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Frankfurt: Stefan Ruthenbeck: „Ein Spiel weniger, um aufzuholen“

Frankfurt : Stefan Ruthenbeck: „Ein Spiel weniger, um aufzuholen“

Stefan Ruthenbeck gefiel die Frage überhaupt nicht. Ob die Berufsfußballer des 1. FC Köln nicht besser auf dem Trainingsplatz aufgehoben seien, um beispielsweise das Verhalten bei Standardsituationen zu verbessern, als auf dem Rosenmontagsumzug auf einem Wagen zu stehen und Kamelle an die Jecken zu verteilen?

Der 45-Jährige setzte mit erhobenen Augenbrauen zu einer längeren Gegenrede an, die nur vortragen konnte, wer als gebürtiger Kölner das Brauchtum mit der Muttermilch aufgesogen hat. Es gebe aus der Historie eine Verpflichtung, sich zu präsentieren, belehrte der Fußballlehrer. „In guten Zeiten lassen wir uns gerne feiern, und in schlechten wollen wir uns trotzdem zeigen.“ Und nebenbei: „Wir werden auch in den nächsten Wochen viel trainieren.“ Einfach mal drei freie Tage am Stück spendieren, wie es der Frankfurter Kollege Niko Kovac nach dem 4:2-Heimsieg seiner Eintracht tat, käme beim Effzeh nicht infrage. Karneval hin oder her.

Aber würde es etwas am grundsätzlich trübseligen Tabellenbild ändern, wenn die Profis sich aus lauter Aktionismus heute ans Geißbockheim begäben? Wohl kaum. Aushängeschilder wie der ranghöchste Fußballverein mit seinen Profis dürfen beim „Zoch“ nicht fehlen. Und dass der Klub das erste Mal seit zwölf Jahren den speziellen (Feier-)Tag der Domstadt wieder als Tabellenletzter erlebt, hat vielschichtige Ursachen. Der 22. Spieltag diente nur als neuerlicher Beleg, dass mal wieder in der Summe zu viel fehlte, um ein Bundesligaspiel zu gewinnen.

Sportdirektor Armin Veh wollte dazu an alter Wirkungsstätte übrigens diesmal keinen Kommentar abgeben — und ließ sich stattdessen im Erdgeschoss der Frankfurter Arena von der Rödelheimer Rapperin Sabrina Setlur umarmen. Solch eine Nähe wäre auch den Kölner Abwehrspielern mitunter zu wünschen gewesen, die allerdings am Samstagnachmittag zu häufig mehr als nur die berühmte Armlänge Abstand — um bei einer früheren närrischen Ansage der Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker zu bleiben — hielten. Folglich nutzte der nächste Doppelpack von Simon Terodde (57. Foulelfmeter/74.) wenig.

Ruthenbeck zürnte vor allem über jene verstörenden acht Minuten, in denen Marco Russ (59.), Simon Falette (65.) und Marius Wolf (67.) den Gegner so mühelos zerlegten wie Touristen einen durchweichten Handkäse in einer Frankfurter Apfelweinkneipe. Coach Ruthenbeck bemerkte „seltsame Gegentore“, Abwehrspieler Dominique Heintz bemängelte „kleine Fehler, die uns töten“.

Und Mittelfeldmann Marco Höger meinte im besten rheinischen Dialekt: „Wir haben das nicht energisch genug verteidigt: Das kann man dämlich nennen.“ Irgendwie war bei allen Protagonisten herauszuhören, wie sehr sie wiederholtes Fehlverhalten nervte: gegen Dortmund vorne naiv ins Verderben gerannt, gegen Frankfurt hinten dumm angestellt. Gleichwohl ehrte es Bartträger Ruthenbeck, dass er nicht zuerst über „eine neue Baustelle“ schimpfte — wie etwa seine Viererkette mit dem schwachen Heintz, dem fahrigen Jorge Meré und den überforderten Außen Frederik Sörensen und Jonas Hector —, sondern selbst eine gehörige Portion Verantwortung übernahm. In der von ihm ausgewählten 4-4-2-Grundordnung habe sich das Team auf seine Anweisung hin zu passiv verhalten. „Das war der falsche Plan. Ich kann nicht nur mit dem Finger auf die Jungs zeigen. Auch ich habe definitiv Fehler gemacht.“

Unter dem Strich stand eine kollektive Kölner Ernüchterung: Wer Torwart Timo Horn beobachtete, der mit Schlusspfiff nahe am Anstoßkreis zusammensackte und gefühlt eine halbe Ewigkeit auf dem kalten Rasen hockte, ehe ihn Frankfurts Matchwinner Wolf auf die Beine half, der konnte erahnen, wie viel von der im Januar erworbenen Zuversicht im Februar schon wieder zugeschüttet ist. Dass die sieben Punkte zu Rückrundenbeginn kein Strohfeuer waren, soll nun die Partie gegen Hannover 96 widerlegen. „Wir haben die Hoffnung, das nächste Heimspiel zu gewinnen“, verkündete Ruthenbeck durchaus trotzig und hakte das Frankfurt-Gastspiel ab: „Ein Spiel weniger, um aufzuholen.“