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Spielbericht: 1. FC Köln gegen Schalke 04

1:1 gegen Schalke : Ein Remis, das sich für den FC Köln wie ein Sieg anfühlt

Manchmal muss der Torwart seiner Einsamkeit entfliehen, da traf es sich gut, dass Achim Beierlorzer ebenfalls auf das Spielfeld gelaufen war, als Jonas Hectors Kopfball in der Nachspielzeit zum 1:1 im Schalker Tor eingeschlagen war.

Mitten auf dem Rasen sprang Timo Horn seinem Trainer in die Arme, es war ein Moment der Befreiung, den niemand allein verbringen wollte. „Ich weiß nicht, warum ich losgerannt bin, höchstwahrscheinlich war es Freude. Ich bin einfach los“, sagte Beierlorzer am Sonntagmorgen. Eine Nacht lag da zwischen dem Spiel der Kölner auf Schalke. Die Aufregung war gewichen, doch die Erleichterung hatten die Kölner mit nach Hause genommen. „Es ist viel, viel mehr als ein Punkt, den wir hochverdient haben. Das Unentschieden hat den Glauben bekräftigt“, sagte Beierlorzer. Horn hatte das nach dem Spiel ganz ähnlich eingeordnet: „Ich wäre vom Glauben abgefallen, wenn wir heute nichts geholt hätten. Wir wissen aus der letzten Abstiegssaison, wie wichtig so ein Punkt sein kann.“

Die Kölner, als Tabellen-17. zu Gast bei einer Mannschaft, die mit einem Sieg die Tabellenspitze übernommen hätte, schien in Gelsenkirchen das übliche Schicksal eines Aufsteigers zu ereilen, der schon früh in der Saison wieder vor dem Abstieg steht: eine ordentliche Leistung, ein wenig Abschlusspech sowie ein überragender Torwart. Dazu ein Schiedsrichter, der in einer entscheidenden Szene einen Fehler macht – es sah nicht gut aus für den FC. Sogar Beierlorzer hatte zwischenzeitlich Schwierigkeiten gehabt, seinen Optimismus zu halten. „Als Trainer glaubt man zwar immer dran, aber kurzfristig denkt man dann doch: Was ist das jetzt wieder für ein Mist?“

Ehizibues große Chance

Dabei hatte es nicht so schlecht begonnen: In der 21. Minute hatte sich die Kölner Feldüberlegenheit beinahe auf dem Videowürfel manifestiert. Florian Kainz schlug eine perfekte Flanke, Kingsley Ehizibue kam frei zum Kopfball. Doch sein Versuch traf Alexander Nübel. „Das Tor ist sieben Meter breit, Nübel einen. Da bleiben sechs Meter übrig“, lautete Beierlorzers Beweis dafür, dass es für Ehizibue einfacher gewesen wäre, den Ball ins Tor zu köpfen. Doch so war es beim 0:0 geblieben, ohne dass Köln in Gefahr geraten wäre. „Die Schalker wussten in der ersten Halbzeit nicht, was sie mit uns anfangen sollten“, fasste Beierlorzer zusammen.

In der zweiten Hälfte wurden die Gastgeber etwas besser, obwohl Simon Terodde für Köln nach einer knappen Stunde eine weitere Großchance hatte, die Nübel sagenhaft parierte. Wenig später wagte sich Schalkes Innenverteidiger Salif Sané weit ins Mittelfeld, legte sich den Ball zu weit vor und grätschte mit den Stollen voran hinterher. Er traf Ellyes Skhiri nur leicht – dennoch war es ein übles Foul, für das der bereits verwarnte Senegalese vom Platz gehört hätte. Doch der Schiedsrichter ließ seine Karten in der Tasche. Und wenig später war es selbstverständlich Sané, der die Schalker Führung durch Suat Serdar vorbereitete (71.). Es hätte viele Gründe gegeben, nun unter der Last des anhaltenden Misserfolgs zu zerbrechen, zumal Nübel gegen Modeste in der ersten Minute der Nachspielzeit einen Ball aus dem Eck fischte, der eigentlich nicht zu erreichen gewesen war.

Doch so hatte der FC eine letzte Ecke. Hector postierte sich am Fünfereck, obwohl er dort grundsätzlich nicht eingeteilt ist. „Aber es war die letzte Ecke“, sagte der Kapitän. Kainz schlug den Ball auf den kur­zen Pfosten, Hector verlängerte – Tor. „Der Ball fiel super auf meinen Kopf. Dass er hinten einschlägt, ist natürlich auch glücklich“, sagte er.

Am Ende war es ein verdientes Remis. „Trotzig“ habe sich seine Mannschaft gegen ihr Schicksal gewehrt, sagte Beierlorzer, der weiß, dass das seine Arbeit erleichtern wird. Er brauche die Punkte schon allein deshalb, damit „du nicht immer das Gleiche sagst“, sagte er. Den Schwung wollen die Kölner mitnehmen. Der Trainer sagte: „Wir wollen eine Serie starten.“