Mittelrheinpokal : Alemannia braucht eine halbe Stunde länger
Freialdenhoven 30 Minuten musste Alemannia Aachen nachsitzen, bevor der Einzug ins Halbfinale des Mittelrheinpokals perfekt war. Der 3:1-Sieg bei Borussia Freialdenhoven hätte schon früher auf den Weg gebracht werden können, wenn die Aachener ihre Chancen genutzt hätten.
Am Ende eines stürmischen, nasskalten Abends stand das erhoffte Ergebnis. Das Ticket für das Halbfinale des Mittelrheinpokals wurde erfolgreich gelöst, aber die Begleitumstände hatten sich alle Beteiligten anders vorgestellt. Denn Alemannia Aachen hatte sich im Viertelfinale „erst“ nach 120 Minuten mit 3:1 bei Borussia Freialdenhoven durchgesetzt.
„Wir hätten uns natürlich gewünscht, dass wir nicht in die Verlängerung gehen“, sagte Fuat Kilic mit Blick auf den Westschlager gegen RW Essen am kommenden Sonntag. „Ich hatte aber keine Bedenken, dass wir das Ding nicht ziehen.“
Aachens Trainer hatte erstmals seit knapp einem Jahr den genesenenen Frederic Baum in der Startelf aufgeboten, ansonsten hielt sich die Rotation in Grenzen. Der Favorit übernahm schnell das Kommando und spielte sich in der ersten Halbzeit einige gute Chancen heraus. Aber entweder die Ungenauigkeit oder Borussias starker Keeper Alexander Monath verhinderten einen Torerfolg: Ergün Yildiz schoss volley über das Freialdenhovener Tor (15.), Tim Korzuschek (24.) zwang Monath zu einer Glanzparade.
Dass die Aachener vor der Pause dann doch noch in Führung gingen, war einer Eckenvariante zu verdanken: Korzuschek legte den Ball flach in den Rückraum, Yildiz nahm den Ball mit links an, um ihn mit rechts in die lange Ecke zu schlenzen (43.). Die Gastgeber hatten in der ersten Halbzeit weitgehend darauf verzichtet, die Hintermannschaft der Gäste zu prüfen. Der einzige Torschuss kam in der Nachspielzeit zustande, Ex-Alemanne Armand Drevina schoss aber über das Aachener Tor.
„Wir hätten im eigenen Ballbesitz etwas mutiger sein können“, monierte Freialdenhovens Trainer Kevin Kruth, der beim letzten Pokalspiel der beiden Mannschaften noch als Torschütze in Erscheinung getreten war.
Das änderte sich nach dem Seitenwechsel. Der klassentiefere Fünftligist legte seinen Respekt ab, der Ausgleich war aber einem Patzer von Alemannias unterbeschäftigtem Keeper Joshua Mroß zu verdanken: Nach einem Rückpass spielte Mroß Niklas Koppitz den Ball in den Fuß. Freialdenhovens Topscorer legte quer zum eingewechselten Marco Weingart, der die Kugel über die Linie drückte (59.). „Im Endeffekt hat der Gegner kein Mal auf unser Tor geschossen“, ärgerte sich Kilic über den unnötigen Ausgleich, der seiner Mannschaft die Extra-Spielzeit bescherte.
Ein Tor fiel nämlich nicht mehr: Erst verpasste Korzuschek eine scharfe Hereingabe von Lars Oeßwein (70.), vier Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit verhinderte Monath dann mit einem überragenden Reflex beim Kopfball des eingewechselten Hamdi Dahmani den Einschlag.
„Wir hätten es in den 90 Minuten entscheiden müssen“, urteilte Alexander Heinze, der am Mittwochabend eigentlich geschont werden sollte. Kilic brachte seinen Abwehrchef in der Verlängerung dann aber doch – und Heinze kurbelte das Offensivspiel der Gäste an. Die 1210 Zuschauer im Stadion an der Ederener Straße sahen kurz vor dem Seitenwechsel wie ein anderer Defensivspieler für die Vorentscheidung sorgte: Sechser Marco Müller, der in den Runden zuvor schon wichtige Tore im Pokal erzielt hatte, traf von der Sechzehnerkante zum 2:1 für die Gäste.
Und auch Heinze trug sich Sekunden nach Wiederanpfiff in die Torschützenliste ein: Im Stile eines Stürmers umkurvte er Monath und schob zum 3:1 ein (106.). Für den unschönen Schlusspunkt des Abends sorgte Jalil Tahir, der wegen wiederholtem Foulspiel die Gelb-Rote Karte sah (109.).
Trotzdem gingen nicht nur die Spieler der Borussia, sondern auch ihr Trainer zufrieden in den Feierabend. „Wir haben einen Regionalligisten durch Mentalität und Kampf in die Verlängerung gezwungen“, hielt Kruth nicht ohne Stolz fest. Sein Trainerkollege haderte nicht allzu sehr mit den 30 Bonusminuten. „Es freut mich, dass wir hinten raus die Souveränität hatten, nachzulegen“, sagte Kilic. „Wir haben noch genügend Zeit, um bis Sonntag wieder die Frische reinzubekommen.“