Netzschau zur erneuten Nullnummer : Bergisch und Talfahrt der Alemannia
Bergisch Gladbach Die Alemannia wähnte sich nach den Unentschieden gegen Rödinghausen und Fortuna Köln auf einem guten Weg. In Bergisch Gladbach sollte am Samstag endlich wieder ein Sieg eingefahren werden. Doch daraus wurde nichts. Gibt’s nicht in der Überzahl, sondern nur einmal: die Netzschau.
Am Samstag trafen sich in der Belkaw-Arena zu Bergisch Gladbach der heimische SV und Alemannia Aachen im Rahmen des 32. Spieltags der Regionalliga West. Die Hausherren stecken im tiefsten Abstiegskampf, in den die Gäste gar nicht erst hineingeraten wollen. Die Aufgabenstellung für die Schwarz-Gelben, die zumindest auf dem Papier, wenigstens aber aufgrund des Namens und der Historie so etwas wie ein Favorit waren, war also klar: Drei Punkte holen, das Polster auf die unteren Tabellenplätze aufbauen, den guten Weg der vorangegangen zwei Spiele gegen Rödinghausen (0:0) und Fortuna Köln (2:2) weiter beschreiten und nach zuvor sechs sieglosen Partien in Folge endlich wieder dreifach punkten.
Nach den absolvierten 90 Minuten sprach einer der verantwortlichen Trainer von einer „erfolgreichen Woche“. Von einem „verdienten Punkt“ und von einer „tollen Mannschaftsleistung“. Diese Worte kamen von Helge Hohl, seines Zeichens Chefcoach von Bergisch Gladbach. Seine Mannschaft hatte sich trotz einer Halbzeit in Unterzahl ein 0:0 gegen die Alemannia erkämpft. Und hatte sogar Chancen auf den Siegtreffer.
Und die Aachener? Sinnbildlich für deren Stimmung nach dem Spiel war beispielsweise Nick Galle:

Zufriedenheit sieht anders aus. Kein Wunder. Und auch die Fans waren alles andere als einverstanden mit dem, was sie zuvor in der Partie von ihrer eigenen Mannschaft zu sehen bekamen:

In den Kommentaren auf der Facebook-Seite der Alemannia waren auch nicht viele verständnisvolle Worte zu lesen, ganz im Gegenteil. Eine Auswahl gefällig?
- „Das war ein fußballerischer (wenn man das so nennen kann) Offenbarungseid!! Einfach nur noch traurig mit anzusehen, was aus diesem geilen Verein geworden ist. Wir gurken seit Monaten nur noch rum und jedes Spiel ist ein Krampf... 50 Minuten!!! gegen Bergisch Gladbach in Überzahl und man muss eher Angst haben, dass der Gegner nicht das Tor schießt... Das ist blamabel, das spricht Bände! Ich bin wirklich froh, wenn die Saison zu Ende ist, wir sie halbwegs überstehen und die Klasse halten. Gerne kann der Großteil der ganzen Mannschaft ausgetauscht werden, das tut einem als Alemannia Fan nur noch weh!! Es macht keinen Spaß mehr!!! Und da gibt es auch keine Erklärungen oder Ausreden für, ihr habt versagt!“
- „man kann das Spiel auf sporttotal eigentlich nicht mit ansehen. Kein Konzept, einfallslose Spielform, keine Ideen. Viele unnötige Ballverluste und das gegen 10 und Berg. Gladbach. Es ist echt schlimm dieses Gegurke. Gegen wen will man eigentlich in dieser Saison noch 3 Punkte holen??? Echt traurig …“
- „Leider wie erwartet, ist man in der Situation das Spiel machen zu müssen kommt nicht mehr viel, 0-0 gegen einen Absteiger der 45 min in Unterzahl auch noch spielt kann ich auch nicht mehr damit entschuldigen das der Kader auf dem Zahnfleisch läuft durch die ganzen englischen Wochen, da muss selbst in der Verfassung gegen Feierabend Fußballer ein 3er rausspringen gerne auch ein richtig dreckiges 0-1 aber das heute war einfach Gent große rotze. Vielleicht sollte mal jemand dieser Mannschaft erklären das sie hier auch Woche für Woche um Dauerkarten spielen die bei solchen Leistungen sicherlich nicht nochmal in der Menge wie aktuell verkauft werden, weil von Woche zu Woche verspielt man sich die Unterstützung der Leute“
- „Was für ein Glück, dass niemand ins Stadion darf. So fällt nicht auf, dass überhaupt niemand mehr ins Stadion will.“
- „Da fehlen einem langsam echt die Worte. Bei nem vermeintlichen Absteiger, in Überzahl, so eine Leistung zu bringen, kann man eigentlich gar nicht mehr kommentieren. Jungens, nur mal so am Rande, lächerlicher geht's kaum noch“
Nicht nur die Mannschaft wurde kritisiert. Auch das Interims-Trainerduo Kristoffer Andersen und Dietmar Bozek wird von einigen kritisch gesehen:
- „Unfassbar - ein Trainer (Andersen) der eine Körpersprache wie ein Kreisligatrainer hat, sich alle 2 Minuten umdreht, abwinkt etc. und ein Trainer, der es zumindest versucht, jedoch scheinbar nicht über die Kompetenz verfügt (Bozek). Mit einem solchen Trainerteam werdet ihr nichts, absolut garnichts mehr holen liebe Alemannia. Schaut euch die Feierabendfußballer von Bergisch Gladbach an - ein Trainerteam das die Mannschaft 90 Minuten (55 in Unterzahl) nach vorne peitscht und dazu mit wenigen Mitteln modernen, dynamischen attraktiven Fußball spielt. Vielleicht solltet ihr Helge Hohl mal an den Tivoli einladen. Jüngster Regionalligatrainer Deutschlands und bisher bei all seinen Stationen Erfolg... ich sehe schwarz wenn es in der derzeitigen Konstellation weitergeht“
Doch nicht nur Bergisch Gladbachs Trainer Hohl wird in den Topf potenzieller neuer Übungsleiter geworfen, auch ein anderer bekannter Name wurde in den Kommentaren gefordert – ob nun wirklich ernsthaft oder nicht, wir listen den Kommentar hier mal auf:
- „Lieber Peter Neururer bitte komm endlich und räume in diesem Gurkentrupp auf, dat kann man sich nicht mehr reinziehen“
Doch was war passiert? Samstag, 14 Uhr, Bergisch Gladbach, Regionalliga West, es war Matchday!

Aachen hatte den bislang letzten Sieg am 27. Februar in Rheydt gegen Borussia Mönchengladbach II (2:1) holen können. Es folgten drei Unentschieden und drei Niederlagen. Doch zumindest die Begegnungen zuhause gegen Rödinghausen (0:0), in dem die defensive Stabilität wiederentdeckt wurde, und das Spiel im Kölner Südstadion gegen die Fortuna (2:2), in dem es richtig starke erste 25 Minuten und am Ende einen Punktgewinn über die Moral gab, machten Hoffnung, dass sich die Schwarz-Gelben auf einem guten Weg befanden. Entsprechend war der Auftrag für die Partie beim abstiegsbedrohten SV klar: drei Punkte holen!

Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich immer zuletzt, deswegen war der Wunsch nach einem Sieg nachvollziehbar. Und die Zeichen standen ja nicht ganz schlecht.

