am 8. März 2020, trennten sich Rot-Weiß Oberhausen und Alemannia Aachen im Stadion Niederrhein 1:1. Das Spiel fand vor über 3100 Zuschauern statt.

Bei den Schwarz-Gelben saß Fuat Kilic als Trainer auf der Bank, Thomas Hengen hatte gerade frisch und offiziell als Sportdirektor begonnen. All das scheint ewig lange her: Es war das letzte Spiel der abgelaufenen Saison, die danach coronabedingt abgebrochen wurde. Es war das letzte Spiel von Kilic als Trainer der Tivoli-Truppe, die letzte Partie, der Fans ganz normal beiwohnen konnten, Hengen ist nicht mehr Sportdirektor der Kaiserstädter und auch Kilics Nachfolger Stefan Vollmerhausen musste schon wieder weichen …

Am Samstag, 6. März 2021, stand für die Alemannia die nächste Begegnung auf dem Spielplan. Dieser führte die Mannschaft vom Interims-Trainergespann Kristoffer Andersen und Dietmar Bozek nach? Genau: Oberhausen. Es war der Abschluss der zweiten Englischen Woche in Folge und damit hieß es wieder Matchday!

Statt live vor Ort hieß es für die Aachener Anhänger wieder Livestream (der, soviel sei schon einmal verraten, häufig einen Balljungen zeigte …):

Und bei dem Wunsch nach drei Punkten waren sich aus Aachener Sicht auch alle einig. Immerhin galt es Wiedergutmachung für die höchste Saisonniederlage unter der Woche zuhause gegen Preußen Münster zu betreiben und zumindest noch vereinzelt für Highlights in dieser Spielzeit zu sorgen.

Unterstützt wurde das Vorhaben von einer Theorie der Netzschau. Nach der Niederlage gegen die Preußen werteten wir an dieser Stelle Statistiken aus, entwickelten komplexe Algorithmen, absolvierten Planspiele, stellen Mutmaßungen auf, analysierten Unmengen an Daten, unsere Büros waren vollgekritzelt mit mathematischen Berechnungen, jeder theoretische Physiker wäre stolz auf uns gewesen, es sah aus wie im Arbeitszimmer von Stephen Hawking … Und herauskam folgende stichhalte, wasserfeste und unwiderlegbare Vorhersage: samstags in Wegberg gewonnen, mittwochs in Wuppertal verloren, samstags in Mönchengladbach gewonnen, mittwochs gegen Münster verloren, samstags in Oberhausen gewinnen. Logisch, oder?
Irgendwie hatte nur keiner den Spielern der Alemannia Bescheid gegeben: Keine 15 Minuten nachdem Schiedsrichter Alexander Schuh das Aufeinandertreffen der beiden Traditionsclubs angepfiffen hatte, führten die Hausherren dank eines Treffers von Sven Kreyer schon mit 1:0. Ganz zur Freude der vielen Ex-Aachener in Reihen der Kleeblätter: Nils Winter (2015 bis 2018), Jerome Propheter (2015 bis 2017) und Bastian Müller (2014 bis 2016).
Die konnten dann gemeinsam mit ihren Teamkollegen gute zehn Minuten vor der Halbzeit erneut jubeln: Tanju Öztürk erhöhte auf 2:0.
Die Gäste fanden nicht so wirklich ins Spiel und die bisher solide Defensive bröckelte weiter. Nach zwei Gegentoren in Wegberg und gleich vier Gegentoren gegen Münster musste Aachens Keeper Joshua Mroß nach 45 Minuten in Oberhausen schon wieder zweimal den Ball aus dem eigenen Netz holen. Und verhinderte sogar noch weitere Oberhausener Tore. Und nach vorne ging nicht wirklich was.
Das aber änderte sich mit dem Wiederanpfiff. Der Schuhsche Pfiff hallte noch durch das Rund vom Stadion Niederrhein, da markierte Hamdi Dahmani für Aachen den Anschlusstreffer.

Nur noch 1:2! Hoffnung keimte auf! War das der Start einer fulminanten Aufholjagd? Drehte de Alemannia die Partie gar noch zu den eigenen Gunsten?
All diese Fragen waren relativ schnell beantwortet. Leider mit einem großen „NEIN“ … RWO stellte durch ein Tor von Shaibou Oubeyapwa in der 62. Minuten den alten Abstand wieder her:

Dabei blieb es dann auch. Die Aachener waren hinten extrem wackelig auf den Beinen, nach vorne fehlten (weiterhin) Ideen und Durchsetzungskraft. Aber immerhin konnte man schöne Bilder im Ruhrgebiet machen:

Wer jetzt von den schwarz-gelben Anhängern wissen möchte, warum sie sich das jede Woche antun und auch am kommenden Samstag wieder vor dem Livestream sitzen, um den Auftritt der Alemannia gegen die zweite Mannschaft von Schalke 04 zu verfolgen, dem sei folgender Post empfohlen:

Trauert jetzt der verpassten Chance auf einen Nobelpreis für Spieltheorie nach und bereitet sich auf das Duell mit den kleinen Knappen vor: die Netzschau.