Netzschau zur Niederlage in Köln : Eine Rundreise von „BibisBeautyPalace“ bis hin zur Hands-on-Mentalität bei Schranken
Special Köln Am Samstag musste die Alemannia zum Traditionsduell bei Fortuna Köln ran. Das Spiel gab nicht viel her, am Ende stand eine 0:1-Niederlage. Dafür gab es rund um die Partie einiges zu sehen und zu hören. Hatte die Augen und Ohren wie immer auf: die Netzschau.
Fortuna Köln gegen Alemannia Aachen ist eines dieser ewigen Duelle, beide Mannschaften schmücken immer noch die oberen Plätze der ewigen Zweitligatabelle, es hat Derbycharakter, Tradition, da treffen zwei Domstädte aufeinander und egal in welcher Liga, Rot-Weiß gegen Schwarz-Gelb ist allein aufgrund der Historie immer eine packende Partie – gerade in dieser Spielzeit, in der beide Mannschaften zwar nicht direkt um den Aufstieg spielen, aber Münster und Wuppertal ausgenommen, zwei der Topteams der Regionalliga West sind.
Am Samstag kam es zum erneuten Aufeinandertreffen der Männer von Trainer Markus von Ahlen auf der einen Seite und Trainer Helge Hohl auf der anderen. Das Hinspiel auf dem Tivoli hatten die Kölner mit 2:1 für sich entscheiden können, aus Aachener Sicht war da also noch eine Rechnung offen!
Zudem empfing der 6. der Tabelle den 5. – ein echtes Spitzenspiel also. Und wem das noch nicht reichte: In den Reihen der Gastgeber hatte nicht nur von Ahlen eine Alemannia-Vergangenheit (1999 bis 2002 als Spieler an der Krefelder Straße aktiv), da gab es ja auch noch Sascha Marquet (2011 bis 2014) und Stipe Batarilo (2014 bis 2021). Nicht zu vergessen die „Cologne Connection“ der Aachener: Franko Uzelac (Fortuna: 2019 bis 2021), Dimitry Imbongo (Fortuna: 2021 bis 2022), Marcel Damaschek (1. FC Köln: 2018 bis 2019), Freddy Baum (Viktoria: 2016 bis 2018), Aldin Dervisevic (Viktoria: 2018 bis 2019), Dario de Vita (Viktoria: 2016 bis 2022), Benjamin Hemcke (aktuell ausgeliehen von Viktoria) und Stephan „Lämmi“ Lämmermann (immerhin 1967 in Köln geboren).
Das Wetter war okay (das bisschen Regen zwischendurch klammern wir an dieser Stelle einmal sprichwörtlich aus), der Rasen war grün und von den rund 4000 Zuschauern war ein gutes Viertel aus Aachen zu Gast. Anders gesagt: Es war Matchday!

Die Vorfreude auf das Duell war in der Kaiserstadt groß:

Und auch der ein oder andere Kölner freute sich auf die Partie, nicht zuletzt, weil er den Fußball auch der Alemannia zu verdanken hatte:

Aus und um Aachen machten sich die Fans per Bus, Bahn und Auto (dazu später mehr) auf den Weg in die sogenannte „Stadt mit K“, um die Tivoli-Truppe lautstark zu unterstützen:

Das Ziel war klar: Weitere drei Punkte für die Stimmung und das Einspielen für die kommende Saison holen, Vorfreude aufrechterhalten und wecken, um in der kommenden Spielzeit oben in der Tabelle mitzuspielen:

Während sich die Hohl-Mannschaft auf dem Rasen warmlief, gab es im Gästeblock Unverständnis über das Essensangebot der Hausherren: Bockwurst statt Bratwurst. In Köln nicht ungewöhnlich, aber echte Stadionwurst kommt nun mal vom Grill!
Schiedsrichter Lars Bramkamp hatte damit nichts zu tun, der schickte die Teams pünktlich für 14 Uhr aufs Feld und pfiff die Partie an.

Während auf dem Grün die ersten Sprints angezogen wurden, machte ein roter Panda neben dem Feld keine großen Bewegungen. Zum Unmut der Heimfans, denn wenn man schon ein Maskottchen hat, dann soll es schließlich auch was machen …

Statt des Maskottchens machte dann die Heimmannschaft etwas: Angriff aufs Aachener Tor, ein Schuss von Dustin Willms und wie auch immer kullerte der Ball ins lange Eck, 1:0 für die Hausherren … Alles andere als ein Start nach Maß für die Alemannia, die bis dahin fast 320 Ligaminuten ohne Gegentor vorzuweisen hatten.

