Alemannia Aachen : Gleicher Etat, ungleiche Ausgangslage
Exklusiv Aachen Mit 1,35 Millionen kann Alemannias Sportdirektor Helge Hohl planen. Damit hat er jetzt schon kaum finanzielle Beinfreiheit.
Sportlich hat Alemannia Aachen nun die ersehnte Planungssicherheit: Der Verein startet nach aufreibenden Wochen auch in der künftigen Saison in der Fußball-Regionalliga. Finanziell ist die Planungssicherheit dann wieder nicht so groß. Mit 1,35 Millionen Euro, so ist die Ansage von Geschäftsführer Sascha Eller, kann der Sportliche Leiter den neuen Regionalliga-Kader basteln. Der Etat für die kommende Spielzeit ist faktisch identisch geblieben, aber die Voraussetzungen für Helge Hohl sind real ungleich komplizierter.
13 Spieler haben ein Arbeitspapier, das auch noch in der kommenden Spielzeit gilt. Oeßwein, Schmitt, Wilton, Mroß, Statovci, Bajric, Held, Müller, Yildiz, Mause, Damaschek, Dervisevic und Cebulla behalten ihren Spind am Tivoli. Bei einigen sind Erhöhungen des Grundgehalts in den Verträgen bereits verabredet, bei anderen sind gewisse Bonuszahlungen, orientiert an den Einsatzzeiten, längst verabredet. All das ist branchenüblich und muss nun von Hohl in seinem Zahlenwerk berücksichtigt werden. Ebenso muss der Sportliche Leiter erhöhte Versicherungsbeiträge an die Berufsgenossenschaft abführen. Zudem wirkt sich die Erhöhung des Mindestlohns ab Oktober bei den Verträgen von jungen Spielern aus.
Ein großer Posten im neuen Sportetat sind die Trainergehälter. Nicht nur Fuat Kilic bekommt sein Gehalt für seine Anwesenheit, bezahlt werden muss trotz Abwesenheit auch dessen Vorgänger Patrick Helmes, der im Herbst entlassen wurde. Vorgesehen ist zudem, einen neuen Assistenten für Fuat Kilic zu installieren. Dazu muss Hohl nun auch sein Gehalt für die komplette Saison in dem Plan unterbringen. Das ist die Ausgangslage, bevor überhaupt der erste Spieler verpflichtet wurde. Bleibt der finanzielle Rahmen, so bestätigt es Hohl, sei sein Gestaltungsspielraum „sehr, sehr gering“. „Ich hoffe sehr, dass sich nach den letzten imponierenden Wochen noch weitere Sponsoren engagieren, damit wir mit einem höheren Etat ein paar Ideen mehr umsetzen können.“ Der mühsam gesicherte Klassenerhalt soll nicht nur die emotionale Anschubfinanzierung für die nächste Saison sein.
Ansonsten würden dem Sportlichen Leiter schon in einer frühen Planungsphase die finanzielle Puste ausgehen, auch wenn der neue Kader deutlich kleiner ausfallen soll als der aktuelle Kader. 20 bis 22 Feldspieler sind geplant, dazu kommen drei Planstellen für die Torhüter. Die neue Nummer 3 könnte wie bisher auch noch in der U19 starten. Verlassen wird den Verein sicher Peter Hackenberg. Der Kapitän beendet am Samstag in Homberg seine imponierende Karriere, die er größtenteils in Aachen verbracht hat. Bei Nils Blumberg zeichnet sich nach vielen Verletzungen das Karriereende im Alter von 25 Jahren ab.
Der Rest muss in den nächsten Tagen besprochen werden. Auf Hohls Prioritätenliste stehen zum Beispiel die beiden Innenverteidiger Franko Uzelac und Alexander Heinze ziemlich weit oben, deren Verträge in ein paar Tagen auslaufen. Das Interesse an Tim Korzuschek ist ebenfalls verbürgt. Der flinke Angreifer wurde im Winter ausgeliehen, sein Arbeitgeber 1. FC Saarbrücken hat erklärtermaßen keine Verwendung mehr für ihn. „Wir haben großes Interesse, ihn hierzubehalten“, sagt Hohl. Der 30-Jährige will sich auch mit den Spielern austauschen, deren Arbeitsvertrag weiter gültig ist. „Im Einzelfall muss man immer besprechen, ob ein Engagement ohne die ganz großen Perspektiven sinnvoll ist.“ Matti Cebulla ist bereits seit ein paar Wochen freigestellt in Aachen, sein Casting bei verschiedenen anderen Clubs, darunter beim 1. FC Düren, war bislang noch nicht erfolgreich.