Köln : Und wieder ein Rückschlag für den 1. FC Köln
Köln Es ist immer noch ungewohnt, Peter Stöger im feinen Zwirn zu sehen, im Bundesligaalltag trägt der Trainer des 1. FC Köln stets Jeans und Kapuzenpulli. Am Donnerstagabend hatte sich Stöger aber wieder mal herausgeputzt: dunkler Anzug, weißes Hemd, rote Krawatte; so muss es sein in der Europa League. Es hätte ein schönes Zeichen sein können.
Denn dieses Spiel gegen Roter Stern Belgrad sollte ja eigentlich eines werden: ein Kontrast zum desaströsen Saisonstart in der Liga. Doch daraus wurde nichts: Der FC verlor 0:1 gegen Belgrad. Die nächste Niederlage, wieder kein Tor, der nächste Rückschlag.
Und nun droht auch in der Europa League das frühzeitige Aus. Der FC verlor trotz eines sehr couragierten Auftritts in Hälfte zwei und wegen einer Portion Pech, er verlor vor allem aber wegen einer katastrophalen ersten Halbzeit gegen einen nicht wirklich guten Gegner. Leonardo Bittencourt fand als einer der Ersten die passenden Worte: „Es bringt nur etwas, wenn wir so eine Leistung über 90 Minuten abrufen.“
Auf vier Positionen verändert
Stöger hatte seine Mannschaft umgekrempelt, gleich vier neue Spieler standen im Vergleich zum 0:0 in Hannover in der Startelf: Jorge Meré, Pawel Olkowski, Milos Jojic und Sehrou Guirassy ersetzten im ersten Kölner Heimspiel im Europapokal seit 25 Jahren Dominic Maroh, Lukas Klünter, Bittencourt und Yuya Osako. Gewirbelt wurde dann auch auf dem Platz — allerdings nicht vom FC. Die gesamte erste Halbzeit war für die Kölner eine zum Vergessen.
Die Defensive unsicher, die Offensive im Grunde nicht vorhanden. Was Stögers Mannschaft in den ersten 45 Minuten dieses langersehnten Europapokalabends auf den Rasen brachte, war erschreckend. Stattdessen machten die Gäste das Spiel. Belgrad hätte schon nach sechs Minuten führen können, als Guélor Kanga frei vor Timo Horn auftauchte, den Ball am Torhüter vorbeilegte, sein Ziel danach aber verfehlte. Richmond Boakye kam dem Kölner Kasten mit seinem Kopfball noch näher (26.), und nach einer halben Stunde war es passiert: Boakye sicherte sich den Ball gegen den schwachen Meré, zog von der Strafraumkante ab und traf ins kurze Eck, 1:0 für Belgrad.
Ein echtes Aufbäumen der Kölner folgte zunächst nicht. Ungenaues Passspiel, Flanken ins Nichts, ohne jegliches Konzept im Spiel nach vorne. Und die Fans pfiffen. Erst kurz vor dem Pausenpfiff kam der FC zu einer ersten echten Chance, als Jojic nur knapp am Tor vorbei schoss (44.)
In der Halbzeit reagierte Stöger, stellte von einer Fünferkette mit drei zentralen Verteidigern auf eine Viererkette um, nahm Meré und Guirassy vom Platz und brachte Bittencourt und Osako. Und die Veränderungen trugen Früchte. Bittencourt mit dem Kopf (51.) und Cordoba per Fallrückzieher (53.) sorgten binnen zwei Minuten für mehr Alarm im Belgrader Strafraum, als es ihn in der ganzen ersten Hälfte gegeben hatte.
Und nachdem Jojic nach 58 Minuten den Pfosten traf, kam mit den Gesängen der Fans auch der Mut beim FC zurück. Die Mannschaft kämpfte, gewann Zweikämpfe — und erspielte sich Chancen. Doch jetzt kam auch noch Pech dazu: Jojic stand wieder nur der rechte Pfosten im Weg (66.), wenig später traf Bittencourt das linke Pendant (74.).
„In der zweiten Halbzeit haben wir Belgrad keine Chance gelassen“, sagte der Flügelspieler. Das war ein anderes Kölner Team als das aus der ersten Hälfte, doch ihm lief die Zeit davon. Auch weil Belgrads Spieler selbst nach harmlosen Zweikämpfen immer wieder liegenblieben und sich behandeln ließen. Fünf Minuten Nachspielzeit waren die Folge, doch Belgrads Keeper Milan Borjan kratzte Frederik Sörensens Kopfball aus dem Eck (90.+1) und sicherte so den Sieg der Serben. „Die zweite Halbzeit war das Beste, was man in dieser Saison von uns gesehen hat“, befand Dominique Heintz. „Aber wir haben die Kacke am Schuh.“