Aufeinandertreffen : Leidenszeit des Phantomstürmers soll bald enden
Aachen Alemannia Aachens Florian Rüter ist verletzt und seit fast einem Jahr ohne Ligaspiel. Am Donnerstag treffen seine Teamkollegen auf Verl.
Am Donnerstagabend wird Florian Rüter mit seiner Familie wieder auf der Tribüne sitzen. Alemannia Aachens Stürmer ist verletzt und kann den Kollegen im Heimspiel gegen den SV Verl (19.30 Uhr) bei der Arbeit nur zuschauen. Neben ihm wird sein Sohn Levi David sitzen, der wohl wieder ein älteres Alemannia-Trikot tragen wird. Rückennummer 7, Erinnerung an Papa während seiner ersten Zeit am Tivoli von 2015 und 2017. Seit Januar und seiner Rückkehr zum Tivoli trägt Rüter senior die Nummer 18, aber das ist vorerst nur Theorie.
Bislang ist Rüter am Tivoli ein Phantomstürmer, der noch keinen Wettkampf bestreiten konnte, weil er sich nach wenigen Übungs-Einheiten im Januar verletzt hat. Wenn man will, kann man sagen, dass sich die schlechte Serie fortgesetzt hat, denn die Diagnose wurde erst im Laufe der Zeit präzise: Bänderverletzung und Knochenödem. Fast vier Monate ist der Stürmer nun im Krankenstand.
Sein Töchterchen Liv Elisa, 20 Monate alt, hat ihn noch gar nicht in Aktion auf dem Spielfeld gesehen. Die Familie ist der wichtigste Rückhalt in diesen Tagen. „Anschieben muss man mich nicht, ich schufte nicht nur für mich“, sagt der Familienvater. Der Leistungssportler macht schwierige Zeiten durch. Er spricht von einem „sehr komplizierten Jahr 2018“. Im Sommer 2017 nahm er das lukrative Angebot des KFC Uerdingen an. Rüter ist mit der Mannschaft aufgestiegen, auch wenn er keinen Treffer erzielte, monatelang war er Stammspieler, erst im Frühjahr des Jahres 2018 stoppte ihn eine Verletzung. Rüter hat dann die 3. Liga erlebt – zumindest im Training. „Ich kann auf diesem Niveau spielen“, sagt er. Nach dem Aufstieg hatte der Drittligist allerdings für ihn keine große Verwendung mehr im Ligaalltag.
Zuletzt stand er am 5. September ein Stündchen im Niederrheinpokal gegen Süchteln auf dem Platz. Es ist dann noch viel schlimmer gekommen. Der KFC hat ihm und seinem Kollegen Marcel Reichwein Anfang November fristlos gekündigt, auch solche Schritte haben eine gewisse Tradition beim Klub des russischen Präsidentens Mikhail Ponomarev. Beim Arbeitsgericht in Krefeld kann fast eine Kammer ausgelastet werden mit Verfahren, die den Drittligisten betreffen.
27 Klagen gegen den Klub seien allein in den vergangenen zwei Jahren eingegangen, sagt ein Sprecher des Arbeitsgerichts. Dutzende Spieler und Trainer wurden gefeuert. Die Begründungen klingen oft ähnlich. Häufig argumentiert der Klub mit Verstößen gegen den Lizenzvertrag, die das Mannschaftsklima geschädigt hätten. „Man weiß, wie man das einzuschätzen hat“, sagt Rüter. Das Verfahren wurde Ende Januar mit einem Vergleich beendet und der Vertrag aufgehoben, dafür muss der KFC zahlen.
Rüter ist zum Tivoli zurückgekehrt, ohnehin hat er die Region auch nach seinem Wechsel an den Niederrhein nie verlassen. Beim Ex-Verein wollte er neu starten – bis er dann auf dem Kunstrasenplatz umknickte. Die „Krefelder Schule“ hatte einen, vielleicht auch nur einen positiven Effekt: „Ich habe gelernt nicht zu hadern“, sagt er.
Wie es weitergeht? „Ich habe die Überzeugung, dass er uns weiterhelfen kann“, hat Kilic gesagt, als Rüter Anfang des Jahres wieder in der Kabine stand. Die Lage ist kompliziert. Rüter hat nur bis zum Sommer in Aachen unterschrieben. „Jedoch wird von beiden Seiten eine weitere Zusammenarbeit über den Sommer hinaus angestrebt“, steht in der Pressemitteilung vom Januar. Frische Eindrücke von der Nummer 18 gibt es wenig, Rüter ist fast ein Jahr ohne Liga-Wettkampf.
Er will am Tivoli bleiben, daraus macht er keinen Hehl. Auch Kaderplaner Kilic ist nicht abgeneigt: „Wir wissen, was er kann.“ Seine Tendenz geht dahin, dem Stürmer – nach Rücksprache mit den Ärzten – einen leistungsbezogenen Vertrag anzubieten. Vielleicht kommen bis dahin ein paar frische Eindrücke dazu, im Mai erwartet Kilic seinen Neuzugang erstmals im Kader. Die Leidenszeit könnte langsam zu Ende gehen. Falls Florian Rüter dann aufläuft, profitiert auch sein Sohn Levi David davon. Ihm ist ein neues Trikot in Aussicht gestellt worden, diesmal mit der Nummer 18.
Mögliche Aufstellung: Jakusch - Müller, Heinze, Fiedler, Salata - Pütz - Glowacz, Bösing, Idrizi, Garnier - Imbongo
Schiedsrichter: Mitja Stegemann (Niederkassel)
Bilanz: 20 Spiele/8 Siege/7 Remis/ 6 Niederlagen/32:30 Tore
Internet: Liveticker, Bildergalerie und Video unter az-web.de/an-online.de