Damit führte die Fortuna, eigentlich ein Grund zur Freude der Heimfans. Doch nur wenige Minuten später kam aus dem Stehplatzbereich der Gastgeber eine klare Ansage an den Spielfeldrand: „Geh doch zu BibisBeautyPalace, aber mir nicht auf die ****!“ Hintergrund: Im Innenraum liefen zwei mögliche Influencerinnen, die halt taten, was Influencerinnen tun: Hier ein Bild, da ein Lächeln und noch ein Aufsager für die Kamera. Zumindest wirkte es so für viele Zuschauer:innen, was ganz offensichtlich nicht bei allen für Freude sorgte.
Zurück zum Spiel? Lieber nicht. Das gab aus Aachener Sicht nicht wirklich viel her, die Fortuna war spielbestimmend und hatte weitere Abschlüsse und erzielte noch ein, zwei, drei Abseitstore. Mit dem 0:1 ging es dann in die Kabinen.
In der Halbzeit drehten die Aachener dann auf! Zumindest eine Fanfraktion, die sich im Elfmeterschießen mit Fortuna-Fans duellierte und gewann! So nämlich!
In der zweiten Halbzeit gab es außer einigen Personalwechseln nichts bei der Alemannia zu vermelden. Am Ende stand nach 90 Minuten eine verdiente 0:1-Niederlage, die aber nicht hätte sein müssen und die auch dem Label „Spitzenspiel“ nicht gerecht wurde.

Kurz gesagt: Das war nichts …

Für Aachens Coach Hohl war es die zweite bittere Erfahrung innerhalb weniger Tage. Nach dem 0:0 eine Woche zuvor auf dem Tivoli gegen Bocholt, lief er sonntags darauf nach fünf Jahren selbst noch einmal auf: Beim Spiel in der Kreisliga C1 feierte er für Bessenich II gegen Blessem III sein Comeback. Das Spiel gewann sein Team zwar 3:0, Hohl selbst musste aber bereits nach weniger als einer halben Stunde verletzungsbedingt wieder runter vom Platz: Muskelfaserriss.

Am kommenden Wochenende hat die Alemannia spielfrei. Zeit genug also, um die vergangenen beiden Partien aufzuarbeiten, den Kopf wieder freizukriegen und sich auf die letzten anstehenden Spiele zu fokussieren. Im Kader gibt es noch genug Spieler, die zeigen müssen, warum sie auch in der kommenden Spielzeit am Tivoli bleiben wollen. Die Saison darf jetzt nicht einfach abgeschenkt werden. Aber da haben die Verantwortlichen in der Soers schon ein Auge drauf.
Zum Abschluss noch ein Blick auf einen Teil der Fans, die aus und um Aachen mit dem Auto angereist waren: Dafür standen gleich mehrere Parkmöglichkeiten zur Verfügung. Neben Stellplätzen in den Straßen rund ums Stadion gab es den Gästeparkplatz am Südstadion und noch ein Parkhaus einer Versicherungsgesellschaft, das auch bei vorherigen Spielen der beiden Teams schon zum Einsatz gab. Der Ablauf war also bekannt: Vor dem Reinfahren wurde gezahlt, die Tickets aus dem Automaten sollten so eingestellt sein, dass sie die Ausfahrt problemlos ermöglichten. Genau das taten sie am Samstag aber nicht.
An der Ausfahrt staute es sich, die Karten wollten entwertet werden. Dabei hatten ja alle im Vorfeld auch bezahlt. Laut Aussage des Kassierers vor dem Parkhaus konnte er das Geld nicht mehr rausgeben und auch an der Situation nichts ändern. Man solle doch möglichst einfach noch einmal am Automaten zahlen. Das sahen aber einige der Parkenden ganz anders und fragten, ob man nicht einfach die Schranke ausschalten und hochklappen könne. „Leider nein.“ Long Story short: Konnte man tatsächlich nicht, aber mit einer (übertriebenen und sicher nicht ganz okayen) Hands-on-Mentalität nahm ein Parkender die Schranke selbst in die Hand, ein bisschen Ziehen, ein bisschen Biegen und schon gab es freie Fahrt für alle! Dem Kassierer blieb nur noch das traurige Stehen an der Ausfahrt übrig, um die Parkkarten von allen einzusammeln.
Einsammeln will die Alemannia wieder Punkte. Im besten Fall in Mönchengladbach. Dort treffen die Schwarz-Gelben am 2. April, am Palmsonntag, auf die Zweitvertretung der heimischen Borussia. Wird wie immer mit dabei sein: die Netzschau!
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