Netzschau zur Heimniederlage : Ganz schön Düsseldoof gelaufen
Aachen Kein eigenes Tor, keine Punkte, kein schöner Samstag: Die Alemannia bleibt 2021 weiter sieglos. Gegen Fortuna Düsseldorf II mussten sich die Schwarz-Gelben auf dem Tivoli 0:2 geschlagen geben – trotz neuem Rasen, auf dem „geliefert“ werden sollte. Doch mehr als das neue Grün gab es aus Aachener Sicht nicht zu bewundern. Liefert immer ab: die Netzschau.
Ach, Alemannia … Nach dem Schlusspfiff am Samstagnachmittag und der Heimniederlage gegen die zweite Mannschaft von Fortuna Düsseldorf hagelte es in den Sozialen Netzwerken und Foren Kritik. Die trifft vor allen Trainer Stefan Vollmerhausen, immerhin ist er der Verantwortliche an der Seitenlinie. Er trainiert die Mannschaft, er ist für die Taktik und das Konzept zuständig. Er gibt dem Team den Plan mit, um Punkte einzufahren. Doch genau das sehen viele Anhänger nicht mehr:
- „Die Entwicklung ist besorgniserregend, kein Offensivkonzept, keine Struktur im Mittelfeld und wenn in der Defensive dann mal nicht die Null steht verliert man halt. 1 Tor in den letzten 6 Spielen ist einfach nur lächerlich!“
- „Schmeißt diesen blender endlich raus!!! Es muss mit einem neuen Präsidium ganz neu angefangen werden!! Es muss endlich wieder eine positive Stimmung in den Club, es braucht dringendst einen 3 bis 5 Jahresplan um endlich mal von der Stelle zu kommen!!“
- „VOLLMERHAUSEN RAUS!! Sofort! Die Verantwortlichen können nur froh sein, dass aktuell keine Fans in Stadien erlaubt sind!“
- „Auf Grund der Qualität des Kaders habe ich zwar nicht mit dem Aufstieg, aber mit einem Platz unter den ersten vier gerechnet. Was man zur Zeit serviert bekommt ist kaum anzuschauen. Kein Konzept im Spiel, keine Dynamik, absolut leblos ... Da blutet das Alemannia-Herz“
- „Vollmerhausen raus! Es ist 5 vor 12!!! Werdet endlich wach!“
- „Man kann es kurz machen: Der Trainer kann es nicht. Das sollte nun der letzte Zweifel gemerkt haben!! Hengen sollte mit gehen. Kauft einen nach dem anderen ein, aber fast ohne Ausnahme Spieler, die beim Vorverein aussortiert wurden. Bitte ein Neuanfang mit einem Trainer der es kann und einem Manager der es kann.“
- „Wie sagte Vollmerhausen letzte Woche, "auch ich muss mich an Ergebnissen messen lassen ". Dem gibt es nichts hinzuzufügen Herr Vollmerhausen, sie sind der falsche Trainer für Alemannia Aachen.“
- „Raus mit dem trainer der schafft es seit Monaten nicht das Team irgengwie eine tatik oder was spielerisch bei zu bringen der kann das team nicht motivieren wann wollt ihr handeln das letzte mal wo wir nicht gehandelt haben war damals unter frontzeck was dauraus geworden ist weiß jeder alemannia fan ganz genau“
- „Raus mit Vollmerhausen. Wie kann man einen Kader der so viel Potential hat, so gegen die Wand fahren? 1 Tor aus den letzten 6 Spielen. Wo soll das enden? Destruktiver, planloser Fussball ohne ein klares Spielsystem und offensive Ideen. Der Bericht inderpratsch sagt alles“
Doch nicht nur der Trainer steht in der Kritik. Auch die Mannschaft kommt nicht gut weg, denn sie ist es letztlich, die auf dem Platz steht und die Spiele absolviert. Und zumindest auf dem Papier sollte da gerade im offensiven Bereich doch mehr möglich sein, oder?
- „bei mir ist NICHT der Trainer Schuld....der steht nicht auf dem Platz und spielt“
- „Komisch, wenn es super läuft feiert man die Mannschaft für ihre überragende Leistung. Wenn es scheisse läuft, ist natürlich NUR der Trainer schuld...“
- „Seid demnächst bitte so gastfreundlich und sponsert dem Gastkeeper ne Decke oder Kaffee / Glühwein. Relativ ruhige Nachmittage für jeden Keeper einer gegnerischen Mannschaft“
- „Absolute katastrophen Leistung der Mannschaft. Keine Chance, kein Kampfgeist.. Weiß nicht wie das mit uns weitergeht.. Hoffe wir halten die Klasse...“
Das waren nur ein paar Beispiele, die auf der Facebookseite der Alemannia zu lesen sind. Neben der Kritik am Trainer und der Mannschaft, in Teilen auch an Sportdirektor Thomas Hengen, wird auch immer wieder Bezug auf den Artikel des Alemannia-Fan-Magazins „In der Pratsch“ Bezug genommen.
Weniger Tage vor dem Spiel am Samstag erschien hierin der Artikel „Tage des Donners“:

Darin geht es noch einmal um die Spielerrevolte aus Teilen der Mannschaft gegen Coach Vollmerhausen im November des vergangenen Jahres. Demnach gab es nicht nur ein paar Spieler, die die Zusammenarbeit mit Vollmerhausen beenden wollten: 18 von 21 Spielern waren demnach gegen den Trainer. Die Kritik an ihm richtete sich nicht gegen seine persönliche Art, es ging um Trainingsinhalte, Belastungssteuerung und Matchpläne. Diese Kritik soll bereits nach dem zweiten Spieltag, dem glücklichen Auswärtssieg in Ahlen, geäußert worden sein.
„Auf dem Papier verfügen wir über eine hohe fußballerische Qualität. Spielintelligenz, spielerisches Vermögen und taktisches Verständnis sind top. Leider schafft es der Trainer nicht, diese Potenziale auszuschöpfen. Das wirkt sich auf Spielaufbau, Umschaltspiel und das Kreieren von Chancen aus“, wird ein Spieler der aktuellen Mannschaft zitiert.
Stefan Vollmerhausen wollte sich zu diesem Bericht nicht groß äußern. Wie auch schon im November wollte er das Thema nicht zu hoch hängen. Verständlich aus seiner Sicht. Stattdessen kündigte er nach den mäßigen Spielen zum Auftakt in das neue Jahr mit wenig bis gar keinen Offensivaktionen für das Aufeinandertreffen mit den Landeshauptstädtern eine Reaktion an, es sollte „geliefert“ werden.
Denn es war wieder Matchday:

Ausreden gelten im Fußball nicht, aber der Platz auf dem heimischen Tivoli glich in den vergangenen Wochen dann doch tatsächlich mehr einem Acker als einem Rasen. Doch pünktlich vor dem Spiel wurde das Grün ausgetauscht, fachmännisch verlegt und alles selbstverständlich unter strenger Aufsicht absoluter Profis:

Nach der Ankündigung des Trainers im Vorfeld der Partie, dem neuen Geläuf, das den spielerisch stärkeren Typen wie Florian Rüter, Mergim Fejzullahu, Hamdi Dahmani, Stipe Batarilo und Co. sicherlich entgegenkommen sollte, waren die Fans heiß auf das Spiel. Es gab Vorfreude, denn irgendwie lag etwas in der Luft, was die Saison noch einmal neu ankurbeln hätte können. Ein Re-Start mitten im Geschehen.
Schließlich wurde auch noch einmal am Kader geschraubt: In der Offensive hapert es? Dann werden halt mit Terence Groothusen und Marwin Studtrucker noch einmal zwei Stürmer verpflichtet. Da muss doch was gehen.

Ging dann aber nicht wirklich … Wenn man es wohlwollend betrachten will, dann war die erste Halbzeit aus Sich der Aachener tatsächlich etwas besser als zuvor im Spiel gegen Ahlen. Es gab tatsächlich ein paar Schüsse oder zumindest Schussversuche. Die hatte der Gegner allerdings auch. Und halten wir uns nicht zu lange mit dem Spiel auf: Zur Halbzeit stand es noch 0:0. Kurz nach dem Wiederanpfiff fälschte ausgerechnet Alemannias Kapitän und „Mister Zuverlässig“ Alexander Heinze einen Schuss der Düsseldorfer ins eigene Tor ab, zehn Minuten vor Schluss drückte eine Fortuna-Brust den Ball irgendwie an Aachens Schlussmann Joshua Mroß vorbei. Am Ende zeigte die Stadionleinwand ein 0:2 an.

Wieder gab es keinen eigenen Treffer zu bejubeln (auch, weil kurz vor Schluss ein Tor des eingewechselten Nick Galle wegen Handspiel nicht gegeben wurde), wieder gab es keinen Sieg, nicht einmal einen Punkt gab es. Mit aktuell 28 Punkten belegt Alemannia Aachen den elften Platz. Der Spitzenreiter aus Dortmund hat doppelt so viele Punkte, auf die Abstiegsränge sind es momentan sieben Punkte Vorsprung. Bei allen Widrigkeiten, die Umstände des Coronavirus mit sich bringen, all den Anlaufschwierigkeiten bei einem Wechsel hin zu einem neuen Trainer im Sommer und großem Verletzungspech: da hatten sich doch alle rund um den Tivoli etwas mehr versprochen für die Saison.
Entsprechend negativ war die Stimmung nach den 90 Minuten bei der schwarz-gelben Anhängerschaft auch, wie zu Beginn schon aufgezeigt wurde. Zusammenfassend dafür steht folgender Tweet:

Auch für die Fans ist es nicht leicht: Seit fast einem Jahr können sie die Spiele ihres Teams nicht mehr live vor Ort verfolgen und ihre Mannschaft unterstützen, anfeuern und Emotionen rauslassen. Die vielen neuen Gesichtern im Kader kennen sie nur aus den Livestreams, gleiches gilt für den Coach. Es gibt keine persönlichen Bindungen, das macht eine Beurteilung umso schwieriger. Alles, was es gibt, sind Bewegtbilder im Netz und Aussagen auf Pressekonferenzen. Was man sieht, ist oft nicht wirklich überzeugend, und die Statements vor und nach den Spielen sind – wie sollte es aber auch anders sein – Durchhalteparolen.
So auch wieder vor und nach dem Spiel gegen Fortuna Düsseldorf II. Hier sollte eigentlich auf dem Platz „geliefert“ werden, der Rasen war aber am Schluss das Einzige, was geliefert wurde.

Immerhin war der auch noch nach dem Spiel schön anzusehen:

Somit startet die Alemannia ab Montag in eine möglicherweise turbulente Woche. Schon am Mittwoch soll das Spiel in Lippstadt nachgeholt werden. Ob es stattfinden kann? Warten wir das Wetter ab. Am nächsten Samstag geht es dann schon gegen die nächste Fortuna in Köln weiter. Zu Hause spielen die Aachener erst in rund vier Wochen wieder. Am 3. März gastiert Preußen Münster auf dem Tivoli. Ist gespannt, wie sich die Lage bis dahin entwickelt und bleibt wie immer weiter am Ball: die Netzschau.