Netzschau zum Heimspielsieg : Bonn Jour
Aachen Zum Heimspielabschluss 2020 empfing die Alemannia am Samstag den Bonner SC. Das Spiel war auf dem Tivoli ein Spiegelbild des im wahrsten Sinne des Wortes „Seuchenjahr“. Die Aachener kämpften gegen alle möglichen Widerstände und mussten viele Steine aus dem Weg räumen, um sich zu belohnen. Freut sich, dass das geklappt hat: die Netzschau.
Was für ein Jahr 2020 für die Alemannia: Gleich zum Jahresbeginn wurde bekannt, dass Rekordtrainer Fuat Kilic den Tivoli im Sommer nach dann viereinhalb Jahren verlassen wird. So musste nicht nur ein neuer Trainer her, auch ein Sportdirektor musste installiert werden. Für das neue Gespann wurde dann im Spätwinter der Grundstein gelegt: Ex-Alemanne Thomas Hengen übernahm die sportliche Leitung zum Frühjahr. Er sondierte den Trainermarkt und überraschte mit dem ehemaligen Wuppertaler Coach und Trainer in der Jugend von Bayer Leverkusen Stefan Vollmerhausen. Soweit so normale die Dinge im Fußballgeschäft.
Dann aber kam das Frühjahr und mit ihm das Coronavirus. Das legte den Spielbetrieb zunächst lahm, beendete die Saison dann ganz und setzte für die kommende Spielzeit 2020/2021 aber mal ganz neue Rahmenbedingungen: Erst nur wenige Zuschauer, dann gar keine. Erst kaum Spiele für die Mannschaft vom Tivoli, dann gefühlte hunderte Englische Wochen in Folge, die entsprechende Verletzungen nach sich zogen. Spielausfälle wegen positiver Fälle innerhalb der eigenen Truppe oder wegen bestätigter Infektionen beim Gegner. Livestreams in mal guter und mal weniger guter Qualität für die Fans, leere Ränge im Stadion … Hinzu kamen schon fast alemannia-typische Aussetzer: Das wichtige FVM-Pokal-Finale, bei dem ein Sieg die erste DFB-Pokalrunde bedeutet und damit auch wichtiges Geld eingebracht hätte, wurde gegen den klassentieferen 1. FC Düren verloren. Obwohl es dann sportlich in der Regionalliga lief, gab es einen kleinen Aufstand gegen den neuen Trainer. Und doch: Mit all diesen Widrigkeiten haben die Schwarz-Gelben mit dem Wechsel der Führung an der Seitenlinie, einem kleinen Kader mit vielen Verletzten und den coronabedingten Hürden eine gute Hinrunde in der Liga gespielt. Die Mannschaft konnte gegen die meisten Widerstände bestehen, gab sich auf dem Platz nie geschlagen und kämpfte bis zur letzten Sekunde. Das war auch im letzten Heimspiel nicht anders.
Zu diesem empfingen die Hausherren am Samstag den kriselnden Bonner SC. Noch ein einziges Mal hieß es auf dem Tivoli im Jahr 2020: „Matchday“!

Und für diese Partie gab es nur eine Marschrichtung, bei der sich wohl alle – Fans, Offizielle, Spieler und Trainerstab – einig waren:

Für diesen Zweck schickte Aachens Trainer alles auf den Rasen, was noch irgendwie geradeaus laufen und sich über 90 Minuten auf den Beinen halten konnte:

Die Ränge hingegen blieben – wie mittlerweile gewohnt – leer. Kein schönes Bild, keine schöne Situation für alle Anhänger, aber immerhin schön, dass man das Spiel per alemannia-hauseigenem Livestream sehen konnte:

Und eine besondere Überraschung gab es dann auch noch für alle, die das Spiel im Livestream oder im Radio verfolgten: Aachens verletzte Nummer 7, Florian Rüter, unterstütze 100,5-Kommentator Tom Gorgels am Mikrofon:

In der ersten Halbezeit hatten die beiden dann aber gar nicht so viel zu kommentieren. Alemannia Aachen gelang … Nunja … Nicht allzu viel in der Offensive. Der Platz, der stellenweise noch grüne Flecken aufwies (<-- man beachte das Wortspiele mit der halben „Wiese“, ha ha) war nicht unbedingt für schnelles Kombinationsspiel gemacht und die ganz dicken Chancen kurz vor dem Halbzeitpfiff wurden gekonnt vergeben. Und so stand es nach 45 0:0. Das bewertete man aus Sicht der Gastgeber so:

Und die Bonner fassten die erste Hälfte so zusammen:

Dafür sollte die zweite Halbzeit umso torreicher und dramatischer werden.
In der 60. Minute brachte Marco Müller Aachen in Führung. Und das nach einer – bitte setzen, festhalten und nicht vom Stuhl kippen: ECKE! Nein, das ist kein Ratespiel aus „X-Factor: Das Unfassbare“, das ist kein Fall für das Team von „Galileo Mystery“, das ist tatsächlich so passiert. Ecke, Kopfball, Tor. So einfach kann Fußball sein.

Aber was wäre die Alemannia, wenn sie das Spiel nicht noch ein bisschen (und unnötig) spannend machen würde. Es liefen die letzten Minuten des Spiels und die Ereignisse überschlugen sich. Vier Minuten vor Ablauf der regulären 90 Minuten kassierten die Schwarz-Gelben den Ausgleich. Folgend eine Symbolbild für die Gefühlswelt der Aachener Anhängerschaft:

Währenddessen – das wissen wir aus sicherer Quelle – sah es oben in der Stadionregie bei den Verantwortlichen des Livestreams wie folgt aus, denn das wollte nun wirklich keiner mehr übertragen:
Aber wie schon geschrieben: Die Truppe vom Tivoli gibt sich auf dem Feld nicht auf. Der Ball wurde aus dem eigenen Netz gefischt und schon starteten die Hausherren wütende Angriffe. Und wie es das Drehbuch wollte, stellten die Gastgeber die Führung in der letzten Minuten wieder her. Ihre GALLEgkeit wurde belohnt, Aachens Nummer 20 NICKte den Ball per Kopf ins gegnerische Tor. 2:1!

Doch Schluss war noch nicht, denn einen letzten Streich spielten die Aachener noch aus. In der Nachspielzeit machte sich der eingewechselte Freddy Baum auf zu einem Konter und schenkte den Bonnern mit dem Schusspfiff das 3:1 ein.
Fazit zum Spiel an diesem Bonn Jour:

In der Regel gibt es beim letzten Heimspiel eines Jahres immer einen Dank an die Fans auf den Rängen. Das konnte in der Form natürlich nicht stattfinden, stattdessen wurde ein Foto direkt im Anschluss an die Partie gemacht und das Bild zierte natürlich auch die Bildschirme, auf denen der Livestream lief:
Und nun? Nun wünschen wir einen schönen dritten Advent.

Fängt jetzt mit den Vorbereitungen für den Geburtstagskuchen an: Die Netzschau. Denn die Alemannia feiert am kommenden Mittwoch ihr 120-jähriges Jubiläum. Passend dazu gibt es die Nachholpartie bei Preußen Münster. Was auch immer da passieren wird, ist sich sicher, dass die 3 Atömchen immer recht behalten werden: die Netzschau.
