Alemannia Aachen : Die Mannschaft ist heiß auf den Kältegipfel
Aachen Am Freitagabend beginnt der Viertligist das Liga-Jahr. Gegen Düsseldorf II soll die Euphorie der letzten Monate wieder aufgetaut werden.
Am Montagabend ist Marco Müller schon einmal aufgelaufen am Tivoli. Alemannias Kapitän kam natürlich in Arbeitskleidung zum Dienst, er trug vorschriftsmäßig eine kurze Hose unter seiner gelben Jacke. Der Verteidiger beackerte wie gewohnt die rechte Flanke, er arbeitete sich von hinten nach vorne, Mitspieler Jannis Held kam ihm unterwegs auch zu Hilfe, aber so ein richtiges Tempo entwickelten die Fußballer dabei nicht. Das lag entscheidend daran, dass die beiden mit einem Schneeschieber unterwegs waren …
Am Tivoli haben sie in dieser Woche alle mit angepackt, um das Nachholspiel am Freitagabend, 19.30 Uhr, gegen Fortuna Düsseldorf II zu sichern. Nicht nur die Spieler halfen mit, auch dutzende Fans waren dem Aufruf kurzfristig gefolgt. Bei Alemannia Aachen waren Mitmach-Tage ausgerufen. „Wir mussten viel improvisieren, aber beeindruckend war, wie viele Leute uns geholfen haben“, bilanziert Trainer Helge Hohl am Ende der vereisten Woche. Die Begeisterung ist nach erfolgreichen Monaten mit rübergezogen ins neue Jahr. Am Donnerstagmittag waren bereits 6500 Karten für das Bibber-Spiel am Tivoli abgesetzt.
Mit elf Punkten Abstand auf Spitzenreiter Preußen Münster startet Alemannia in die restliche Rückrunde. Trainer Hohl ist kein Anhänger von tabellarischen, vielmehr von inhaltlichen Zielen. „Wenn wir unsere Spielidee verbessern, kommen die Ergebnisse von allein.“ Die Aachener wollen da anknüpfen, wo sie bei den letzten Heimspielen aufgehört haben. „Wenn wir Spielfreude ausstrahlen, ziehen wir die Zuschauer schnell auf unsere Seite.“ Der Tivoli war jahrelang eine große Geschenkboutique für Gästeteams, aktuell ist Alemannia das heimstärkste Team der Liga. Und das will die Aufholjagd fortsetzen. „Wir bauen uns keinen Druck auf. Wir müssen nichts, wir wollen oben noch mal herankommen“, sagt Marco Müller. Der Vertrag des rechten Verteidigers läuft wie der von fast allen Mitspielern in ein paar Monaten aus. Sein neuer Trainer hat dem 28-Jährigen aber längst das Prädikat „unersetzlich“ aufgeklebt. „Ich habe ihn etwas unterschätzt, er hat nicht nur kämpferische Qualitäten, er hat sich großartig entwickelt, auf seiner Position ist er überragend.“
Müller wird wie immer auf der rechten Seite spielen, die er von Schnee befreit hat, aber viele Mitspieler werden auf der Tribüne frieren. Hohl muss auf acht angeschlagene Feldspieler verzichten. Oeßwein, Heinze, Sauerland und De Vita tauchten schon im letzten Jahr in der Patientenkartei auf. In der Vorbereitung sind Schwermann, Heim, Andzouana und Bapoh dazugekommen. Bei Neuzugang Bapoh ist inzwischen eine Zerrung diagnostiziert, nach langer Wettkampfpause reagieren die Muskelfasern auf die intensive Belastung. Gravierender ist die Verletzung von Exaucé Andzouana. Meniskusanriss und freie Gelenkkörper im Knie steht in seinem Befund, eine Operation und damit eine mehrmonatige Pause ist unumgänglich. Hohl gehen die Feldspieler aus, deswegen wurde ein Testspiel am Samstag gegen Breinig bereits abgesagt. Beim Ligaspiel am Freitag komplettieren die A-Jugendlichen Antonio Ivic und Yasa Eyrice den Kader.
Die Startelf zeichnete sich bereits bei der gelungenen Generalprobe gegen den RKS Radomiak Radom vor einer Woche im türkischen Frühling ab. Die Torwartfrage ist besprochen, in den nächsten beiden Spielen steht Marcel Johnen weiterhin im Tor, dann bekommt der Kollege Jannik Bangsow zwei Chancen, bevor sich die Trainer dann final auf eine Nummer 1 festlegen wollen. Im defensiven Mittelfeld schwankt Hohl noch, ob er Freddy Baum oder Lukas Wilton aufstellen soll, und dann muss auch noch die Grundsatzfrage „ein oder zwei Stürmer“ beantwortet werden.
Die Mannschaft ist heiß auf den Kältegipfel, sagt ihr Kapitän. „Wir wollen die Euphorie weiter schüren.“ Und dann ist noch seit dem Hinspiel eine Rechnung mit dem Gast offen. „Da haben wir zwei Punkte liegen gelassen, der Stachel muss noch gezogen werden“, meint Marco Müller.
Mögliche Aufstellung: Johnen – Müller, Uzelac, Dervisevic, Schmitt – Baum – Held, Korzuschek, Bajric, Ramaj – Mause
Schiedsrichter: Marcel Benkhoff (Ahrhaus)
Bilanz: 10 Siege/5 Remis/ 6 Niederlagen/37:26 Tore
Internet: Spielbericht und Bildergalerie unter az-web.de