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Ein Dürener bei der Alemannia: „Im Nachhinein würde ich vieles anders machen“

Ein Dürener bei der Alemannia : „Im Nachhinein würde ich vieles anders machen“

Ein Stück weit schließt sich der Kreis für Mahmut Temür. Denn der gebürtige Dürener kehrt an den Ort zurück, wo vor 25 Jahren alles begann. In der Westkampfbahn schnürte Temür erstmals seine Fußballschuhe, am Mittwoch bestreitet er in diesem Stadion mit Regionalligist Alemannia Aachen das Halbfinale des Mittelrheinpokals gegen Mittelrheinligist 1. FC Düren. Der 30-Jährige sprach über schöne Erinnerungen, verpasste Chancen und Zukunftspläne.

Herr Temür, Ihr Aufwärmprogramm würde kurz ausfallen, wenn es aus der Strecke von Ihrem Zuhause bis zur Westkampfbahn bestehen würde . . .

Mahmut Temür (lacht): Das stimmt. Es wäre ungefähr drei bis vier Minuten lang, da ich in Düren wohne. Wir treffen uns aber vor dem Spiel noch zum gemeinsamen Essen am Tivoli.

Was geht Ihnen als erstes durch den Kopf, wenn Sie an die Westkampfbahn denken?

Temür: Ich habe viele schöne Erinnerungen an das Stadion, da ich dort mit vier Jahren das Fußballspielen begonnen habe. Als Zuschauer verbringe ich immer noch regelmäßig Zeit in der Westkampfbahn.

Das passt gut, heute treten Sie ja in Düren an. Wie sind Ihre Eindrücke vom Gegner?

Temür: Das ist eine gute Truppe. Auch wenn die Mannschaft zuletzt nicht so viele Spiele gewonnen hat, hat es den Anschein, dass vieles in den vergangenen Wochen zusammengewachsen ist.

Sie sind gebürtig aus Düren, standen in der Jugend für drei Dürener Vereine auf dem Platz. Ist das heutige Spiel ein besonderes für Sie?

Temür: Absolut. Ich habe ja sogar bei zwei „Vorläufervereinen“ des 1. FC Düren gespielt, der SG Düren 99 und dem FC Düren-Niederau. Außerdem ist mein bester Freund, Yunus Kocak, Kapitän beim 1. FCD. Wir hatten uns immer vorgenommen, eines Tages zusammenzuspielen. Jetzt spielen wir gegeneinander.

Was nicht ist, kann ja noch werden. Vielleicht beim 1. FC Düren?

Temür: Mein kurzfristiges Ziel ist es, mindestens Regionalliga zu spielen. Das geht in Düren nicht. Ich kenne Frank Rombey sehr gut, da ich mich früher häufig bei Viktoria Arnoldsweiler fit gehalten habe, wenn in der Türkei die Saison etwas früher vorbei war.

Denken Sie, dass die Stadt Düren das Potenzial für einen Viert- oder sogar Drittligisten hat?

Temür: Warum nicht? Ich könnte mir vorstellen, dass Düren in der 3. oder 4. Liga Fuß fassen könnte, wenn alles passt.

Vor der Saison hatte Ihr Trainer Fuat Kilic Sie als möglichen „Unterschiedsspieler“ angepriesen. Bisher hielt sich Ihre Einsatzzeit aber in Grenzen. Wie bewerten Sie Ihre Zeit am Tivoli?

Temür: In einem Wort zusammengefasst: unglücklich. Natürlich hätte ich mir gewünscht, dass ich etwas mehr Einsatzzeit bekomme, damit ich mich besser präsentieren kann. Da die Erwartungshaltung relativ hoch war, ich aber relativ lange raus war, konnte ich leider keine schnellen Ergebnisse liefern.

Könnten Sie sich vorstellen, dass die Zeit am Tivoli nicht im Sommer endet?

Temür: Nach mehreren Gesprächen geht die Tendenz ganz klar dahin, dass sie nicht weitergeht.

Ihre Karriere hat Fahrt aufgenommen, als Sie in die Jugendabteilung des 1. FC Köln gewechselt sind. War das Ihre beste Zeit?

Temür: Meine beste Phase hatte ich eigentlich nach der Zeit in Köln, als ich in Regensburg gespielt habe.

Sie sind zwar mit der Mannschaft in die Zweite Liga aufgestiegen, haben aber nie in dieser Liga gespielt. Woran lag das?

Temür: Einen Tag vor meiner Hochzeit habe ich mich mit dem damaligen Trainer des Zweitligisten Erz­gebirge Aue, Karsten Baumann, zusammengesetzt. Es war ein gutes Gespräch. Ich hatte aber zu diesem Zeitpunkt Angst, in den Osten zu wechseln und habe abgesagt. Mein alter Berater hat dann den Fehler gemacht, bei den Vertragsgesprächen mit Regensburg zu hoch zu pokern.

Es folgten unglückliche Engagements in Erfurt und Homburg, danach ging es in der Türkei in die Zweite Liga . . .

Temür: Die Zeit in Erfurt und Homburg war schlimm für mich, in diesem Jahr hatte ich sehr mit mir zu kämpfen. Bei Mersin Idman Yurdu lief es zum Glück wieder besser, wir sind in die Süper Lig aufgestiegen. Dann wurde der Trainer entlassen, und von den Spielern des Zweitliga-Kaders blieben in der Ersten Liga nicht mehr viele übrig. Und dieses Szenario – nach einem Trainerwechsel keinen Anschluss mehr zu finden – hat sich bei anderen Vereinen wiederholt.

Waren Sie häufig zur falschen Zeit am falschen Ort?

Temür: Definitiv. Im Nachhinein hätte ich vieles anders gemacht. Ich hätte zum Beispiel bei Regensburg bleiben sollen. Dort war ich Publikumsliebling und hatte zu meinem damaligen Trainer Markus Weinzierl ein sehr gutes Verhältnis.

Sie werden im Oktober 30 Jahre alt. Haben Sie den Traum vom Profi-
Fußball begraben?

Temür: Die Hoffnung schwindet von Jahr zu Jahr. Ich werde aber versuchen, noch drei, vier Jahre so hoch wie möglich zu spielen.

Was hat gefehlt, um bei Alemannia den Durchbruch zu schaffen?

Temür: Der Trainer hat versucht, mich schnellstmöglich an die Mannschaft heranzuführen. Aber ich hätte wahrscheinlich noch etwas mehr Zeit gebraucht, bevor ich mein erstes Meisterschaftsspiel bestreite.

Und wie geht es nach Ihrer Fußballerkarriere weiter?

Temür: Ich könnte mir vorstellen, eine Trainerkarriere zu starten. Das haben mir Chefcoach Fuat Kilic und sein Co-Trainer Simon Pesch auch schon ans Herz gelegt. Das ist auf jeden Fall eine Option.