Netzschau zum FVM-Pokal-Viertelfinale : Nachsitzen in Freialdenhoven
Special Freialdenhoven Der Pokal hat seine eigenen Gesetzt, kleine Gegner gibt es dort nicht und am Ende zählt immer nur das Weiterkommen. So oder so ähnlich hören sich die meisten Zusammenfassungen an, wenn sich der Favorit gegen die klassentiefere Mannschaft durchsetzt. Bildet da keine Ausnahme und stimmt in diesen Tenor ein: die Netzschau.
In den vergangenen Spielzeiten war der FVM-Pokal für die Alemannia meist eine willkommene Abwechslung zum doch eher langweiligen Ligaalltag. Vor allem Richtung Saisonende, wenn das Niemandsland in der Tabelle gebucht war, konnten die Pokalspiele die Fans zumindest immer vom Einzug in den DFB-Pokal und von dem einen großen Spiel zum Saisonstart träumen lassen – und manchmal wurden diese Träume dann auch wahr, wie zum Beispiel 2019 als die Schwarz-Gelben den Mittelrheinpokal mit einem Sieg über Fortuna Köln (3:1) nach Aachen holten und in der Folgesaison Bayer Leverkusen auf dem Tivoli begrüßen durften. Gegner der Alemannia im Viertelfinale war damals übrigens Borussia Freialdenhoven – wie auch in diesem Jahr.
In dieser Saison ist es in der Liga allerdings alles andere als langweilig für die Kaiserstädter – allerdings im negativen Sinne. In der Tabelle befindet man sich momentan auf einem Abstiegsplatz, am kommenden Sonntag steht das Traditionsduell gegen Rot-Weiss Essen an und die Mannschaft aus dem Ruhrgebiet kämpft mit Preußen Münster um den Aufstieg. Keine leichte Situation, der Kampf um den Klassenerhalt bleibt ein Marathon bis zum Ende der Saison.
Im Pokal ist die Alemannia dennoch weiter vertreten. Am Mittwochabend stand das Viertelfinale in Freialdenhoven statt – nach 2015 und 2019 bereits zum dritten Mal in dieser Konstellation. Während es für das Team von Trainer Fuat Kilic eine Pflichtaufgabe war und zudem als Generalprobe für das Duell gegen RWE diente, war es für die Borussia erneut ein Highlight im Spielkalender. Denn auch wenn beide Mannschaften noch nie so eng beieinander lagen (Platz 16 der Regionalliga zu Gast bei Platz 5 der Mittelrheinliga), ist Alemannia Aachen weiterhin ein großer Name.
Und so wurden in Freialdenhoven wieder die Rasenflächen zum Parken bereitgestellt, die Grills an den Würstchenbuden vorbereitet und über 1200 Tickets verkauft, um dem Viertelfinale einen würdigen Rahmen zu geben.

Und so hieß es wieder: Matchday!

Das Ziel für die Alemannia war klar: Weiterkommen und trotz der bedrohlichen Lage in der Liga den Pokaltraum am Leben erhalten und vor allem Selbstvertrauen für das Spiel gegen Essen tanken.

Um 18.30 Uhr pfiff Schiedsrichter Tarik Damar aus Hürth das Spiel an und vom Start weg übernahmen die Gäste die Spielkontrolle. Im Gegensatz zur Achtelfinale-Partie gegen Langerwehe wagte Kilic nicht allzu viele Experimente in der Startaufstellung. Lediglich der lange verletzte Freddy Baum feierte sein Startelf-Comeback in der Innenverteidigung.

