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Alemannia Aachen: Ein Punkt, aber was ist er wert?

Alemannia Aachen : Ein Punkt, aber was ist er wert?

Die Hausherren liegen schon nach wenigen Sekunden gegen Kölns U23 zurück, in der nervenzerfetzenden Schlussphase gleicht Alexander Heinze aus.

Als die Partie begann, stand Alemannia Aachen auf Platz 16 der Tabelle, das ist ein Rang, der schnurstracks in die Mittelrheinliga führte. Als dann am Mittwochabend gegen 21.21 Uhr das nervenzerfetzende Nachholspiel gegen die U23 des 1. FC Kölns mit 1:1 beendet war, hatte Alemannia zwar einen Punkt mehr. Der reichte aber nicht aus, um über den ominösen Strich zu klettern, der Ober- und Unterwelt in dieser Regionalliga trennt. Aachens Trainer Fuat Kilic blieb positiv, auch wenn insgeheim ein Sieg erhofft worden war. „Das war heute kein Rückschlag, wir haben uns für unseren Aufwand belohnt.“

Unglücklicher hätte der Fußballabend für sein Team kaum beginnen können. Nur für die wenigsten Spieler war schon ein Ballkontakt verzeichnet, als Kölns Keeper Jonas Urbig den Ball weit in die gegnerische Hälfte drosch. Der Ball kam am anderen Strafraum bei Aachens Alexander Heinze herunter. Der Innenverteidiger wollte den Ball locker zu seinem Torwart zurückspielen, er rutschte ihm ab und kullerte an Keeper Joshua Mroß vorbei, der ebenfalls herbeigeeilt war. Thomas Kraus stupste die verunglückte Rückgabe mühelos ins Tor. Für den 35-Jährigen mag es der einfachste Treffer seiner Karriere gewesen sein, für die Aachener war es ein ziemlicher Schock. Der schöne Matchplan landete nach nicht einmal zwei Minuten im Reißwolf.

Alemannia lief einem Rückstand hinterher, aber ohnehin steht die Rückrunde durchgehend unter dem Motto „die Aufholjagd“.

Meistens beharkten sich die Teams im Mittelfeld, beide Trainer hatten die Pressinglinien weit nach vorne geschoben. Der Ausgleich hätte schnell fallen können – nein müssen. Der fidele Tim Korzuschek war davongeprescht, seinen Querpass erreichte Ergün Yildiz drei Meter vor dem Tor. Der Mittelstürmer scheiterte ab noch an Keeper Urbig (11.). Die Beruhigungspille blieb aus. So entwickelte sich ein munteres Spiel mit vielen Zweikämpfen und ganz wenigen Torchancen. Selim Gündüz bekam nach einer misslungenen Faustabwehr von Urbig noch eine Gelegenheit, sein Volleyschuss aus schwierigem Winkel zischte etwa zwei Meter übers Tor (29.). Der offensive Mittelfeldspieler war einer der beiden Neuzugänge in der Startformation, der andere war Hamdi Dahmani. Kilic hatte eine durchaus offensive Belegschaft in den Wettkampf geschickt, die sich aber bis zum Seitenwechsel zwar Feldvorteile, aber keine weiteren Chancen mehr erspielte.

So musste der früh entstandene „Schaden“ in einer Halbzeit repariert werden. Der zweite Durchgang begann wie der erste: mit einer Kommunikationspanne zwischen Aachens Torwart und Innenverteidiger. Diesmal profitierte Oliver Schmitt von der Verwirrung, freistehend verzog er (47.). Der Wackelkontakt in der Abwehr machte die Kölner angriffslustiger. Einmal konnte Heinze noch mit dem Kopf die Flugbahn von einem gefährlichen Hauptmann-Schuss verändern (51.), dann musste Mroß gegen Joshua Schwirten retten (59.).

Alemannia war in Not, die Fans zogen den Lautstärkeregler hoch, 6400 Zuschauer waren auf den Tivoli gekommen, das Team wurde angefeuert. Es hätte noch lauter werden können, aber Alexander Heinze scheiterte aus fünf Metern an Kölns Keeper (61.).

Die Lage spitzte sich zu, Kilic reagierte und wechselte neue Stürmer ein, weil die alten an diesem Abend nicht sonderlich effektiv waren. Zum Beispiel kehrte Jannik Mause zurück, der das Hinspiel im Alleingang für seine Mannschaft entschieden hatte.

Die 78. Minute war aufgerufen, und Sebastian Schmitt schlug den denkwürdigsten Eckball der Saison in den Strafraum. Seine Flanke touchierte die Latte, dann machte ihn Franko Uzelac noch einmal scharf, damit Kollege Heinze wieder an die Latte köpfen könnte. Der Innenverteidiger stocherte nach, und dann hob Schiedsrichter-Assistent Christian Szewczyk sein Fähnchen. Er hatte den Ball hinter der Linie gesehen. „Da habe ich heute zwei Treffer erzielt“, urteilte Torschütze Heinze lakonisch.

Die letzten Minuten brachen an, in „einer unglaublichen Atmosphäre“, wie Kölns Trainer Mark Zimmermann später feststellte. Die Aachener hätten die Partie komplett umbiegen können, völlig ungedeckt kam Korzuschek aus 13 Metern frei zum Schuss. Er zielte vorbei (83.). Die Hausherren setzten nach, sie wollten den Sieg unbedingt, aber sie machten das nicht sehr clever. „Wir haben zu viel und zu früh Risiko genommen“, beobachtete Kilic am Spielfeldrand. Die Ordnung ging verloren, in den letzten Minuten musste Joshua Mroß noch mehrfach den einen Punkt festhalten. Was der einmal wert sein wird? „Vielleicht werden wir uns erst am letzten Spieltag retten, aber wir werden es schaffen“, versicherte Kilic.

Aachen: Mross - Held, Heinze, Uzelac, Schmitt – Müller, Bajric (88. Wilton), Korzuschek, Gündüz (77. Damaschek)- Yildiz (74. Falaye), Dahmani (66. Mause)

Weiter im Kader: Jovic – Hackenberg,, Antonaci, Baum, Oeßwein

Köln U 23: Urbig – Sponsel, Henning, Winke, Kuyucu – Hauptmann (74. Nottbeck), Olesen, Schwirten (59. Petermann), Obuz – Schmitt (84. Wydra), Kraus (66. Mittelstädt)

Schiedsrichter: Gottschalk (Bottrop) Zuschauer: 6400 Tore: 0:1 Kraus (2.), 1:1 Heinze (78.) Gelbe Karten: Held (7), Gündüz (6)/Winke