Alemannia Aachen : Das plötzliche Ende der kurzen Ära von Martin Bader
Update Aachen Die sportliche Krise am Tivoli hat weitere Konsequenzen: Auch Alemannia Aachens Geschäftsführer Martin Bader muss gehen. In einer E-Mail tauchen schwere Vorwürfe gegen ihn auf.
Am Mittwochmorgen gegen 10 Uhr klopfte es an der Bürotüre von Martin Bader auf der Geschäftsstelle von Alemannia Aachen. Die Aufsichtsräte Andreas Görtges und Marcel Moberz baten um Einlass, um den 53-Jährigen umgehend die fristlose Kündigung „aus wichtigem Grund“ zu übergeben. Welcher Grund so wichtig ist, blieb an dem Morgen offen, er kann noch nachgereicht werden, so sieht es das Gesetz vor.
Im Gespräch ging es dann um eine „unterschiedliche strategische Ausrichtung“ des Vereins. In der Tat hatte Bader, ausgestattet mit einem Vertrag bis Mitte 2023, erkennbar eine andere Idee als das frisch konstituierte Kontrollgremium.
Das Quintett hatte sich kurz nach seiner Wahl von Trainer Patrick Helmes getrennt – gegen den ausdrücklichen Willen des sportlich Verantwortlichen. Damit war die Position Baders auch öffentlich geschwächt, zudem sammelte der Kaderplaner in der Hinrunde der Fußball-Regionalliga keine Argumente in eigener Sache. Seine konzipierte Mannschaft steckt im allerdicksten Abstiegsschlamassel.
Bader war erst im Frühjahr nach Aachen gekommen, wo er inzwischen auch lebt. Er bekleidete sowohl das Amt des kaufmännischen als auch des sportlichen Geschäftsführers. Kaufmännisch war er deutlich erfolgreicher als sportlich. Das finanzielle Volumen der Sponsorenverträge sei nie besser gewesen, sagt ein Insider. Solcher Ertrag führt nun neben den Corona-Hilfen des Landes NRW auch dazu, dass der Regionalligist seinen Kader in der Winterpause aufpeppen kann.
Nach dem Besuch der Räte räumte Bader sein Büro am Tivoli aus und verabschiedete sich von seinen bisherigen Mitarbeitern. „Ich bin überrascht und muss das erst einmal sacken und mich anwaltlich beraten lassen“, sagte er.
Am Wochenende hatte der Aufsichtsrat nach Recherchen unserer Zeitung eine von Präsident Ralf Hochscherff unterzeichnete Mail an Bader verschickt. Das kontrollierende Gremium beklagte sich beim Kaderplaner, dass ein Großteil der Neuverpflichtungen in dieser Saison nicht „regionalligatauglich“ sei. Zudem beklagte das Gremium den langen Zeitraum, „bis wir uns auf Verstärkungen einigen konnten. Das führt aus unserer Sicht zu Nachteilen bei Verpflichtungen, weil nicht zeitnah begonnen wurde“. Wohl eher rhetorisch taucht die Frage nach der desolaten Hinrunde auf: „Welcher Spieler möchte sich DAS antun?“
Zudem beklagt der Aufsichtsrat, dass eine Rücksprache mit einem „scheinbaren Sponsor“ nicht erfolgt sei, der wegen des unprofessionellen Verhaltens nun kündigen wolle. Dann kam der Aufsichtsrat noch auf ein paar „uns zugetragene“ Themen zu sprechen. Sponsoren sollen demnach ihre Verträge ans Personal (gemeint ist wohl Helmes) mit entsprechender Kündigungsoption gekoppelt haben. „Wäre dies tatsächlich der Fall, würden wir uns unstrittig erheblichen Nachteilen – nicht zuletzt finanzieller Natur – ausgesetzt sehen.“
Zudem geht der Aufsichtsrat auf einen „anonymen“ Hinweis ein, wonach Spieler ohne Berater einen Vertrag am Tivoli erst erhalten haben, nachdem dieser zu einem Spielerberater gewechselt sei. „Sollten diese Hinweise tatsächlich der Realität entsprechen, müssen wir selbstredend umgehend (!) in Kenntnis gesetzt werden, ob dies zutreffend ist oder nicht. Bejahendenfalls sind zeitnah Entscheidungen zu treffen und Maßnahmen – nicht zuletzt juristischer Natur – einzuleiten“, steht da.
Weder die Gremien noch die Geschäftsführung – „mithin du“ – hätten Spaß an entsprechenden Strafverfolgungsmaßnahmen wie zum Beispiel Durchsuchungen, steht in der Mail. Bis zum 14. Dezember (Dienstag) bittet Hochscherff „höflich“ um eine schriftliche Stellungnahme. Bader kam der Bitte nach, ein Gespräch zu den Vorwürfen gab es dann nicht mehr, einen Tag später klopfte die kleine Delegation an seine Türe.
Öffentlich will sich Bader zu den Unterstellungen nicht äußern. Nur so viel: „Ich habe mich jeden Tag an Recht und Gesetz gehalten. Jeder Vertrag ist für die verschiedenen Gremien transparent einsehbar“, sagt er.
Auch Alemannias Aufsichtsratsboss Marcel Moberz will sich öffentlich nicht zu den Vorgängen äußern. Er setzt darauf, dass sich Verein und nunmehr ehemaliger Geschäftsführer zeitnah über die Trennung einigen. In Zukunft, sagt Moberz, werden die Aufgaben wieder auf zwei Personen verteilt.