Vor allem über den wie immer starken Tim Korzuschek erspielten sich die Schwarz-Gelben einige gute Chancen – lediglich die finale Vollendung der Angriffe blieb aus. Und so etwas rächt sich ganz gerne Mal …
Doch zunächst ging die Alemannia in Führung – spät, aber verdient. Kurz vor der Pause wollten Korzuschek und Ergün Yildiz den bekannten Champions-League-Treffer von Arjen Robben wiederholen, was nicht ganz gelang, aber dennoch erfolgreich war. Korzuschek brachte eine Ecke von links an die Strafraumkante, Yildiz schoss und der Ball landete im Netz. Mit dem 1:0 ging es dann auch in die Pause.
Nach dem Wiederanpfiff rächte sich dann die schlechte Chancenverwertung der ersten Halbzeit. Aachens Keeper Joshua Mroß klärte einen Rückpass von Kapitän Peter Hackenberg nicht sauber, spielte den Ball stattdessen Freialdenhovens Niklas Koppitz in die Füße, der Marco Weingart bediente und plötzlich stand es nach rund einer Stunde 1:1.
Zwar hatten die Aachener noch ein paar Möglichkeiten, aber weiterhin blieb es bei der mangelnden Chancenverwertung. Das einzige „Highlight“ in der zweiten Hälfte gab es im Gästefanblock zu bestaunen: Irgendwann um die 75. Minute herum flog ein Ball vom Spielfeld in Richtung Fans, eine Hand schnellte nach oben, fing den Ball ohne Probleme und ganz sicher. Und das war nicht irgendeine Hand, es war die von Ex-Torhüter Stephan Straub, der auch mit 51 Jahren immer noch gute Reflexe hat. Entsprechend zeigte er auch selbst einen möglichen Wechsel an.
Auf dem Rasen tat sich nichts mehr. Nach 90 Minuten stand es 1:1, das Viertelfinale musste in die Verlängerung gehen. Pünktlich zum Anpfiff der zusätzlichen 30 Minuten begann es dann auch noch zu regnen, was in Verbindung mit dem Wind eine wirklich herrliche Kombination war … Wenn dann auch noch das Internet streikt, dann hat zumindest der Liveticker ein Problem:

Aber zurück zum Geschehen auf dem Platz, auf dem die Freialdenhovener die Überraschung rochen und der Alemannia ein Bein stellen wollten …

Doch Aachens Mister Pokal Marco Müller gab zum Ende der ersten Hälfte der Verlängerung die Richtung an, denn auf 30 weitere anstrengende Minuten bei den anstehenden schweren Spielen in der Liga und den vielen Englischen Wochen hatten sicherlich nur die wenigsten bei den Schwarz-Gelben. Alemannias Nummer 15 markierte mit einem satten Fernschuss das 2:1. Direkt nach Wiederanpfiff der Verlängerung machte Aachens eingewechselter „neuer Stürmer“ Alexander Heinze mit dem 3:1 den Deckel auf die Partie.

Die Alemannia siegte – wie schon 2019 – erneut 3:1 in Freialdenhoven, dieses Mal aber erst im Nachsitzen, die Borussia konnte stolz auf ihre Leistung sein, Pokalabend beendet.

Im Halbfinale muss die Alemannia nun nach Köln zur Fortuna reisen, die sich im Parallelspiel dank Ex-Alemannia Stipe Batarilo 1:0 gegen den 1. FC Düren durchsetzen konnte. Damit kommt es zur erneuten Auflage des Finalspiels von 2019.

Doch Pokal ist Pokal, als nächstes steht für die Alemannia am kommenden Sonntag das Aufeinandertreffen mit Essen auf dem Tivoli an. Hier können nicht nur wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt geholt werden, als kleines Schmankerl kann man dem ewigen Rivalen aus dem Ruhrgebiet auch noch das Aufstiegsrennen erschweren, denn die Rot-Weissen sind mittlerweile „nur“ noch auf Platz 2, spiel- und punktgleich mit Tabellenführer Münster, aber mit dem schlechteren Torverhältnis. Und wer sich ans Hinspiel an der Hafenstraße erinnert, es war das Comeback-Spiel von Kilic, weiß: Das war ein knappes Ding und die Alemannia hätte da schon punkten können. Das kann doch jetzt auf dem Tivoli korrigiert werden!
Weiß, dass man mit Essen nicht spielt, aber umso gerne gegen RWE Punkte einfährt: die Netzschau.
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