Netzschau zum Remis gegen Essen : Wir nehmen „Einen Punkt“ von der Speisekarte
Aachen Drei Spiele kein eigenes Tor erzielt, dreimal in Folge nicht gewonnen und mehr Ausfälle als verfügbare Spieler: Die Vorzeichen für Alemannias Spiel gegen den ungeschlagenen Tabellenführer aus Essen waren nicht optimal. Doch im Westschlager überzeugten die Schwarz-Gelben mit viel Herz und Leidenschaft – und einem gefühlvollen Füßchen ihres Toptorjägers. Kann sich am Treffer zum 1:1 nicht sattsehen: die Netzschau.
Es war der 7. Februar 2015, als die Alemannia Rot-Weiss Essen auf dem pickepacke-vollen Tivoli zum Rekordspiel der Regionalliga West empfing. Dank eines Treffers von Kevin Behrens siegten die Aachener vor 30.313 Zuschauern mit 1:0 und sprangen in der Tabelle auf den ersten Platz.
Das war nur eines von vielen Aufeinandertreffen der beiden Traditionsklubs. Der Westschlager zieht die Fans beider Seiten immer in seinen Bann. Es ist schließlich das Duell der ewigen Rivalen, das Aufeinandertreffen ehemaliger Bundesligisten, die sich schon im DFB-Pokalfinale 1953 begegneten.
Im vergangenen Mai noch trafen beide Vereine virtuell gegeneinander an, da die Saison aufgrund des Coronavirus abgebrochen wurde. Die Alemannia setzte sich dort mit 2,5:1,5 durch, da der ehemalige Geschäftsführer Martin vom Hofe im entscheidenden PES-Duell die Oberhand gegen RWE-Boss Markus Uhlig behielt.
Am vergangenen Sonntag fand das Duell aber wieder dort statt, wo es hingehört: auf dem Platz! Und egal in welcher Liga, das Spiel zwischen den Schwarz-Gelben und den Rot-Weissen elektrisiert.

Doch die Vorzeichen hätten nicht unterschiedlicher sein können. Auf der einen Seite der ungeschlagene Tabellenführer von der Hafenstraße, der personell so gut wie aus den Vollen schöpfen konnte. Auf der anderen Seite die Mannschaft von Trainer Stefan Vollmerhausen, der in den vorangegangenen Spielen kein eigener Treffer gelang, die dreimal in Folge sieglos blieb und die personell auf dem Zahnfleisch ging. Da machten sich im schwarz-gelben Fanlager doch ein paar Sorgenfalten breit:

Aber egal, wie schlecht es auch manchmal aussieht: In solchen Spielen holen alle alles aus sich raus, rennen, kämpfen und ackern, machen und tun… So versprach es auch Aachens Keeper Joshua Mroß zum anstehenden Matchday!

Und die Aachener Fans waren hungrig auf Punkte. Grundsätzlich spielt man zwar nicht mit Essen, aber mindestens zweimal in der Saison ist das erlaubt.

Aus Alemannia-Sicht war recht schnell klar, wer den „Restaurant-Besuch“ antreten sollte: Gebeutelt durch Verletzungen, Sperren und Corona blieben nicht mehr allzu viele Spieler aus dem Kader übrig, doch die erste Elf konnte sich noch sehen lassen:

Die Essener hatten unter anderem ihren Torjäger Simon Engelmann und den Ex-Aachener Oguzhan Kefkir im Gepäck und pünktlich im 14 Uhr ging es auf dem Tivoli los. Coronabedingt vor null Zuschauern vor Ort, dafür über 4000 im Livestream.

In der ersten Halbzeit lieferten die Gastgeber ihrem Gegner einen harten Kampf, ließen hinten wenig zu und setzten vorne Nadelstiche. Ein Spiel auf mindestens absoluter Augenhöhe. Diese Ausgeglichenheit führte dann auch zum entsprechenden Halbzeitergebnis von 0:0.
Auch zu Beginn der zweiten 45 Minuten kamen beide Mannschaften wieder mit Vollgas aus der Kabine. Doch wie so häufig in den vergangenen Spielen hatte die Alemannia vorne kein Glück (oder auch keine Durchschlagskraft) und hinten kam dann auch noch Pech dazu. Dennis Grote, der einst eine Handvoll Bundesligapartien für den VfL Bochum absolviere, brachte die Essener mit einem Schuss aus 20 Metern flach ins Eck in Führung. Reaktion im Aachener Lager? Bitte schön:

Doch wenn die Alemannia eines in dieser Saison auszeichnet, dann ist es der unbändige Wille. Die Hausherren liefen weiter an, ließen sich auch von weiteren Verletzungen (Florian Rüter musste ausgewechselt werden) nicht unterkriegen, hielten sich nicht lange mit einem nicht gegebenen Elfmeter auf und kamen in Form ihres Toptorjägers Hamdi Dahmani zurück. Der nutzte einen Abwehrpatzer der Gäste und lupfte das Spielgerät mit ganz viel Gefühl über RWE-Keeper Jakob Karl Gerhard Golz, seines Zeichens Sohn des ehemaligen Bundesligatorhüters Richard Golz.
Mit dem 1:1 gegen Essen gönnte sich die Alemannia „Einen Punkt“ von der Speisekarte – und das gegen eines der Spitzenteams der Liga.
Das erkämpfte Unentschieden war ein Punkt für die Moral und die Vorstellung gegen den Aufstiegsfavoriten stimmte auch den Geschäftsführer zufrieden:
Der eine Punkt passte auch perfekt zu diesem Sonntag, denn immerhin war auch Erster Advent. An dem wird bekanntlich eine Kerze angezündet. Zahlenspiele sind immer schön, wenn sie passen.

Und zum Abschluss des Tages fand Alemannia Aachen auch wieder den Weg ins Fernsehen. Arnd Zeigler berichtete in seiner „Wunderbaren Welt des Fußballs“ über die Partie zwischen Aachen und Essen und hatte passend dazu seinen Schreibtisch in bester Alemannia-Optik:

Bereits am kommenden Mittwoch geht es für die Aachener weiter. Dann steht das Nachholspiel gegen Fortuna Düsseldorf II auf dem Plan. Blickt schon gespannt und punktegierig in Richtung Landeshauptstadt: die Netzschau.