Richten sollte das zunächst die folgende Elf:

Doch vorweg: Nicht alle kamen verletzungsfrei vom Grün zurück: Florian Rüter musste bereits nach weniger als zehn Minuten runter: muskuläre Probleme. Fredric Baum, der den kurzfristig ausgefallenen Matti Fiedler ersetzte, verließ kurz vor der Halbzeit mit einer blutenden Kopfwunde den Platz und musste vorsichtshalber ins Krankenhaus gefahren werden. Oguzhan Aydogan humpelte in der zweiten Halbzeit in die Kabine. Von dieser Stelle allen dreien alles Gute und eine schnelle Genesung!
Wie in Zeiten des Coronavirus üblich blieb für die meisten Fan wieder nur der Livestream, denn ein Besuch im Stadion ist weiterhin nicht möglich.

Das hinderte aber nicht alle daran, den Weg nach Bergisch Gladbach nicht doch anzutreten und das Spiel vom Zaun aus zu verfolgen:
Damit auch die Abstände eingehalten wurden, wurde zwischendurch im Stadioninneren der Fanbeauftragte gesucht, damit er ein Auge darauf hielt. Aber das war alles kein Problem. Das gab es aus Sicht der Aachener Anhängerschaft nur auf dem Platz, denn spätestens in der zweiten Halbzeit wurde deutlich, dass die Schwarz-Gelben keine wirklichen Spielideen hatten.
Bergisch Gladbachs Nummer 13, Meguru Odagaki, zwischen 2016 und 2017 einst am Tivoli aktiv, sah kurz vor der Halbzeit nach einem zu hohen Bein gegen Baum die Rote Karte. Wobei Schiedsrichter Felix Weller wohl eher die Verletzung als das Foul bestrafte, denn im ersten Moment sah es nicht nach einem Platzverweis aus. Das änderte sich als er Alemannias blutende Nummer 6 sah. Dadurch spielten die Gäste die komplette zweite Halbzeit in Überzahl. Doch weder die Vereinsverantwortlichen noch die Fans am Zaun oder am Livestream konnten das wahrnehmen. Zu keinem Zeitpunkt machte sich der eine Mann mehr auf dem Platz bei den Kaiserstädtern bemerkbar. Im Gegenteil: Die Partie war teilweise weiterhin offen, Bergisch Gladbach war zwischenzeitlich näher an einem Tor dran als die Alemannia … Martin Bader, Aachens neuer kaufmännischer und sportlicher Leiter, tigerte entsprechend auf er Tribüne hin und her. Auch bei ihm galt: Zufriedenheit sieht anders aus.
Am Ende blieb es beim eingangs erwähnten 0:0, mit dem die Hausherren leben konnten. Die Gäste definitiv nicht, wie auch Kapitän Alexander Heinze nach dem Spiel deutlich formulierte: „Unterm Strich ist das viel zu wenig. Wir müssen hier gewinnen. Eine Erklärung dafür habe ich auch nicht.“
Hinten stand wieder einmal die Null, vorne aber auch. Und das schon zum achten Mal in dieser Saison … das macht das Gewinnen nicht unbedingt einfacher.

Was bleibt nun von diesem Spiel? Viel Frust, sieben Partien ohne dreifache Punktausbeute und ein März zum Vergessen. Wieder einmal muss das Prinzip Hoffnung herhalten. Hoffnung auf eine Woche, in der kein Spiel ansteht und Zeit für intensives Training bleibt. Hoffnung auf den April, der für die Alemannia mit einem Heimspiel am kommenden Samstag gegen den SV Straelen (14 Uhr beginnt). Hoffnung auf die Hoffnung …
Damit diese Netzschau aber nicht nur in Frust endet, werden an dieser Stelle wieder einmal Wünsche wahrgemacht. Konkret wird nun für jemanden ein Eis fällig, denn wir haben eine Wette vernommen, dass ein paar Twitter-User es unbedingt hier reinschaffen wollten. Und wenn es um einen kleinen Schoko-Bananen-Eisbecher (mit Schirmchen!) geht, sind wir natürlich dabei!

Guten Hunger!
Hat jetzt auch Lust auf ein Eis und ist Samstag natürlich wieder auf dem Tivoli zu finden: die Netzschau.