Netzschau zum Spiel der Alemannia in Verl : Ein Hauch von Premier League
Aachen Nach zwei Niederlagen in Folge stand die Reise nach Ostwestfalen für die Alemannia unter dem Motto „VERLieren verboten!“ Mit einem engagierten Auftritt sicherten sich die Schwarz-Gelben beim SC einen Punkt, ein kurz zuvor verpflichteter Stürmer feierte sein Debüt und ein Paderborner Nachwuchsspieler setzte sein Auto in den Sand. Wie das alles zusammenhängt, das weiß die Netzschau.
Niederlage in Bonn, Niederlage zu Hause gegen Schalke – in den beiden vorangegangenen Partien geriet die Alemannia nach zuvor vier ungeschlagenen Spielen in Folge vom Kurs ab. Ausgerechnet beim diesjährigen Spitzenteam aus Verl sollte zurück in die Erfolgsspur gefunden werden. Und so ging es für die schwarz-gelbe Anhängerschaft am Freitag nach Ostwestfalen. Anreisezeit auf dem Hinweg: drei Stunden und 25 Minuten. Alles für den Klub, denn schließlich war Matchday!
Der SC Verl spielt in dieser Saison überraschend eine sehr gute Rolle und streitet sich mit dem SV Rödingshausen um den Platz an der Sonne. Da wollte Aachen auch mitmachen, die Realität heißt aktuell dann aber doch graues Mittelfeld. Entsprechend waren die Rollen vor dem Anpfiff klar verteilt, doch in genau solchen Partien weiß die Alemannia meist zu überzeugen. Und niemand fährt 240 Kilometer an einem Freitag quer durch NRW, wenn nicht doch ein wenig die Hoffnung auf drei Punkte mitschwingen würden:
Vor der Partie hatte die Alemannia noch eine Überraschung für ihre Fans: einen neuen Stürmer. Jonathan Benteke schloss sich kurz vor Anpfiff den Kaiserstädtern an und soll die Lücke im Sturm schließen, die durch den Abgang von Gary Noël und die Verletzung von David Bors entstanden war. Der 24-Jährige ist der jüngere Bruder von Christian Benteke, seines Zeichens Premier-League-Spieler und belgischer Nationalspieler.
Und auch Jonathan hat bereits ein Premier-League-Spiel auf dem Buckel. Ab sofort geht er aber nun für die Tivoli-Kicker auf Torejagd. Die Tinte unter dem Vertrag war noch nicht ganz getrocknet, da stand der neue Stürmer auch schon auf dem Spielberichtsbogen. Für einen Einsatz in der Startelf reichte es natürlich noch nicht, aber ein Kurzeinsatz von der Bank war durchaus drin.
In England hat sein Bruder bereits einen eigenen Song, mit ein paar Toren im schwarz-gelben Dress sollte es aber auch in Aachen nicht lange dauern, bis sein Name mit einer Melodie versehen wird.
Da in Verl bereits am frühen Abend Nachtruhe herrscht und die Nachbarn rund um das Stadion nicht tief und fest schlafen, war den Aachener Fans mal wieder das Mitbringen von Trommeln verboten. Nicht auszudenken, wenn da ein Verler nicht schon um 19 Uhr an einem Freitagabend ruhig im Bett liegen kann … Kurzerhand wurden die Mülltonnen im Stadioninneren in bester MacGyver-Manier umfunktioniert.
Zum Spiel: Im Vergleich zu den Partien gegen Bonn und Schalke II gingen die Aachener gegen das Spitzenteam aus Verl deutlich konzentrierter, giftiger und mutiger vor. Auch spielerisch war wieder mehr Konzept zu erkennen, viel wurde über die Außen versucht. Doch die Flanken kamen teils nicht bei den Mitspielern an oder die Abschlüsse waren zu harmlos. Defensiv hingegen ließen die Gäste gegen die beste Offensive der Liga nichts zu. Und so ging es mit einem 0:0 in die Pause.
Auch in der zweiten Hälfte war die Mannschaft von Fuat Kilic optisch überlegen. Kai Bösing, wiedergenesen und erstmals in dieser Saison in der Startformation, versuchte es gar per Fallrückzieher – doch die Führung blieb aus.
Rund 15, 20 Minuten vor Schluss gab dann Benteke sein Alemannia-Debüt. Und das war in Ansätzen nicht schlecht. Obwohl er erst ein paar Trainingseinheiten während Aachens Stürmercasting mit den neuen Kollegen absolviert hatte, wirkte er keinesfalls wie ein Fremdkörper. Er spielte ein paar kluge Pässe, versuchte sich an ein, zwei Abschlüssen. Man darf gespannt sein, ob sich die Verpflichtung aus der Not heraus vielleicht sogar als Glücksgriff erweisen wird.
Für die zuständige Person der Toranzeige im Stadion gab es derweil bis zum Abpfiff nichts mehr zu tun. Die Aachener holten mit einer guten Leistung einen Punkt beim zwischenzeitlichen neuen Tabellenführer der Liga und konnten einen Haken hinter das Minimalziel an diesem Abend machen:
Für ein Spitzenteam kam von Verl zu wenig, für die Alemannia war das Unentschieden ein Punkt für die Moral. Entsprechend wurde die Leistung nach dem Spiel auch von den mitgereisten Fans gewürdigt:
Bevor hier jetzt aber Schluss ist, muss noch das das Rätsel um den Paderborner Nachwuchsspieler aufgelöst werden. Denn im Gegensatz zur Alemannia, setzte der an diesem Abend etwas gehörig in den Sand: sein Auto. Kurzfristig hatte sich ein Spieler, der nominell zum Bundesligakader gehört, entschieden, gepflegten Regionalligafußball live vor Ort zu schauen. Allerdings so spontan, dass er erst zur 40. Minute am Stadion ankam. Geparkt hatte er allerdings auf treibsandähnlichem Zustand. Nach dem Spiel war sein Auto auf dem Gästeparkplatz eingesunken, auch mit Schieben war da nichts mehr zu machen. Letztendlich musste ein Kollege aus Paderborn mit einer Schaufel den Weg nach Verl antreten.
Die Aachener machen sich hingegen am Mittwoch auf nach Dortmund. Das Nachholspiel gegen die zweite Mannschaft der heimischen Borussia startet fanunfreundlich bereits um 18 Uhr. Wird trotzdem vor Ort sein und hoffentlich drei Punkte aus dem Pott mitbringen: die Netzschau.